Von der himmlischen und der irdischen Liebe

Von der himmlischen und der irdischen Liebe

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783871340680
Untertitel:
Deutsch
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Péter Nádas
Herausgeber:
Rowohlt Berlin
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
208
Erscheinungsdatum:
31.03.1994
ISBN:
978-3-87134-068-0

Geschieht es dennoch, daß wir das kluge Schweigen brechen und von der Liebe zu reden beginnen, so ist der Ort solcher von Gestöhn, verträumten Pausen, Gestammel, Seufzern und Schluchzern begleiteten Gespräche ehr ein dunkler Straßenwinkel oder ein Raum der sich in die zwischen dem ersten und dem letzten Satz einsetzende Dämmerung hüllt .Noch passender als Ort dieser Gespräche ist eine Bank auf einer Waldlichtung, und sehr gut kann ich mir auch einen gepflegten alten Park vorstellen, wo leises Knirschen von feinem Kies die
Schritte begleitet, wo auf die Lichtungen , die im Mondlicht zu schweben scheinen, Gottheiten aus porös gewordenem Stein posieren und zwischen den einzelnen Menschenworten die Nachtvögel ihre Zeichen von Rede ertönen lassen.

Autorentext
Péter Nádas, 1942 in Budapest geboren, ist Fotograf und Schriftsteller. Bis 1977 verhinderte die ungarische Zensur das Erscheinen seines ersten Romans «Ende eines Familienromans» (dt. 1979). Sein «Buch der Erinnerung» (dt. 1991) erhielt zahlreiche internationale Literaturpreise. Zuletzt erschienen der große Roman «Parallelgeschichten» und seine Memoiren eines Erzählers: «Aufleuchtende Details». Unter anderem wurde Nádas mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1991), dem Kossuth-Preis (1992), dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (1995) und dem Franz-Kafka-Literaturpreis (2003) ausgezeichnet. 2014 wurde ihm der Würth-Preis für Europäische Literatur verliehen. Péter Nádas lebt in Gombosszeg.

Leseprobe
"SEITDEM DER MENSCH existiert, ist er sich selbst zur Betrachtung gegeben. In Wahrheit betrachtet er seit Jahrtausenden nichts anderes als sich selbst." Es fiele mir schwer zu erklären, warum ich gerade diese sanft intonierten Sätze Teilhard de Chardins zum Gegenstand meines Grübelns gemacht habe. Bei der starken Wirkung, die diese beiden Sätze beim Lesen und dem sich anschließenden Nachdenken auf mich ausübten, ist gewiß die Tatsache von Bedeutung, daß sich der eine Satz wie des anderen Spiegelbild verhält. Auch ich habe mir immer gewünscht, Sätze zu schreiben, die sich zueinander wie Spiegel verhalten. Einmal stellte ich mir zum Beispiel vor, ich nähme eine bestimmte Anzahl von Wörtern und ordnete sie fortlaufend so zu Sätzen, daß sie einander stets anblickten und ihrem wechselnden Ort gemäß je etwas anderes bedeuteten. Natürlich könnte ich mich fragen, warum ich solche, sich wie Spiegel zueinander verhaltende Sätze schreiben möchte. Und wenn ich das frage, spiegelt sich nicht schon in der Frage das stumme Verlangen nach Spiegelung wider? Das Wort Spiegelung ruft aus der Tiefe der Erinnerung ein stummes Bild hervor, das Bild unberührten, durch nichts getrübten Wassers. Unter den vier Elementen ist einzig das Wasser des Zaubers fähig, von...


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