Zu Heinrich Heines Spätwerk "Lutezia"

Zu Heinrich Heines Spätwerk "Lutezia"

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783050042473
Untertitel:
Kunstcharakter und europäischer Kontext
Genre:
Allgemeine & vergleichende Literaturwissenschaft
Herausgeber:
De Gruyter Akademie Forschung
Anzahl Seiten:
390
Erscheinungsdatum:
07.05.2007
ISBN:
978-3-05-004247-3

Arnold Pistiak, Julia Rintz (Hrsg.)

Zu Heinrich Heines Spätwerk "Lutezia"

Kunstcharakter und europäischer Kontext

Heines späte Schrift Lutezia/Lutèce ist das umfangreichste Werk des Dichters, gleichwohl ist es im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit kaum präsent.

Innovative Zugänge eröffnet nun der vorliegende Band: Er nimmt Heines Anspruch, sein Buch sei "zugleich ein Product der Natur und der Kunst" beim Wort, leuchtet dessen zeitgenössisch-entstehungsgeschichtlichen Hintergrund aus und liest es als einen in sich strukturierten Gesamtkorpus mit Kunstcharakter. Die Beiträge behandeln die "artistische" Seite der "Berichte" wie auch deren kulturgeschichtlich bedeutsamen europäischen Kontext. Gerade aus der engen Verknüpfung beider Aspekte ergibt sich die in das 21. Jahrhundert hineinreichende Aktualität, die "Modernität" dieses aufregenden Textes.

Aus dem Inhalt:

Mit Beiträgen von:

Daniel Azuélos, Roland Berbig, Sabine Bierwirth, Susanne Fontaine, Karin Füllner, Volkmar Hansen, Jost Hermand, Jakob Hessing, Robert Holub, Wulf Köpke, Joseph A. Kruse, Bodo Morawe, Gerhard Müller, Lucienne Netter, Helmut Peitsch, Paul Peters, Arnold Pistiak, Margaret A. Rose, Anne Stähr, Renate Stauf.


Heines späte Schrift Lutezia/Lutèce ist das umfangreichste Werk des Dichters; gleichwohl ist es im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit kaum präsent. Innovative Zugänge eröffnet nun der vorliegende Band: Er nimmt Heines Anspruch, sein Buch sei "zugleich ein Product der Natur und der Kunst" beim Wort, leuchtet dessen zeitgenössisch-entstehungsgeschichtlichen Hintergrund aus und liest es als einen in sich strukturierten Gesamtkorpus mit Kunstcharakter. Die Beiträge behandeln die "artistische" Seite der "Berichte" wie auch deren kulturgeschichtlich bedeutsamen europäischen Kontext. Gerade aus der engen Verknüpfung beider Aspekte ergibt sich die in das 21. Jahrhundert hineinreichende Aktualität, die "Modernität" dieses aufregenden Textes.

Leseprobe
Heine zur Jüdischen Emanzipation in Lutezia (S. 229-230)

Robert Holub

In drei wichtigen Phasen seines Lebens befasste sich Heine mit jüdischen Belangen: In den frühen zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, während der ersten Jahre des Vormärz und nach der gescheiterten Revolution von 1848. Obwohl man in diesen Perioden nur wenige Kommentare bezüglich der jüdischen Emanzipation finden kann, lässt sich eine Änderung der Beziehung Heines zu allgemeinen Fragen der Emanzipation im Laufe seines Lebens feststellen. In den frühen 1820er Jahren, als er eine, wie man es heute bezeichnen würde, Identitätskrise durchlebte, die ganz wesentlich mit seinen jüdischen Wurzeln und deutschen Hoffnungen zu tun hatte, bezog Heine eine liberale, politische Position, die viele aufgeklärte Intellektuelle seiner Generation teilten. Während seiner Jahre an den Universitäten Bonn und Göttingen hatte er keinen nennenswerten Kontakt zu Juden oder dem Judentum. In seiner Zeit in Berlin hatte er jedoch Kontakt zu jüdischen Studenten und Wissenschaftlern, von denen viele mit dem gleichen Dilemma konfrontiert waren, nämlich der Frage, wie sich das Judentum in der modernen Welt mit den Forderungen der deutschen Gesellschaft versöhnen ließe – einer Gesellschaft, in der das Judentum häufig als Hemmschuh der Entwicklung und als Symbol für Rückständigkeit galt.

Der "Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden", in welchem Heine seinen engsten jüdischen Freunden begegnete, förderte Integration in die deutsche Gesellschaft und propagierte eine optimistische Haltung, die das Judentum als völlig kompatibel mit dem Leben und Denken im Europa des 19. Jahrhunderts begriff. Nicht nur Vorurteile von deutscher Seite, sondern ebenso jüdischer Traditionalismus stellten Integrationsbarrieren dar, die in einer harmonischen Zukunft überwunden sein würden.

Jüdische Emanzipation, wie sie vom Verein und sehr wahrscheinlich von Heine wahrgenommen wurde, war eine Sache evolutionären Wandels in den deutschen sowie in den jüdischen Gemeinden.1 Konversion war daher fast die konsequente Auswirkung der Haltung des Vereins, obwohl außer Heine und Eduard Gans, dem Leiter des Vereins, keines der anderen Mitglieder diesen Schritt vollzog.2 Während der letzten Jahre seines Lebens, zu einer Zeit, in der Heine mit gemischten Gefühlen auf seine Konversion zurückblickte, wurde er Zeuge eines verstärkten Interesses am Judentum. Zu dieser Zeit hatte sich Heine jedoch schon stärker von seiner früheren Religion distanziert und kämpfte nicht mehr mit Fragen der eigenen Identität. Sein Übertritt zum Protestantismus hatte über zwei Jahrzehnte vor der Revolution im Jahre 1848 stattgefunden und seit 1831 lebte Heine in Paris, der Konflikt zwischen deutschem Nationalismus und jüdischen Ursprüngen war nicht länger relevant. In seinen späten Schriften betrachtet er das Judentum mit etwas Nostalgie, gelegentlich mit Humor und hin und wieder als ein prototypisches Beispiel für Emanzipation und Sozialismus, besonders in Verbindung mit der Figur des Moses. 3 Heine selbst hingegen sieht sich als pensionierter Freiheitskämpfer, der seinen Posten jüngeren und tüchtigeren Kameraden überlässt, nach Jahren erfolglosen Kampfes, einer gescheiterten Revolution und einer lähmenden Krankheit.

Die einzige Schaffensperiode, in der Heine gleichermaßen mit dem Judentum beschäftigt und in emanzipatorische Bewegungen involviert war, umfasst die frühen 1840er Jahre, als er diejenigen Korrespondenzartikel verfasste, die letztlich zur Lutezia wurden. Von der Denkschrift für Ludwig Börne im Jahre 1840 und der Publ

Inhalt
Mit Beiträgen von: Daniel Azuélos, Roland Berbig, Sabine Bierwirth, Susanne Fontaine, Karin Füllner, Volkmar Hansen, Jost Hermand, Jakob Hessing, Robert Holub, Wulf Köpke, Joseph A. Kruse, Bodo Morawe, Gerhard Müller, Lucienne Netter, Helmut Peitsch, Paul Peters, Arnold Pistiak, Margaret A. Rose, Anne Stähr, Renate Stauf.


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