Wir waren noch einmal davongekommen

Wir waren noch einmal davongekommen

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783886807901
Untertitel:
Erinnerungen
Genre:
Politik-, Gesellschafts- & Wirtschafts-Biografien
Autor:
Wolf Jobst Siedler
Herausgeber:
Siedler Verlag
Auflage:
Originalausgabe
Anzahl Seiten:
496
Erscheinungsdatum:
21.09.2004
ISBN:
978-3-88680-790-1

Der Publizist und Verleger Wolf Jobst Siedler legt hier seine Autobiografie vor, die zugleich eine Hommage an seine Heimatstadt Berlin ist. Sein Leben und Schaffen ist eng mit der wechselvollen Geschichte der Stadt und dem kulturellen Leben im Ost- und Westteil verbunden, sei es als Sekretär des "Kongresses für die kulturelle Freiheit" oder als Feuilleton-Leiter des "Tagesspiegel".

Als der 21-jährige Wolf Jobst Siedler 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurückkehrt, ist die ehemalige Reichshauptstadt eine in Trümmern liegende »Viermächtestadt«. Aber selten war das intellektuelle Leben so aufregend, und Siedler hatte daran teil. Im Osten ging er in die Premiere von Bertolt Brechts »Mutter Courage«, im Westen in die deutsche Uraufführung von Sartres »Fliegen« und Thornton Wilders »Wir sind noch einmal davongekommen«, die Sensation der damaligen Berliner Theatersaison.
Für noch mehr Furore sorgten damals junge Autoren, und das Buch erzählt von ihnen. Der junge Heinrich Böll besucht Wolf Jobst Siedler in dessen Dahlemer Elternhaus. Siedler verleiht als Juryvorsitzender Martin Walser seinen ersten Literaturpreis für den Roman »Ehen in Philippsburg«, im Kolbe- Haus trifft er den damals halbverfemten Gottfried Benn, der aus ungedruckten Gedichten liest.
Als Panzer den Aufstand vom 17. Juni gerade niedergeschlagen haben, wird Siedler 1953 zum Sekretär des »Kongresses für die kulturelle Freiheit« bestellt. Mit 29 Jahren leitet er das Feuilleton des »Tagesspiegels« und wird zu einem Schrittmacher im literarischen und kulturellen Leben der geteilten Stadt.
Glänzend erzählt sind seine Begegnungen: mit Thomas Mann in Bad Gastein, mit Konrad Adenauer im Hotel am Zoo, er erinnert sich an Hannah Arendt und Verhandlungen mit Martin Heidegger, an Ernst Jünger und an ein Autorengespräch mit Carl Schmitt. Die legendären Berliner Lokalitäten lässt der Autor vor seinem inneren Auge Revue passieren. Episoden wechseln sich ab mit unvergesslichen Begegnungen und prägenden Lektüren.
Wenn die Literaturkritik bislang den Berlin-Roman vermisste, hier findet sie ihn: freilich ein Roman mit einem strengen Realitätsprinzip. Mit leidenschaftlicher Skepsis hat Wolf Jobst Siedler immer wieder auf Versäumnisse und Fehlentwicklungen hingewiesen. Sein Buch »Die gemordete Stadt« sorgte 1964 für Furore. Neben die Kritik tritt der Spaziergang über die »Pfaueninsel«: zwei Facetten einer Stadt, deren Zukunft Wolf Jobst Siedler uns in ihrer Vergangenheit entschlüsselt.


Ausstattung: ca. 50 s/w-Abb.

Muntere Kollegen schrieben ihm den Titel 'Mr. Berlin' zu.

Autorentext
Wolf Jobst Siedler, 1926 geboren, wurde in den fünfziger Jahren einer der bedeutendsten Publizisten und Verleger Deutschlands. Fast zwanzig Jahre lang leitete er die Verlage Ullstein und Propyläen sowie von 1980 bis 1998 den von ihm gegründeten Siedler Verlag. Siedler trat durch zahlreiche Essays und Bücher auch selbst als Kritiker und Kommentator der politischen Zustände Deutschlands hervor. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen Die gemordete Stadt (1964), Auf der Pfaueninsel (1986), Abschied von Preußen (1991) und seine Erinnerungen Wir waren noch einmal davongekommen (2004). Sein Werk wurde mit einer Vielzahl von Preisen, unter anderem dem Großen Schinkel-Preis, dem Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik und dem Nationalpreis ausgezeichnet. Wolf Jobst Siedler starb im November 2013 in seiner Heimatstadt Berlin.

Klappentext
Als der 21-jährige Wolf Jobst Siedler 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurückkehrt, ist die ehemalige Reichshauptstadt eine in Trümmern liegende Viermächtestadt. Aber selten war das intellektuelle Leben so aufregend, und Siedler hatte daran teil. Im Osten ging er in die Premiere von Bertolt Brechts Mutter Courage, im Westen in die deutsche Uraufführung von Sartres Fliegen und Thornton Wilders Wir sind noch einmal davongekommen, die Sensation der damaligen Berliner Theatersaison.
Für noch mehr Furore sorgten damals junge Autoren, und das Buch erzählt von ihnen. Der junge Heinrich Böll besucht Wolf Jobst Siedler in dessen Dahlemer Elternhaus. Siedler verleiht als Juryvorsitzender Martin Walser seinen ersten Literaturpreis für den Roman Ehen in Philippsburg, im Kolbe- Haus trifft er den damals halbverfemten Gottfried Benn, der aus ungedruckten Gedichten liest.
Als Panzer den Aufstand vom 17. Juni gerade niedergeschlagen haben, wird Siedler 1953 zum Sekretär des Kongresses für die kulturelle Freiheit bestellt. Mit 29 Jahren leitet er das Feuilleton des Tagesspiegels und wird zu einem Schrittmacher im literarischen und kulturellen Leben der geteilten Stadt.
Glänzend erzählt sind seine Begegnungen: mit Thomas Mann in Bad Gastein, mit Konrad Adenauer im Hotel am Zoo, er erinnert sich an Hannah Arendt und Verhandlungen mit Martin Heidegger, an Ernst Jünger und an ein Autorengespräch mit Carl Schmitt. Die legendären Berliner Lokalitäten lässt der Autor vor seinem inneren Auge Revue passieren. Episoden wechseln sich ab mit unvergesslichen Begegnungen und prägenden Lektüren.
Wenn die Literaturkritik bislang den Berlin-Roman vermisste, hier findet sie ihn: freilich ein Roman mit einem strengen Realitätsprinzip. Mit leidenschaftlicher Skepsis hat Wolf Jobst Siedler immer wieder auf Versäumnisse und Fehlentwicklungen hingewiesen. Sein Buch Die gemordete Stadt sorgte 1964 für Furore. Neben die Kritik tritt der Spaziergang über die Pfaueninsel: zwei Facetten einer Stadt, deren Zukunft Wolf Jobst Siedler uns in ihrer Vergangenheit entschlüsselt.




Leseprobe
Sieht man aus dem Abstand von fnfzig Jahren auf die Nachkriegszeit, so blickt man in eine fremde Welt. Fern ist sie, so historisch wie die Ausrufung der Republik 1918 der Proklamation des Kaiserreiches 1871 gewesen ist, beide Male fnfzig Jahre. Es ist kaum zu fassen, dass auch diesmal ein halbes Jahrhundert vergangen ist seit den letzten Tagen im Bunker unter der Reichskanzlei, als sich die Davongekommenen in der Nachkriegszeit einzurichten suchten.
Mit einem Mal wird mir bewusst, dass es geschichtliche Perspektiven sind, in die das eigene Leben gerckt ist.

Rckkehr, aber keine Heimkehr
Nun war ich also wieder zu Hause. Als ich im Herbst 1947 den englischen Militug, der mich aus der Kriegsgefangenschaft zurckgebracht hatte, am Gterbahnhof Lichterfelde-West verliess, schien auf den ersten Blick alles wie in Kindertagen. Der Vorplatz zum Bahnhof in seiner vertrauten kaiserzeitlichen Architektur sah wie immer aus, vielleicht ein wenig heruntergekommen, denn seit den Friedensjahren waren die Fassaden und die Fensterkreuze nicht gestrichen worden, und auf den Balkons gab es keine Geranien oder Petunien mehr. Aber die Behaglichkeit der Her war die alte, und die Besatzungstruppen nahm ich zumindest nicht wahr, obwohl doch wahrscheinlich Jeeps die leeren Strassen entlangfuhren, die einst zur Hauptkadettenanstalt in Gross-Lichterfelde gefhrt hatten, wo mein Grossvater als junger Offizier die Kadetten Grundzge der Taktik gelehrt hatte. Im Frhjahr 1933 war sie von einer SS-Einheit okkupiert worden, die sich spr Leibstandarte Adolf Hitler nannte.
Der Bombenkrieg war an Lichterfelde wie an Dahlem weitgehend vorbergegangen, und wend ich mich zu Fuss aufmachte, die vertrauten Strassen ber Unter den Eichen hinweg einst das Berliner Mittelstck der Reichsstrasse Nr. 1 von Aachen nach Eydtkuhnen die Habelschwerdter Allee ber die Thielallee bis zur Knigin-Luise-Strasse entlangzugehen, ziemlich schwer mit aus der Gefangenschaft mitgebrachten Lebensmitteln fr meine Eltern beladen, fielen mir nur drei oder vier niedergebrannte Her in die Augen. Auch der heimatliche Falkenried hatte sich kaum verert. Die Her waren wie stets im Herbst mit wild…


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