Feuer und Skepsis

Feuer und Skepsis

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783608937282
Untertitel:
Einlesebuch
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Brigitte Kronauer
Herausgeber:
Klett-Cotta Literatur
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
231
Erscheinungsdatum:
02.11.2005
ISBN:
978-3-608-93728-2

Eine schöne, konzentrierte Auswahl also, die von den frühen Texten über prägnante Selbstdarstellungen und Interviews bis zu Ausschnitten aus den großen Romanen reicht. Ein Kaleidoskop, dessen Teile sich gegenseitig spiegeln. Kindheitsszenen aus »Rita Münster« gehören dazu, eine Italien-Impression aus dem »Berittenen Bogenschützen«, eine Betrachtung über Tiere - eines der großen Themen der Autorin. Die kurze Erzählung ist vertreten und der literarische Essay. Kundiger und abwechslungsreicher kann der neugierige Leser kaum durch durch dieses Werk geführt werden.

Höhepunkt und Finale dieses »Einlesebuchs« ist die Schlußszene aus »Verlangen nach Musik und Gebirge«.

Der Reader enthält ein Vorwort der Herausgeberin, einen brillanten Überblick über Brigitte Kronauers schriftstellerische Entwicklung.

Vorwort
Eine Auswahl der wichtigsten Texte und Passagen aus dem Werk Brigitte Kronauers

Autorentext
Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebte als freie Schriftstellerin in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Jean-Paul-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung der Büchner-Preis verliehen. Brigitte Kronauer verstarb im Juli 2019.

Klappentext
Eine schöne, konzentrierte Auswahl also, die von den frühen Texten über prägnante Selbstdarstellungen und Interviews bis zu Ausschnitten aus den großen Romanen reicht. Ein Kaleidoskop, dessen Teile sich gegenseitig spiegeln. Kindheitsszenen aus »Rita Münster« gehören dazu, eine Italien-Impression aus dem »Berittenen Bogenschützen«, eine Betrachtung über Tiere - eines der großen Themen der Autorin. Die kurze Erzählung ist vertreten und der literarische Essay. Kundiger und abwechslungsreicher kann der neugierige Leser kaum durch durch dieses Werk geführt werden. Höhepunkt und Finale dieses »Einlesebuchs« ist die Schlußszene aus »Verlangen nach Musik und Gebirge«. Der Reader enthält ein Vorwort der Herausgeberin, einen brillanten Überblick über Brigitte Kronauers schriftstellerische Entwicklung.

Leseprobe
Vorwort von Elisabeth Binder An ungeschützter Front Sollte man, was Brigitte Kronauer einmal in einer Skizze über den »Weg des Älterwerdens« formuliert, vielleicht umstandslos als ihr eigenes Lebensprogramm, ja mehr noch: als ihr eigentliches Literaturprogramm verstehen? Nämlich: nicht dem »wohligen Schutz vorgeprägter Muster«, der »Geborgenheit von Vorerzähltem und Wahrnehmungsbefehlen«, der »Macht der Schablonen«, »besserwisserischer Konvention«, dem »Trost der Gruppe« zu verfallen, »sondern das paradoxerweise so Simple wie Schwierige schaffen: ohne Einflüsterungen wahrzunehmen, was man erlebt. Angenehmes wie Schmerzliches auf sich gemünzt, ein Registrieren an ungeschützter Front.« An ungeschützter Front! Das setzt allerdings Mut und einen beträchtlichen Eigensinn voraus. Wenn hier aber von jedermann gefordert wird, was für einen Schriftsteller - jedenfalls von Format, und vom Format dieser Autorin - notwendige Voraussetzung des Schreibens ist, so zeigt sich darin nicht nur, wie eng bei ihr der »Clinch von Leben und Literatur« ist, sondern auch die Überzeugung, daß »Literatur nie auf der Seite von ?Eliten? steht«. Oder müßte man es anders formulieren? Wird hier schlankweg vom Leben dasselbe Elitäre, nämlich Rebellische (der Rebell definiert als der »unerbittliche Nicht-Ideologe aus Instinkt«) wie von der Kunst gefordert? Was aber fordert die Autorin Brigitte Kronauer von der Kunst der Literatur? Im Endeffekt, dort, wo sie mehr ist als eine Lebenshaltung, nämlich dann doch dem Leben als »fixsternhaft Anderes« gegenübergestellt: jene »neue, alte Utopie«, welche sie gelegentlich kühn »Poesie« nennt - »die Gegenwelt der Poesie«? Vielleicht im Innersten dies: daß sie, gerade als energisch gesetzte Kunstform, dennoch auf das Leben, und es aus dieser Gegenposition »nur umso genauer observierend«, inständig bezogen bleibt. Denn von dieser Vorgabe (sie steht heute bekanntlich wieder zur Diskussion), es gebe hinter der Sprache keine substantielle Wirklichkeit, mit der sie in Kontakt steht, alles sei nur »Text auf Text« und unser Bewußtsein dem rettungslos eingesperrten Rilkeschen »Panther« vergleichbar (»... als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt«), ist die Autorin nie ausgegangen. »Ich glaube«, so Brigitte Kronauer in einem Interview von 1992, »daß es hinter der Sprache etwas gibt, auf das Literatur zielt, das sie mit immer neuen Variationen und Tricks zu erreichen versucht, wobei immer nur Sprache herauskommt. Wenn man als Schriftsteller aufhört, wie mit einem Stein oder einem Netz nach der Wirklichkeit zu zielen, dann verflüchtigt sich auch das Leben, das Temperament der Literatur.« Ob aber »Netz« oder »Stein« oder eventuell Pfeil - und die Autorin eine Art »Berittener Bogenschütze«, auf der Jagd nach Wirklichkeit: Voraussetzung dieser Metaphorik ist, daß die Wesen und Dinge in ihrer eigentlichen Gestalt nicht einfach taube, schläfrig und für jedes x-beliebige Allerwelts- und Modewort vorhandene Klötze sind. Sondern scheues, behendes, womöglich im Dickicht, und sei es auch des modernen Lebens, verborgenes Wild, das, aufgestöbert, aufgestört von einem aufmerksamen, gebannten Jäger, getroffen, aber natürlich nicht getötet, im Gegenteil: angesprochen vom richtigen Wort und im Kunstraum des Textes zu einer im Gestrüpp, in der Gleichgültigkeit des Alltags gar nicht möglichen Präsenz kommt. »... niemand hatte sie sehen wollen«, heißt es einmal in einer frühen Erzählung von einer grau und reizlos gewordenen alten Frau, »nun auch sie gewiß sich selbst nicht mehr.« Die Autorin schon, eine ganze Erzählung lang, bis auch diese »graue« Figur, etwas Lebendiges, Eigenwilliges, ihre »abenteuerlichen Reize« preisgibt. Jägerin und Hüterin also. So wie Artemis, die alte Waldgöttin, es mit dem ihr anvertrauten Wild hält, wobei sie manchmal auch Menschen in Tiere verwandelt, einen vorwitzigen Mann zum Beispiel auf der Stelle in einen Hirsch. Sollte sich auch deshalb - aufgrund eines Jägerinnen-, Hüterinneninstinkts, und weil der Wald immer schon (den gesellschaftlichen Ordnungen entzogen) der Ort für Verwandlungen war, in Märchen, Mythen, Metamorphosen, die in ihren Texten zunehmend wichtiger werden - die Autorin Brigitte Kronauer, wie oft beteuert, im Wald, in der alten »Waldeinsamkeit« so wohl fühlen? Literarisch aber fühlt sie sich dort wohl, wo aus einem sowohl innigen wie energischen, das heißt auch energisch subjektiven Realitätsbezug (extreme Verfremdung dabei keineswegs ausgeschlossen, das gilt, entsprechend, auch im Medium der bildenden Kunst, von den alten Heiligenbildern bis zur Moderne: kein Zutrauen zur Abstraktion!) eben jene Verwandlung geschieht. Nicht als Gestaltwandel zwar wie in der Metamorphose, sondern als »Substanzwandel«: von Natur in Literatur. So, als gebe es diese Sprache wirklich, von der Lord Chandos in Hofmannsthals »Brief« noch träumt, vielleicht sogar jenes Eichendorffsche »Zauberwort «, unter dem, wenn es trifft, die Welt »zu singen« anhebt, oder jene »zarte Vereinigung« von Wort und Ding, des fallenden Blütenblatts mit seinem Spiegelbild im Wasser, von der Nabokov einmal spricht: »... den Bruchteil einer Sekunde fürchtete man, das Kunststück würde mißlingen, das geweihte Öl sich nicht entzünden, das Spiegelbild würde das Blütenblatt verfehlen, und dieses müßte allein wegtreiben. Aber jedesmal fand die zarte Vereinigung statt, magisch genau wie das Wort des Dichters, das seiner eigenen Erinnerung oder der eines Lesers auf halbem Weg entgegenkommt.« Aber verlangt das Blütenblatt, verlangt die Welt diese Vereinigung wirklich? Oder erträgt nur ihre Gleichgültigkeit nicht, w…


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