Die dritte Luft oder Eine Bühne am Meer

Die dritte Luft oder Eine Bühne am Meer

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783100629203
Untertitel:
Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1997
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Christoph Ransmayr
Herausgeber:
FISCHER, S.
Auflage:
4. Auflage
Anzahl Seiten:
29
Erscheinungsdatum:
28.03.2001
ISBN:
978-3-10-062920-3

Der erste Band von Christoph Ransmayrs »Spielformen des Erzählens«.

Diese Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1997 bildet den Auftakt einer außergewöhnlichen Reihe: der »Spielformen des Erzählens«. »Eine Bühne am Meer«, so nennt Christoph Ransmayr diese Form dieses Erzählens. »Tirade«, »Verhör« und »Schauspiel einer Heimkehr«, »Bildergeschichte«, »Duett« und »Ansprachen« werden als Varianten einer ebenso vergnüglichen wie vielschichtigen Prosa folgen.

»Blauwale! Waren es fünf? Sieben? In Baltimore und in anderen Küstendörfern an der Roaringwater Bay und der Dunmanus Bay sprach man später sogar von einem Dutzend Blauwalen, die unter den Fontänen ihrer Atemluft und an turmhohen schwarzen Klippen vorüber dem offenen Atlantik entgegenzogen.«

Autorentext
Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels/Oberösterreich geboren und lebt nach Jahren in Irland und auf Reisen wieder in Wien. Neben seinen Romanen »Die Schrecken des Eises und der Finsternis«, »Die letzte Welt«, »Morbus Kitahara«, »Der fliegende Berg«, »Cox oder Der Lauf der Zeit«, »Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten« und dem »Atlas eines ängstlichen Mannes« erscheinen Spielformen des Erzählens, darunter »Damen & Herren unter Wasser«, »Geständnisse eines Touristen«, »Der Wolfsjäger« und »Arznei gegen die Sterblichkeit«, im Juli 2022 »Jägerin im Sonnenbad. Dreizehn Balladen und Gedichte«. Zum Werk Christoph Ransmayrs erschien der Band »Bericht am Feuer«. Für seine Bücher, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Bert Brecht benannten Literaturpreise, den Kleist-Preis, den Premio Mondello und, gemeinsam mit Salman Rushdie, den Prix Aristeion der Europäischen Union, den Prix du meilleur livre étranger und den Prix Jean Monnet de Littérature Européenne. Literaturpreise:Anton-Wildgans Preis der österreichischen Industrie (1989), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1992), Franz-Kafka-Preis (1995), Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz (1996), Aristeion-Preis der Europäischen Union (1996, gemeinsam mit Salman Rushdie), Solothurner Literaturpreis (1997), Premio Letterario Internazionale Mondello (1997), Landeskulturpreis für Literatur des Bundeslandes Oberösterreich (1997), Friedrich Hölderlin Preis der Stadt Bad Homburg (1998), Nestroy-Preis (Bestes Stück - Autorenpreis) für »Die Unsichtbare« (2001), Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg (2004), Heinrich-Böll-Preis (2007), Premio Itas (2009), Premio La voce dei lettori (2009), Premio Gambrinus (2010), Ernst-Toller-Preis (2013), Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau (2013), Franz-Josef-Altenburg-Preis (2014), Donauland Sachbuchpreis (2014), Fontane-Preis für Literatur (2014), Prix Jean Monnet de Littératures Européennes (2015), Prix du Meilleur livre étranger (2015), Marieluise-Fleißer-Preis (2017), Würth-Preis für Europäische Literatur (2018), Kleist-Preis (2018), Nominierung für den Man Booker International Prize (2018), Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten (2018), Ludwig-Börne-Preis (2020), Premio Navicella d'Oro der Società Geografica Italiana (2023), Park-Kyung-ni-Literaturpreis (2023).

Klappentext
Der erste Band von Christoph Ransmayrs »Spielformen des Erzählens«. Diese Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1997 bildet den Auftakt einer außergewöhnlichen Reihe: der »Spielformen des Erzählens«. »Eine Bühne am Meer«, so nennt Christoph Ransmayr diese Form dieses Erzählens. »Tirade«, »Verhör« und »Schauspiel einer Heimkehr«, »Bildergeschichte«, »Duett« und »Ansprachen« werden als Varianten einer ebenso vergnüglichen wie vielschichtigen Prosa folgen. »Blauwale! Waren es fünf? Sieben? In Baltimore und in anderen Küstendörfern an der Roaringwater Bay und der Dunmanus Bay sprach man später sogar von einem Dutzend Blauwalen, die unter den Fontänen ihrer Atemluft und an turmhohen schwarzen Klippen vorüber dem offenen Atlantik entgegenzogen.«

Zusammenfassung
Der erste Band von Christoph Ransmayrs »Spielformen des Erzählens«.

Diese Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1997 bildet den Auftakt einer außergewöhnlichen Reihe: der »Spielformen des Erzählens«. »Eine Bühne am Meer«, so nennt Christoph Ransmayr diese Form dieses Erzählens. »Tirade«, »Verhör« und »Schauspiel einer Heimkehr«, »Bildergeschichte«, »Duett« und »Ansprachen« werden als Varianten einer ebenso vergnüglichen wie vielschichtigen Prosa folgen.

»Blauwale! Waren es fünf? Sieben? In Baltimore und in anderen Küstendörfern an der Roaringwater Bay und der Dunmanus Bay sprach man später sogar von einem Dutzend Blauwalen, die unter den Fontänen ihrer Atemluft und an turmhohen schwarzen Klippen vorüber dem offenen Atlantik entgegenzogen.«

Leseprobe
Blauwale! Waren es fünf? Sieben? In Baltimore und in anderen Küstendörfern an der Roaringwater Bay und der Dunmanus Bay sprach man später sogar von einem Dutzend Blauwalen, die unter den Fontänen ihrer Atemluft und an turmhohen schwarzen Klippen vorüber dem offenen Atlantik entgegenzogen. Schwärme von Sturmvögeln folgten ihnen nach und schrieben so die Route einer schäumenden Meeresprozession an den Himmel; Albatrosmöwen, Silbermöwen, Eissturmvögel. Und dann lief dieser mit Mastschweinen überfrachtete Kutter in voller Fahrt gegen einen Wal. Schlug leck. Sank. Das Meer färbte sich rot. Seeleute schwammen in einer blutigen Brandung um ihr Leben. Schweinekadaver wurden von den Brechern gegen die Felsen geschlagen; hellrotes Strandgut an einer dunklen Küste.
Welches Publikum würde sich nicht augenblicklich von den Tragödien und Komödien, den Konzerten, Opern oder Festreden abwenden, die ihm von irgendeiner Bühne herab geboten würden, wenn keine hundert Meter vom Orchestergraben oder einem im Wind schlagenden Bühnenvorhang entfernt der Atlantische Ozean rauschte und während der Vorstellung oder im letzten Satz einer Symphonie plötzlich Blauwale und Schiffbrüchige draußen , jenseits der Brandungslinie, ihrem Schicksal entgegenschwimmen würden?
Die Bühne, von der ich hier berichte, liegt hoch über den Klippen der südirischen Atlantikküste, an einer der unzähligen, von Feldsteinmauern, Stechginster und Fuchsienhecken gesäumten Straßen, die sich zwischen den Leuchttürmen von Galley Head und Irlands südwestlichstem Kap, dem Mizen Head, in tief eingeschnittenen Buchten und felsigen Hügelketten verlieren. Eine Bühne so nahe der Brandung, daß die Schauspieler, Sänger oder Dichter, die sie jemals betraten, die Stimme manchmal erheben mußten, um das Meer zu übersingen oder einfach zu überschreien.


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