Liebe

Liebe

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783871342301
Untertitel:
Eine Erzählung
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Péter Nádas
Herausgeber:
Rowohlt Berlin
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
128
Erscheinungsdatum:
27.09.1996
ISBN:
978-3-87134-230-1

Eigentlich ist der Mann zu seiner Geliebten gekommen, um ihr zu sagen, daß er sich von ihr trennen will. Aber schon beim Eintreten weiß er, daß er es nicht sagen wird. Die Fau dreht einen Joint, sie rauchen. Während sie sich gelöst dem "anderen Zustand" hingeben kann, wird der Trip für ihn zu einer Reise ans Ende der Nacht. Ein dramatisches Geschehen ergreift von ihm Besitz, die totale Reduktion auf ein Sein, das sich auftut, wenn die schützenden Formen des Bewußtseins zerbrechen.

Meine Hand näherte sich dem Wasserhahn, spüre es nicht, sehe aber, daß meine Hand den Hahn aufdreht und das Wasser kommt. Hore es nicht, obwohl ich weiß, daß ich das Plätschern hören müßte, sehe es aber. Und wenn ich hier im Badezimmer am Waschbecken stehe, dann ist da der Spiegel, und im Spiegel kann ich nachschauen, mich betrachten. Gesicht im Spiegel. Bleich, zerzaust. Dunkle Gräben, Falten. Ohne jeden Zweifel mein Gesicht, dermaßen bekannt: und doch ist da etwas Unsicheres, als sei es gar nicht mein Gesicht, denn ich suche vergeblich, sehe die Augen nicht, nur die Falten und Furchen, die Gesichtsformen verbiegen sich, finde aber die sich selbst suchenden Augen nicht

Autorentext
Péter Nádas, 1942 in Budapest geboren, ist Fotograf und Schriftsteller. Bis 1977 verhinderte die ungarische Zensur das Erscheinen seines ersten Romans «Ende eines Familienromans» (dt. 1979). Sein «Buch der Erinnerung» (dt. 1991) erhielt zahlreiche internationale Literaturpreise. Zuletzt erschienen der große Roman «Parallelgeschichten» und seine Memoiren eines Erzählers: «Aufleuchtende Details». Unter anderem wurde Nádas mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur (1991), dem Kossuth-Preis (1992), dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (1995) und dem Franz-Kafka-Literaturpreis (2003) ausgezeichnet. 2014 wurde ihm der Würth-Preis für Europäische Literatur verliehen. Péter Nádas lebt in Gombosszeg.

Leseprobe
"Du könntest mir ein Kissen geben".
Sie steht auf. Hinter der offenen Glastür das dunkle Vorzimmer. Sie geht hinaus. Ich schließe die Augen. Draußen schlägt die kleine Glocke der Kirchturmuhr; einmal, zweimal. Stelle sie mir an ihrem Ort vor. Die Gasse, die auf der anderen Seite zwischen die Wohnhäuser eingekeilte Kirche. Den Turm, über die Dächer aufragend in den im Widerschein der Neonlichter dämmernden Stadthimmel. Gegenüber der Kirche das Haus, in dessen oberstes Stockwerk ich heraufgekommen bin. Das Treppenhaus. Im obersten Stockwerk die Wohnung. Das Zimmer, das Bett. Das Bett, auf dem ich liege. Zeit vergeht. Ich höre die Tür klicken, sie hat sie zugemacht. Plopp, das Kissen fällt aufs Bett. Ich öffne die Augen. Sie geht wieder zum Tisch. Ich stopfe mir das große Kissen so hinter den Rücken, daß, wenn sie sich neben mich legt auch für sie Platz ist. Sie setzt sich an den Tisch. So, mit dem Kissen im Rücken, ist's mir bequem; bequem für den Augenblick. Ich kann sie ansehen. In dem grünen Kleid die vertrauten Formen des Körpers. Cellophan knistert, sie zieht eine Filterzigarette aus dem Päckchen; vorsichtig, um das dünne Zigarettenpapier nicht zu verletzen, stochert sie mit einem Streichholz den Tabak heraus. Der Tabak rieselt auf ein Blatt Papier; es ist in der Stille zu hören. Eine haben wir schon geraucht am Tisch.
Am Tisch, ich saß im Sessel, halbnackt. Auf dem Tisch das Zubehör. Das Päckchen Zigaretten. In einer Plastiktüte das Gras. Schere, Streichhölzer, ein sauberes Blatt Papier. Sie nimmt eine Zigarette aus dem Päckchen. dann ein Streichholz aus der Schachtel.


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 5 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback