Vom »Liebesdienst« zum modernen Frauenberuf

Vom »Liebesdienst« zum modernen Frauenberuf

Einband:
Paperback
EAN:
9783593377414
Untertitel:
Die Reform der Krankenpflege nach 1945
Genre:
Kulturgeschichte
Autor:
Susanne Kreutzer
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 06.2005
Anzahl Seiten:
306
Erscheinungsdatum:
30.06.2005
ISBN:
978-3-593-37741-4

Geschichte und Geschlechter

Das Bild der Krankenschwester war lange geprägt von der karitativ tätigen Ordensschwester. Nach 1945 wurde der aufopferungsvolle "Liebesdienst " am Kranken zu einem modernen Frauenberuf umgestaltet. Das tradierte Arbeitsethos entsprach immer weniger den Lebensentwürfen der nachkommenden Frauengenerationen. Mit der Medikalisierung, Rationalisierung und Technisierung der Krankenversorgung änderten sich zudem die Anforderungen an das Pflegepersonal. Susanne Kreutzer zeichnet die Geschichte der Verberuflichung und Modernisierung der Krankenpflege nach und geht dabei auch auf die Rolle der beruflichen Interessenvertretung durch Gewerkschaft und den Bund freier Schwestern ein.

Autorentext
Susanne Kreutzer, Dr. phil., ist Historikerin und promovierte an der Technischen Universität Berlin.

Klappentext
Das Bild der Krankenschwester war lange geprägt von der karitativ tätigen Ordensschwester. Nach 1945 wurde der aufopferungsvolle "Liebesdienst " am Kranken zu einem modernen Frauenberuf umgestaltet. Das tradierte Arbeitsethos entsprach immer weniger den Lebensentwürfen der nachkommenden Frauengenerationen. Mit der Medikalisierung, Rationalisierung und Technisierung der Krankenversorgung änderten sich zudem die Anforderungen an das Pflegepersonal. Susanne Kreutzer zeichnet die Geschichte der Verberuflichung und Modernisierung der Krankenpflege nach und geht dabei auch auf die Rolle der beruflichen Interessenvertretung durch Gewerkschaft und den Bund freier Schwestern ein.

Leseprobe
Der tief greifende Wandel der westdeutschen Gesellschaft, der in den späten fünfziger Jahren einsetzte, prägte damit auch die Entwicklung in der Krankenpflege. Mit der Vollbeschäftigung ab 1955 hielt der Arbeitsmarkt zunehmend Erwerbsalternativen für Frauen bereit. Das kärgliche Leben in den Schwesternunterkünften der Krankenanstalten, die rigide soziale Kontrolle durch die Schwesternschaft, die dürftige Entlohnung und die langen Arbeitszeiten waren angesichts der Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen, die sich Frauen in anderen Dienstleistungsberufen, in Büros und in der Industrie eröffneten, wenig attraktiv. Zudem verlor der zölibatäre Lebensentwurf der Schwestern rasch an gesellschaftlicher Akzeptanz, da einem weiblichen Lebensstil, der nicht über die Ehe definiert wurde, in den fünfziger Jahren die gesellschaftliche Legitimität abhanden kam. "Nur"-Schwester-Sein war für Frauen immer weniger eine attraktive Lebensperspektive. Dieser Abschied vom zölibatären Berufsbild der Krankenschwester erfolgte parallel zum Abschied von der "Nur-Hausfrau". Frauen sollten und wollten nicht mehr dem Ideal einer ausschließlichen Berufung folgen, weder im Hinblick auf die Bedürfnisse der Patienten noch der eigenen Familie. Der moderne weibliche Lebensentwurf beinhaltete, dass Frauen gleichermaßen Beruf, Ehemann und Kinder hatten. Die Modernisierung des Pflegeberufs eröffnete Krankenschwestern die Möglichkeit, eine Tätigkeit in der Pflege mit einem eigenen Familienleben zu verbinden. Sie bedeutete aber gleichzeitig eine Verallgemeinerung der Ehe als gesellschaftliche Norm. Die Reform der Krankenpflege wird in der vorliegenden Studie am Beispiel einer Schwesternschaft untersucht, die in besonderem Maße die Transformationsphase der Krankenpflege vom "Liebesdienst" zu einem modernen Frauenberuf repräsentiert: Der Bund freier Schwestern in der ÖTV wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und verband das herkömmliche Prinzip einer Schwesternschaft mit dem einer modernen Interessenvertretung. Er bewegte sich demnach an der Schnittstelle von tradiertem und modernen Berufsbild und knüpfte damit an eine Vorläuferorganisation aus der Weimarer Republik - die Schwesternschaft der Reichssektion Gesundheitswesen - an. Das Buch richtet also sein besonderes Augenmerk auf die Gewerkschaftspolitik im Pflegebereich. Schließlich waren es die Gewerkschaften mit ihren Konzepten von arbeits- und tarifvertraglicher Regulierung, die ab Mitte der fünfziger Jahre in einem rasanten Prozess die Deutungshoheit über den Pflegebereich übernahmen. Von der ÖTV-Politik sind demnach entscheidende Impulse zur Modernisierung des Berufsfeldes zu erwarten. 1968 wurde der Bund freier Schwestern für Männer geöffnet und in Bund freier Krankenschwestern und Krankenpfleger umbenannt. Dies zeigt, wie grundlegend sich das Berufsbild gewandelt hatte, indem die Krankenpflege aus der Vorstellung "weiblicher Berufung" gelöst und zu einem von Frauen und Männern gleichermaßen erlernbaren Beruf geworden war.


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