Mein Leben

Mein Leben

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783150010600
Untertitel:
Nebst der Fortsetzung v. G. J. Gschen u. C. A. H. Clodius
Genre:
Literatur vor 1945
Autor:
Johann G Seume
Herausgeber:
Reclam
Anzahl Seiten:
216
Erscheinungsdatum:
18.06.2001
ISBN:
978-3-15-001060-0

Seumes »Mein Leben« zählt, so kurz und fragmentarisch der Text auch ist, zu den berühmten Autobiographien der Goethezeit. Den Lebenserinnerungen des Bauernsohns, des Offiziers niederen Ranges, des späteren Sprachlehrers und Schriftstellers Seume fehlt alles Intime, Stimmungen in der Erinnerung Auskostende. Seume liefert keine psychologisierende Selbstzergliederung, sondern ein klipp und klares Porträt.

Autorentext
Johann Gottfried Seume, 29. 1. 1763 Poserna (Sachsen) - 13. 6. 1810 Teplitz (Böhmen).
Der Sohn eines verarmten Bauern begann, unterstützt von dem Grafen Hohenthal, 1780 mit dem Studium der Theologie in Halle, brach es aber ein Jahr später nach der Lektüre freigeistiger Schriften ab. Auf dem Weg nach Paris wurde er von hessischen Werbern ergriffen und vom Landgrafen an England zum Einsatz in den amerikanischen Kolonien verkauft. Als er im September 1782 in Halifax ankam, war der Unabhängigkeitskrieg im Wesentlichen entschieden. Ein Jahr später wurde S. nach Bremen zurückgeschickt; er oh, geriet aber in preußische Hände, bis er sich durch eine Kaution befreien konnte. Unterstützt von seinem adeligen Gönner, studierte er ab Herbst 1787 Jura, Philosophie, Philologie und Geschichte und habilitierte sich 1792. Als Sekretär des russischen Generals Igelström gelangte er 1792-94 nach Russland und Polen (und in polnische Gefangenschaft). Zurückgekehrt nach Leipzig, lebte er zunächst als Hauslehrer, dann als Lektor oder Korrektor bei Göschen in Grimma, wo er u. a. die Werkausgaben von F. G. Klopstock und C. M. Wieland betreute. Am 6. 12. 1801 brach er zu seiner Reise nach Sizilien auf, die ihn - größtenteils zu Fuß - über Prag, Wien, Venedig, Rom und Neapel nach Syrakus führte und auf dem Rückweg einen Abstecher nach Paris einschloss. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er wieder als Hauslehrer, schrieb für Zeitschriften und unternahm eine große Reise nach Polen, Russland und Skandinavien (1805). Er starb bei einem Kuraufenthalt in Teplitz, den ihm Freunde nanzierten. Aus seinem literarischen Werk - u. a. Aphorismen, das klassizistische Trauerspiel Miltiades, Gedichte und zahlreiche politische Schriften - ragen die Reisebeschreibungen, insbesondere die italienische, heraus. S. ist kein Kunstreisender. Für den kritischen Aufklärer ist das antike Italien nur die Folie, vor der die Unzulänglichkeiten und die Armut der Gegenwart, verschuldet von der Kirche (Rom erscheint als Kloake der Menschheit) und den Feudalherrn, nur umso sichtbarer werden.


In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.

Leseprobe
Veritatem sequi et colere, tueri justitiam, omnibus aeque bene velle ac facere, nil extimescere. Das Mißliche einer Selbstbiographie kenne ich so gut als sonst irgend jemand; und ich halte mich für nicht wichtig genug, daß überhaupt mein Leben beschrieben werde. Wenigstens wäre es nach vierzig Jahren noch Zeit genug. Ein angesehener Buchhändler bot mir vor einigen Jahren, als die Aspekten am literarischen Himmel noch besser standen, eine beträchtliche Summe, wenn ich ihm die psychologische Geschichte meiner Bildung schreiben wollte. Ich gebe mich aber nicht gern zu dergleichen Spekulationen her; und es geht etwas wider mein Wesen, auf meine Kosten, vielleicht etwas eigentümlich, einige allgemeine Wahrheiten zu sagen, die die eine Hälfte längst weiß und die andere Hälfte nicht wissen will. Folgendes hat mich indessen bestimmt, etwas über mich selbst zu sagen. Schon Herder, Gleim, Schiller und Weiße und mehrere noch Lebende haben mich aufgemuntert, nach meiner Weise die Umstände meines Lebens, das sie wohl für wichtiger hielten, als es war, schriftlich niederzulegen. Ich glaubte, das wäre im achtzigsten Jahre noch frühe genug: aber meine jetzigen Gesundheitsumstände erinnern mich es nicht zu verschieben, wenn es geschehen soll. Mehrere meiner Freunde drohen mir, wahrscheinlich genug, daß ich auf alle Fälle einem Biographen doch nicht entgehen würde: und da fürchte ich denn, einem Sudler oder Hyperkritiker oder gar einem schalen geschmacklosen Lobpreiser in die Hände zu fallen. Niemand kann doch besser wissen, was an und in ihm ist, als der Mann selbst, wenn er nur redliche Unbefangenheit und Kraft genug hat, sich zu zeigen wie er ist. Ich überlasse es jedem, der etwas von mir weiß, zu urteilen, ob das, was er von mir weiß, das Gepräge dieser Unbefangenheit und dieser Kraft


billigbuch.ch sucht jetzt für Sie die besten Angebote ...

Loading...

Die aktuellen Verkaufspreise von 6 Onlineshops werden in Realtime abgefragt.

Sie können das gewünschte Produkt anschliessend direkt beim Anbieter Ihrer Wahl bestellen.


Feedback