Genre:
Nichtklinische Fächer
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Erscheinungsdatum:
25.01.2006
Noch vor wenigen Jahren war die Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Geschichte der Medizinischen Fakultäten ein absolutes Tabu. Nun zeichnet erstmals ein Autor die Entwicklung einer Medizinischen Fakultät monographisch nach. Am Bonner Beispiel stellt Ralf Forsbach die höchst unterschiedlichen Akteure in den Instituten und Kliniken vor. Zugleich stehen die internen Strukturen im Blickfeld, vor allem aber Möglichkeiten und Grenzen des Agierens in dem komplexen Wissenschaftsgefüge des Dritten Reichs. Forsbachs akribische Studie macht deutlich, dass sämtliche Mediziner der Universitätskliniken und -institute durch ihre Arbeit das nationalsozialistische Gesundheitssystem stützten. Selbst oppositionelle Klinik- und Institutsdirektoren glaubten sich an nationalsozialistischen Medizinverbrechen wie der Zwangssterilisierung oder dem hemmungslosen Umgang mit den Leichen Hingerichteter beteiligen zu müssen. Die Problematik um die nicht immer klaren Grenzen zwischen Opposition, Widerstand, Anpassung, Mitläufertum und explizitem Bekenntnis zur NS-Medizin erhellt zu haben, gehört zu den Verdiensten des Buchs, das weit über die Qualität einer Lokalstudie hinausreicht. Ausgezeichnet mit dem Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus.
Autorentext
Ralf Forsbach, geboren 1965, ist Historiker am Medizinhistorischen Institut der Universität Bonn.
Zusammenfassung
"Forsbach argumentiert stets sicher und überzeugend, wägt auf der Basis eines immensen Quellenstudiums sorgfältig ab und kommt in allen Fällen zu einem ausgewogenen und für den Leser nachvollziehbaren Urteil. [...] Forsbach ist [...] ein für die lokale Universitätsforschung wesentliches Standardwerk gelungen, das auch Anregunge dahingehend bieten sollte, wie die Geschichte anderer Universitäten, Fakultäten und Fachbereiche aufgearbeitet werden kann." Wolfgang Woelk in: Neue Politische Literatur, 51/2006 "Das zu besprechende Buch verdient aus einer ganzen Reihe von Gründen große Anerkennung." Klaus Oldenhage in: Rheinische Vierteljahrsblätter "Rolf Forsbach weist nach, dass nicht alle Universitätsärzte in Führungspositionen 'gleichgeschaltet' und nicht alle Mitglieder der NSDAP waren. [...] Anlass für Forsbachs gründliche und quellengesättigte Studie war das Schiksal einer jüdischen Ärztin, die 1934 in Bonn ihre Doktorprüfung zwar abgelegt hatte, der man jedoch zunächst ihre Promotionsurkunde und damit das Recht zum Führen des Titels vorenthalten wollte." Hermann Mellinghoff in: FAZ, 27.12.2007 "Die von Forsbach vorgelegte Monographie [...] ist hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte, ihrer detaillierten Komplexität, Quellenvielfalt und einer vorsichtig zurückhaltenden Beurteilung der agierenden Persönlichkeiten ein verdienstvolles Unikat in der medizinhistorischen, sozial- und disziplingeschichtlichen Forschung. Sie ist als Maßstab weiterer Forschungen anzusehen." Susanne Zimmermann, sehepunkte "Durch die Breite seiner Untersuchung, die sich nicht eng an die Fakultät bindet, und die detailgetreue Darstellung mit vielen sorgfältig recherchierten Tabellen ist das Werk von Forsbach nicht nur für die Universitäts- und Medizingeschichte eine Bereicherung." Thomas Deres, Geschichte in Köln, 57/2010
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