Die burgundische Prioratskirche von Anzy-le-Duc und die romanische Plastik im Brionnais

Die burgundische Prioratskirche von Anzy-le-Duc und die romanische Plastik im Brionnais

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783980642453
Untertitel:
2 BDE
Genre:
Architektur
Autor:
Matthias Hamann
Herausgeber:
Deutscher Wissenschafts-Verlag
Anzahl Seiten:
670
Erscheinungsdatum:
30.09.2005
ISBN:
978-3-9806424-5-3

In den letzten Jahren ist innerhalb der kunsthistorischen Forschung eine zunehmende Auseinandersetzung mit den Problemen der Romanik im südlichen Burgund festzustellen. Insbesondere die Prioratskirche von Anzy-le-Duc, im Brionnais - einem Gebiet im Süden dieser Kunstlandschaft - gelegen, stand immer wieder im Mittelpunkt des Interesses. Dabei ist jedoch die Kunst im Brionnais merkwürdigerweise nie in ihrer Gesamtheit gewürdigt worden, obwohl ihre entwicklungsgeschichtliche Relevanz seit langem erkannt und immer wieder betont wurde. Ebenso fehlt eine Analyse der historischen Situation, durch die die geschichtlichen Triebkräfte des Kirchenbaus benannt werden könnten. Diese Lücke versucht die vorliegende Arbeit zu schließen. Sie versteht sich zum einen als Monographie zu der Kirche von Anzy-le-Duc, die das zentrale Werk der Romanik im Brionnais analysiert, zum anderen als Darstellung des gesamten romanischen Kunstschaffens in dieser Gegend zwischen ca. 1080 und 1140. Anzy-le-Duc wurde in der kunstgeschichtlichen Literatur als Bindeglied zwischen der Kunst des 11. Jahrhunderts und den großen Schöpfungen der romanischen Epoche in Burgund - Cluny und Vézelay - gewertet. Doch die Bedeutung für die überaus reiche regionale Baukunst wurde nie umfassend untersucht. Daher wird Anzy in dieser Untersuchung der größte Raum in der Darstellung eingeräumt. Ohne die architektonische Einzelanalyse zu vernachlässigen, wird das Hauptgewicht auf die Bauplastik gelegt, wobei eines der Hauptanliegen die Definition verschiedener Werkstätten ist, die die künstlerische Produktion des Brionnais bestimmten. Rahmenbedingungen einer möglichen Kunstlandschaft Um die Prioratskirche von Anzy-le-Duc mit ihrer reichen bauplastischen Ausstattung würdigen zu können, erscheint nicht nur eine Analyse des gesamten künstlerischen Umfeldes angeraten, sondern auch eine Diskussion des Brionnais-Begriffs. Nur so kann die mögliche kunstlandschaftliche Wirkung des Brionnais beurteilt werden. Im 11. und 12. Jahrhundert lag die politische Macht innerhalb des Untersuchungsgebietes in Händen der Adelsgeschlechter Semur und Le Blanc, wobei die Herren von Semur über ein größeres, zusammenhängendes Gebiet im Westen der Landschaft verfügten. Die Besitzschwerpunkte der Le Blanc, die zugleich das Amt des Vizegrafen von Mâcon innehatten, lagen im bergreichen Osten und Südosten des Brionnais. Nördlich des Flußlaufes Arconce, der das eigentliche Brionnais vom angrenzenden Charolais trennt, saßen verschiedene Vasallen der Grafen von Chalon. Die einzelnen Geschlechter waren mit verschiedenen monastischen Gründungen in der Region verbunden. Familiäre Beziehungen zwischen den Semur und dem Kloster Cluny führten nicht nur zur Gründung des Priorates von Marcigny, sondern in der Folge auch zu einer Clunisierung des Brionnais. Die großen cluniazensischen Priorate - neben Marcigny waren dies Charlieu und Paray-le-Monial, eine Gründung der Grafen von Chalon - scheinen die einzelnen Pfarreien unter sich aufgeteilt zu haben. Allerdings reichen Teile der Parochialstruktur in das 11., möglicherweise sogar in das 10 Jahrhundert zurück. Jedoch nicht alle Kirchen des Brionnais unterstanden dem Kloster Cluny. So gehörte Anzy-le-Duc, eine Gründung des 9. Jahrhunderts, zu Saint-Martin in Autun. Dies läßt sich auch am regionalen Besitz des Priorates ablesen. Ein weiteres wichtiges Kloster war Saint-Rigaud, von den Le Blanc als selbständige Abtei gestiftet, wohl um der cluniazensischen Expansion nach Süden Einhalt zu gebieten. Grundlage der wirtschaftlichen und geistigen Blüte der Klöster war das Stiftungswesen. Ganz im Sinne der Gregorianischen Reform wurden die Pfarrkirchen, aber auch kleine Kapellen aus Laienbesitz in monastischen Besitz übertragen, so daß das Eigenkirchenwesen im Brionnais in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein Ende fand. Die reichen Stiftungen waren die finanzielle Voraussetzung für die rege Bautätigkeit ab 1100. Anzy-le-Duc - Die einzelnen Phasen in Architektur und Bauplastik Anzy-le-Duc bildet den qualitätvollsten Bau der Region. Das Priorat geht auf Hugo von Poitiers zurück, der dort nach seinem Tod gegen 930 den Quellen zufolge (Vita Hugonis) als heilig verehrt wurde. Die Kirche - eine Basilika mit dreischiffigem, kreuzgratgewölbten Langhaus, ausladendem Querhaus mit fünfteiligem Staffelchor und Hallenkrypta - wurde in fünf Abschnitten errichtet. Phase I bilden die Krypta und der untere Teil der gesamten Ostanlage bis zu einer Höhe von ungefähr 1,5 m. Die Krypta kann nicht als autonomer Bauabschnitt betrachtet werden, denn ihre Grundrißform resultiert aus dem Projekt eines Staffelchores. Dieser war seit Baubeginn fünfteilig geplant, womit auch das anschließende Querhaus in seinen Ausmaßen festgelegt wurde. Der Bauphase IIa ist die Vollendung der Apsiden und des Chores, der beiden Pfeiler am Eingang des Altarhauses und der Querarme zuzuweisen. Die Gestalt der Westpartie entzieht sich unserer Kenntnis. Ob dieses Querhaus an einen bereits bestehenden Kirchenbau (Anzy I), der durch die Vita Hugonis gesichert ist und sich vielleicht an der Stelle des heutigen Langhauses befand, anschloß, muß offen bleiben. Ebensowenig läßt sich die Frage beantworten, ob das Querhaus in Phase IIa gewölbt war. Zwar spricht die Stärke der Umfassungsmauern dafür, doch setzt eine Wölbung (wohl als Tonne zu denken) mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vierung voraus, über deren Existenz kein Beleg vorliegt. Auch die Frage, ob in Phase IIa ein Turm projektiert war, muß offen bleiben. Phase IIb umfaßt den Umbau des Querhauses, um das heutige Langhaus errichten zu können. Die beiden westlichen Vierungspfeiler, die Scheidbogen zu den zukünftigen Seitenschiffen, die Vierungskuppel und die Rundtonnen über den Querarmen sind diesem Abschnitt zuzurechnen. Der Turm wurde als Oktogon wohl schon am Ende des zweiten Abschnitts projektiert. Das Langhaus (Phase III) setzt sich sowohl in seiner Proportionierung als auch seiner Durchbildung von der Ostanlage der Kirche ab. Gleichwohl wird zwischen beiden Baukörpern ein Bruch vermieden, indem einerseits das Querhaus verändert wurde, andererseits das Langhaus die Anforderungen, die die Choranlage stellt, erfüllt. Diesem Bauabschnitt liegt ein einheitliches Konzept zugrunde, das auch bei der Ausführung der beiden Westjoche und der Fassade, die einer neuen Phase (IV) zuzuordnen sind, nicht durchbrochen wird. Im Westteil des Langhauses (Phase IV) zeigt sich eine Weiterentwicklung der Mauer- und Wölbtechnik, die nur schwer mit einem linearen Fortgang der Bauarbeiten nach einer zeitlichen Unterbrechung in Deckung zu bringen ist. Eine Gruppe von Steinmetzzeichen weist darauf hin, daß möglicherweise eine andere Werkstatt zu fassen ist. Diese Werkstatt hat auch im fünften Abschnitt, dem Turm, gewirkt, jedoch ist fraglich, ob sie ein schon bestehendes Konzept weiterführte. Mit einigen dieser Phasen geht auch die Bauplastik konform. Insgesamt waren sechs verschiedene Werkstätten oder einzelne Meister in Anzy-le-Duc beschäftigt (Ostabschnitt; Langhaus; Westwerkstatt; Südportal-Werkstatt; Turmplastik; Tympanon von Arcy), wobei die Langhauswerkstatt wohl die größte, in jedem Fall aber die vielschichtigste war. Im Falle der Westwerkstatt kann mit dem Wechsel des Skulpturenstils auch ein Wechsel der architektonischen Formensprache konstatiert werden. Hier scheinen entweder die Steinmetzen beide Bereiche zu beherrschen, oder aber sie haben mit eigens für die Kapitelle verantwortlichen Bildhauern gewechselt. Im Falle des Übergangs von Quer- zu Langhaus zeigt die Formensprache der Kapitelle eine gewisse Tradition, die sich in einigen Stücken im Langhaus fortsetzt. Möglicherweise ist ein Steinmetz der ersten Werkstatt auf der Baustelle geblieben. Die Bauleute, die die Kapitellplastik im Altarhaus und in der Vierung geschaffen haben, waren auch für die Bauplastik am Außenbau der Apsiden und am südlichen Querarm verantwortlich (Werkstatt Anzy-Ost). Diese ist zwar stark restauriert, doch können einige Fragmente im M…


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