Voyeure im Namen des Sozialismus.

Voyeure im Namen des Sozialismus.

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783428096756
Untertitel:
Ehe Ost-West nach 1972.
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Heidrun Budde
Herausgeber:
Duncker & Humblot
Anzahl Seiten:
167
Erscheinungsdatum:
31.07.1999
ISBN:
978-3-428-09675-6

Nach Öffnung der Archive konnte anhand von ehemaligen "Vertraulichen Verschlußsachen" das Genehmigungsverfahren von Eheschließungen zwischen "Ost" und "West" nach 1972 aufgedeckt werden. Für die DDR-Behörden stellte sich in diesem geheimen Verfahren vordergründig die Frage nach der Scheinehe, um DDR-Bürgern die legale Ausreise zu ermöglichen. Diese sogenannte "Republikflucht" mittels Eheschließung sollte unbedingt verhindert werden. Mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit griff der Staat deshalb in die Privatsphäre seiner Bürger ein und sortierte fein säuberlich zwischen "echten" Liebesverhältnissen und Scheinbeziehungen. So wurde z. B. eine Schwangerschaft als ein "zielgerichtetes und geplantes Vorgehen" zur Erreichung der Übersiedlung eingeordnet, nachzulesen in einem sogenannten Prüfungsprotokoll. Die Beziehung Ost-West überwachte man von Anfang an gründlich. Das Privatleben aller Nicht-DDR-Bürger, die sich längere Zeit in der DDR aufhielten, wurde lückenlos in "Ausländerakten" dokumentiert. Restbestände geben darüber Auskunft, wie umfangreich man recherchierte. Operative Personenkontrolle, Aus- und Einreisesperren, die Rekrutierung von "zuverlässigen und verschwiegenen Auskunftspersonen" unter der Bevölkerung, alle Maßnahmen hatten nur ein Ziel; keine unkontrollierten Kontakte "Ost-West". Der Mensch als Individuum interessierte nicht. Streitereien in den Familien - weil die Unterschrift auf einer "Verzichtserklärung" verweigert wurde und weil Angst vor beruflichen Nachteilen bei den verbleibenden Angehörigen berechtigt aufkam - waren willkommene und gewollte Helfer bei der Unterbindung von "rechtswidrigen Übersiedlungsersuchen". Dokumente belegen, wie verzweifelt, wütend, einsam und ausweglos die Antragsteller ihre Situation empfanden. Sie waren keine Gegner des politischen Systems. Sie wollten nur ein einfaches Menschenrecht wahrnehmen. Unsagbarer Haß kommt in den Dokumenten zum Ausdruck, Haß, der diese Willkürherrschaft 1989 stürzte.

Inhalt
Inhaltsübersicht: A. Rechtliche Regelungen zur Eheschließung mit Ausländern in den 70er Jahren: Die gesetzliche Rechtslage - Die Auslegung des Gesetzgeberwillens - Die "Vertraulichen Verschlußsachen" - B. Rechtliche Regelungen zur Eheschließung mit Ausländern in den 80er Jahren: Die gesetzliche Rechtslage - Die Verordnungen von 1983 und 1988 unter dem Blickwinkel völkerrechtlicher Verpflichtungen - Die "Vertraulichen Verschlußsachen" - C. Kontakte Ost/West. Möglichkeiten und Grenzen: Der Kontaktbereich West - Der Kontaktbereich Ost - Kontaktgrenzen durch Denunzianten aus Ost und West - D. Das Antragsverfahren auf Erteilung der Zustimmung zur Eheschließung: Das Verfahren von 1977 bis 1989 - Praktische Auswirkungen von ausgewählten Teilen der Verfahrensvorschriften - E. Die lang ersehnte Hochzeitsfeier - F. Die Ausreise und das Leben danach - Nachwort - Anlage 1, 2, 3 - Literaturverzeichnis - Register


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