Der Kriegseintritt Italiens im Mai 1915

Der Kriegseintritt Italiens im Mai 1915

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486582789
Untertitel:
Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Sondernummer
Genre:
Neuzeit bis 1918
Herausgeber:
de Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
143
Erscheinungsdatum:
2007
ISBN:
978-3-486-58278-9

Am 23. Mai 1915 erklärte das Königreich Italien seinem Verbündeten und Erzfeind Österreich-Ungarn nach monatelangem Tauziehen den Krieg. Die Beteiligung am Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente führte zum Triumph über das Habsburgerreich und zur Annexion weiter Gebiete einschließlich Südtirols, aber auch zu schrecklichen Verlusten an Mensch und Material sowie zum Aufstieg des Faschismus.

Während im kollektiven Gedächtnis der betroffenen Länder immer noch die alten Denkmuster vom "italienischen Verrat" bzw. vom "gerechten Krieg" vorherrschen, bemühen sich italienische, deutsche und österreichische Historiker endlich gemeinsam um ein differenziertes Bild. Dieser Sammelband diskutiert die Ursachen und Wirkungen des italienischen Intervento von 1915 in neuer Sicht und leistet damit einen Beitrag zum wissenschaftlichen Dialog zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern, der noch längst nicht beendet ist.
" Am 23. Mai 1915 erklärte das Königreich Italien seinem Verbündeten und Erzfeind Österreich-Ungarn nach monatelangem Tauziehen den Krieg. Die Beteiligung am Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente führte zum Triumph über das Habsburgerreich und zur Annexion weiter Gebiete einschließlich Südtirols, aber auch zu schrecklichen Verlusten an Mensch und Material sowie zum Aufstieg des Faschismus. Während im kollektiven Gedächtnis der betroffenen Länder immer noch die alten Denkmuster vom ""italienischen Verrat"" bzw. vom ""gerechten Krieg"" vorherrschen, bemühen sich italienische, deutsche und österreichische Historiker endlich gemeinsam um ein differenziertes Bild. Dieser Sammelband diskutiert die Ursachen und Wirkungen des italienischen Intervento von 1915 in neuer Sicht und leistet damit einen Beitrag zum wissenschaftlichen Dialog zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern, der noch längst nicht beendet ist."

Autorentext
Johannes Hürter, geboren 1963, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin; Redakteur der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte; Redakteur der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München und Privatdozent an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Gian Enrico Rusconi lehrte Politikwissenschaft an der Universität Turin und war von 2005 bis 2010 Direktor des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient; veröffentlichte u. a.: Rischio 1914. Come si decide una guerra, Bologna 1987; Cefalonia. Quando gli italiani si battono, Turin 2004; L azzardo del 1915. Come l Italia decide la sua guerra, Bologna 2005; Deutschland Italien, Italien Deutschland. Geschichte einer schwierigen Beziehung von Bismarck bis zu Berlusconi, Paderborn [u. a.] 2006.

Leseprobe
3. Die Bedeutungslosigkeit Italiens und sein unsicheres Vorgehen in der Julikrise des Jahres 1914 (S. 28)

Die Julikrise aus italienischer Perspektive

Wir müssen einen Schritt zurück machen, zur Julikrise des Jahres 1914. Italien schien sich anfangs in einer Randposition zu befinden. Die internationale Forschung über die Julikrise schenkt Italien daher wenig Aufmerksamkeit. Das Land findet allenfalls im Zusammenhang mit der Neutralitätserklärung von Anfang August Erwähnung. Viele Historiker, seien es Franzosen, Briten oder Deutsche, lassen nur allzu gerne ironische Bemerkungen über das (vermeintlich) unkorrekte Verhalten Roms gegenüber den Mittelmächten fallen.

Umgekehrt konzentriert sich die italienische Geschichtsschreibung völlig auf die inneritalienischen Vorgänge, auf den sich abzeichnenden Konflikt zwischen Interventionisten und Neutralisten, so als ob das, was in Wien, Berlin, Paris, St. Petersburg oder London passierte, nur die Kulisse für das heimische Theaterstück abgegeben habe. Es ist jedoch entscheidend, den Zusammenhang zwischen inneritalienischer und internationaler Politik zu beleuchten. Nach dem Attentat von Sarajewo stand bekanntlich der Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien im Mittelpunkt der Krise.

Ein Eingreifen Russlands drohte. In dieser Situation wurden die wichtigen Entscheidungen in Berlin getroffen. Dort berieten am 5. und 6. Juli Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Regierung, angeführt von Kanzler Theobald v. Bethmann-Hollweg. Sie kamen überein, Wien im Fall einer Strafaktion gegen Belgrad praktisch bedingungslos zu unterstützen. Es handelte sich um eine Strategie, direkten militärischen Druck auf Serbien und indirekten auf Russland auszuüben. Beide, so die Erwartung, würden schon nachgeben.

Das sei in der Vergangenheit immer so passiert. Berlin und Wien gingen in der ersten Julihälfte noch von einem auf Serbien begrenzten Krieg aus, auch wenn man nicht ganz ausschloss, dass sich der Konflikt auf Russland und Frankreich ausweiten könnte. England dagegen, so die Annahme, werde nicht eingreifen. Bis Mitte Juli hielt die deutsche Regierung eine Ausweitung des Konflikts für sehr unwahrscheinlich. In Berlin zeigte man sich davon überzeugt, dass Russland gegenüber den deutsch-österreichischen Einschüchterungsmanövern einlenken werde. Es entstand die typische Situation eines kalkulierten Risikos.

In diesem Kalkül zählte Italien überhaupt nicht, obwohl es seit drei Jahrzehnten der Alliierte Deutschlands und Österreich-Ungarns war. Das Land wurde sogar absichtlich über alles im Dunkeln gelassen. Erst nachdem mehrere Tage verstrichen waren, nach der österreichischen Kriegserklärung gegenüber Serbien am 28. Juli, als sich ein gesamteuropäischer Krieg abzuzeichnen begann, versuchte Berlin, Italien wieder für die Allianz zu gewinnen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich an eines zu erinnern: Deutschland hielt die Forderung Italiens prinzipiell für legitim, von Österreich ausreichend über die österreichischen Zielsetzungen gegenüber Serbien informiert zu werden. Außerdem hatte man Verständnis dafür, dass Rom Gebietskompensationen für den Fall territorialer Veränderungen im Sinne des Dreibundvertrags erwartete.

Aber Wien ignorierte sowohl die deutsche Offerte als auch die italienischen Erwartungen. Dort war man davon überzeugt, dass Italien "militärisch schwach und feige" sei, wie der ehemalige österreichische Botschafter in Rom, Graf Monts, erklärte. Österreich-Ungarn versicherte sich der deutschen Unterstützung und konzentrierte sich ganz auf die Modalit&aum

Inhalt
1;Inhalt;6
2;Einleitung;8
3;1. Historische Einordnung;12
3.1;Das Hasardspiel des Jahres 1915;14
3.1.1;1. Die Dilemmata Italiens und das " Syndrom von 1915" Ein unwahrscheinliches Szenario?;14
3.1.2;Die kollektive Erinnerung und die Politik;16
3.1.3;Die Dilemmata Italiens und das Hasardspiel zu ihrer Lösung;18
3.1.4;2. Die italienische Armee am Rhein. Ein Zeichen gegenüber dem Dreibund Die deutsch- italienischen Militärabkommen zwischen 1888 und 1914;20
3.1.5;Die italienischen Generale - einstimmig für die Entsendung von Streitkräften an den Rhein;24
3.1.6;3. Die Bedeutungslosigkeit Italiens und sein unsicheres Vorgehen in der Julikrise des Jahres 1914 Die Julikrise aus italienischer Perspektive;29
3.1.7;Die Kompensationsfrage;31
3.1.8;Die Militärstrategie und die besonderen Beziehungen zu Deutschland;33
3.1.9;4. Drei contrafaktische Annahmen;35
3.1.10;5. Die Frage des Verrats;40
3.1.11;Mussolini, das "Syndrom des Jahres 1915" und der "Stahlpakt";41
3.1.12;Verrat der Italiener?;43
3.1.13;Die politische Analyse jenseits der Erinnerung;45
3.1.14;Dokumentenanhang;46
3.2;Vom Bündnispartner zum Kriegsgegner;54
3.2.1;1. Die historischen Folgen des Intervento 1915;54
3.2.2;2. Der Intervento 1915 - ein Treubruch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt?;55
3.2.3;3. Verbündete Feinde? Der Weg zum Intervento 1915;57
3.2.4;4. D…


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