Versuch über das wüste Leben

Versuch über das wüste Leben

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783821845487
Untertitel:
Roman
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Gabriele Riedle
Herausgeber:
Eichborn
Auflage:
1., Aufl.
Anzahl Seiten:
300
Erscheinungsdatum:
01.10.2004
ISBN:
978-3-8218-4548-7

Mit diesem Buch hat Gabriele Riedle nichts Geringeres gewagt als eine faustische Inspektion der globalisierten Körper, Seelen und Geister an der Schwelle zum 21. Jahrhundert - eine Suchbewegung, die das Treibgut der Gedanken und Gefühle, Ideologeme und Phantasmagorien einer ganzen Generation aufwühlt. Eine Art Mephisto-Figur schickt die Erzählerin zu ihren Freunden in ein norddeutsches Waldidyll. Die abgelegene Lichtung wird jedoch von Gespenstern heimgesucht: von Mördern und verlorenen Göttern, Georgiern und Rumänen, Terroristen und toten Vätern, aber auch von höchst lebendigen Gestalten aus dem Trinkerterritorium jenseits der Elbe. Deshalb flüchtet diese kleine Gruppe von Versprengten ans Ende der Welt, auf die Galapagos-Inseln, dorthin, wo Darwin dem Geheimnis der Evolution auf die Spur gekommen ist. Aber dem Scheitern entgeht sie nicht; denn auch dieses Paradies ist längst zur Hölle geworden. Riedles Prosa ist mit allen Wassern der Reflexion gewaschen und voller übermütiger Kapriolen, aber ihr Tempo ist furios und ihre Ambition vermessen. Wo gibt es noch Ruhe, wo Rausch, Grenzüberschreitung, Selbstbefreiung, Entfesselung - und Demut? Wo endet die Reise? Wenn ich gewußt hätte, sagt die Autorin, daß ich bei den ganz großen Fragen landen würde, hätte ich dieses Buch erst gar nicht angefangen. Es gehört Verwegenheit dazu, eine Geschichte zu erfinden, die so entschieden mit aller Beschaulichkeit bricht. Wer sich ihrem Sog überläßt, wird sie nicht aus der Hand legen, auch wenn es spät geworden ist.

Autorentext
Gabriele Riedle ist 1958 in Stuttgart geboren und lebt in Berlin. Sie veröffentlichte vielfach ausgezeichnete Reportagen von allen Kontinenten, vor allem aus Krisen- und Konfliktgebieten zwischen Afghanistan und Libyen, Darfur und Tschetschenien.

Leseprobe
"Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Noch glüht der Tag in neon-weißer Kälte, spätwinterlich, frühlingsfern. Doch weiß ich, hoff ich, weiß ich nicht, wie mir geschehen wird. Wie werd ich sein, wie er, wie ich, er wie, ich wie, er wie ich wie er? Ich: vor dem Spiegel. Probe von Gesichtern. Denn endlich wird er kommen. Er. Wird kommen gegen 18 Uhr. Kurze Nachricht. Keine weiteren Angaben. Es wird schon dunkel sein. Der Flughafen hell erleuchtet. Flüge aus Paris, Washington, Frankfurt, Monastir, München, Palma de Mallorca, Moskau, London zu etwa der gleichen Zeit. Außerdem die Anschlußflüge aus Johannesburg, Rom, Bangkok und so weiter. Hunderte Möglichkeiten. Ich werde ihn ausrufen lassen. Der ganze Flughafen ruft seinen Namen. Die Reisenden halten inne. Die Gepäckbänder stehen still. Dann. Gegen 18 Uhr. Werde am öffentlichen Treffpunkt stehen. Grüne Schrift auf grauer Tafel, vier Pfeile auf einen Punkt gerichtet: Meeting-Point. Dies wird der Ort sein, wo ich Ihn treffe. Wo alle Pfeile zusammenlaufen. Und dort wird er mich erkennen. Er hat mich immer erkannt. Und auch ich ihn. Egal, in welcher Gestalt er bisher erschienen ist. Wahrscheinlich werde ich eine Weile auf und ab gehen. Den Mantel vor der Brust mit beiden Händen zusammenziehen. Oder die Hände in die Tasche stecken. Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Hat er ein Herz? Das mir geneigt? Ob meine Schuhe glänzen? Meine Augen? Es wird noch dauern. Eine halbe Ewigkeit. Wird er legal hier sein? Oder wird er sich einschleichen? Im Kühlcontainer die Grenzen überqueren? Im doppelten Boden das Hoheitsgebiet der Eindeutigkeit verlassen? Sich unter meinen Eisernen Vorhängen durchwühlen und in ein Maulwurfsloch in meinem Herzen setzen? ..."


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