Das Gesicht der Bundeswehr

Das Gesicht der Bundeswehr

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486583960
Untertitel:
Kommunikationsstrategien in der Freiwilligenwerbung der Bundeswehr 1956 bis 1989
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Thorsten Loch
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
380
Erscheinungsdatum:
17.03.2008
ISBN:
978-3-486-58396-0

Das Gesicht der Bundeswehr befasst sich mit dem in der Freiwilligenwerbung der bundesdeutschen Streitkräfte zwischen 1956 und 1989 entworfenen Soldatenbild. Ausgehend von der These, öffentlich verbreitete Soldatenbilder böten Aufschluss über politische und gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen, untersucht Thorsten Loch das Verhältnis zwischen Armee, Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland im Kalten Krieg. Methodisch steht der Dreiklang von Militär- und Werbegeschichte sowie der gegenwärtig diskutierten Historischen Bildkunde im Vordergrund. Zentrale Quellen stellen die zeitgenössisch verwendeten Werbeplakate und -anzeigen dar.

Der Autor

Thorsten Loch, geboren 1975, war bis 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam, und Lehrbeauftragter der Universität Potsdam.

Autorentext
Thorsten Loch, geboren 1975, war bis 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam, und Lehrbeauftragter der Universität Potsdam.

Klappentext
»Das Gesicht der Bundeswehr« befasst sich mit dem in der Freiwilligenwerbung der bundesdeutschen Streitkräfte zwischen 1956 und 1989 entworfenen Soldatenbild. Ausgehend von der These, öffentlich verbreitete Soldatenbilder böten Aufschluss über politische und gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen, untersucht Thorsten Loch das Verhältnis zwischen Armee, Staat und Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland im Kalten Krieg. Methodisch steht der Dreiklang von Militär- und Werbegeschichte sowie der gegenwärtig diskutierten Historischen Bildkunde im Vordergrund. Zentrale Quellen stellen die zeitgenössisch verwendeten Werbeplakate und -anzeigen dar.

Leseprobe
V. Die Nachwuchswerbung als Teil der Öffentlichkeitsarbeit Professionalisierung und faktische Anreize (1969-1980) (S. 243-244)

Sind die 1960er-Jahre für den Zeithistoriker eine sich allmählich erhellende Terra Incognita, trifft diese geografische Umschreibung für die Bundesrepublik der 1970er-Jahre erst Recht zu1. In der historischen Forschung ist von den "langen 60er-Jahren" die Rede, die mit der Bundestagswahl 1957 beginnen und mit der Annahme des Grundlagenvertrages von 1973 bzw. dem Regierungswechsel auf Helmut Schmidt enden2.

Was aber spricht dagegen, die 1960er-Jahre schon Mitte der 1960er enden lassen? Also den Übergang zu etwas vermeintlich Neuem mit den ersten gesellschaftlichen Wandlungstendenzen beginnen lassen, wie wir sie in den Werbeanzeigen der Bundeswehr festgestellt haben? Dennoch soll mit der Regierungsübernahme Willy Brandts 1969, die als "Machtwechsel"3 charakterisiert wurde, ein Fixpunkt gewählt werden. Das Wort einer "zweiten Stunde Null"4 sowie das einer "großen demokratischen Revolution"5 waren im Umlauf. Von dieser Regierung gingen Impulse für die Bundesrepublik im Allgemeinen und auch Anregungen für die Bundeswehr im Besonderen aus, auch wenn Pläne dafür schon durch die Große Koalition initiiert worden waren.

Speziell die anstehenden Änderungen innerhalb der Bundeswehr, die von der politischen Leitung vorangetrieben wurden, beleuchten das Verhältnis von Regierung und Streitmacht, von Gesellschaft und Armee direkt6. Hier sind also durchaus plausible Argumente für eine kommende Periodisierung deutscher Militärgeschichte zwischen 1945/56 und 1990 zu vermuten. Gerade diese Phase deutscher Militärgeschichte ist bis heute noch weitgehend unerforscht, verspricht aber aufschlussreiche Einsichten nicht nur in das Innenleben der Bundeswehr am Scheideweg zwischen Aufbruch und Reaktion, sondern auch in das Selbstverständnis bundesdeutscher Politik und Gesellschaft.

1. Politik und Gesellschaft in den 1970er-Jahren

Willy Brandts Koalitionsregierung der inneren Reformen, die "mehr Demokratie wagen"7 und eine höhere Lebensqualität schaffen wollte, hatte gedankliche und auch planerische Vorläufer. Tatsächlich begann bereits um 1966 mit der "technokratischen Wende"9 ein Reformschub in Bund und Ländern, der jedoch erst mit dem Wechsel zur sozial-liberalen Koalition als eine Art "Bewusstseinsrevolution " wahrgenommen wurde. Inwiefern diese Reformen tatsächlich nicht nur angepackt, sondern auch umgesetzt wurden und das politische und gesellschaftliche Feld der 1970er-Jahre prägten, ist fraglich.

Die Öffentlichkeit wandte sich in Diskussionen dem zu, was als Modernisierungs- und Veränderungsschub erfassbar wurde. Die Felder, auf denen sich die Reformen auswirkten, fasst Gabriele Metzler zusammen: Es sind dies Vorhaben mit (re)distributiven Effekten, Veränderung der ökonomischen und gesellschaftlichen Ordnung, Reformen der politischen Organisationen sowie des sozialen Status einzelner Gruppen und schließlich die Gruppe an Reformen, von der sich die Koalition eine größere Teilhabe der Bürger am politischen Prozess versprach12. Hinter diesen Vorhaben verbarg sich der Wille zur Erneuerung der als verkrustet empfundenen Gesellschaft.

Diese sollte auf dem Weg des Wandels mit der Bundesregierung als zentraler Lenkungsinstanz gesteuert werden. Der Schwerpunkt der Erneuerung lag auf der Außenpolitik, obwohl Brandt in seiner Regierungserklärung die Bildungspolitik dazu erklärt hatte13. Unter dem bereits 1963 aufgekommenen Schlagwort "Wandel durch Annäherung"14 verfolgte die neue Regierung in ihrer Ostpolitik neue Ansätze und veränderte das innerdeutsche Verhältnis ebenso wie die Beziehungen zu Moskau und Warschau15. Die Reformen im Inneren wurden jedoch zugunsten der neuen Ostpolitik nur zaghaft umgesetzt.

Inhalt
1;Inhalt;6
2;Widmung;10
3;Danksagung;14
4;I. Einleitung;16
4.1;1. Von Bildern, Werbung und Soldaten;16
4.2;2. Forschungsstand und Quellenlage;29
4.3;3. Methodik;41
4.4;4. Der Komplex Kommunikation komplexe Kommunikation;62
4.5;5. Die Mediensemiotik;70
5;II. Historische Entwicklungslinien;80
5.1;1. Soldatenwerbung ...;80
5.2;2. Von der Reklame zur Werbung;103
5.3;3. Das Soldatenbild in der Nachwuchswerbung der Wehrmacht;112
6;III. Die Freiwilligenwerbung als Wehraufklärung im Zeichen der "Armee ohne Pathos" (1956-1960);120
6.1;1. Bestimmungsfaktoren westdeutscher Bewaffnung;121
6.2;2. Verquickungen allerorten;150
6.3;3. Die Anfänge der Freiwilligenwerbung;151
6.4;4. Die Werbelinien;169
7;IV. Die Wehrwerbung zwischen Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit Ideelle Anreize gegen wirtschaftliche Vollbeschäftigung (1960-1969);194
7.1;1. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in den Sechzigerjahren;195
7.2;2. Vom Schwinden des Nachwuchses;200
7.3;3. Die Wehrwerbung zwischen Gut und Böse;205
7.4;4. Die Werbelinien;228
8;V. Die Nachwuchswerbung als Teil der Öffentlichkeitsarbeit Professionalisierung und faktische Anreize (1969-1980);258
8.1;1. Politik und Gesellschaft in den 1970er-Jahren;259
8.2;2. Die Bundeswehr zwischen Reaktion und Aufbruch;263
8.3;3. Die Nachwuchswerbung auf dem Vormarsch;271
9;VI. "Bundeswehr eine starke Truppe": Ausblick in die 1980er-Jahre (1981-1989/90);324
10;VII. Das Gesicht der Bundeswehr: ein Resümee;338
11;Übersicht über die verschiedenen Anzeigelinien der Bundeswehr;348
12;Abkürzungen;352
13;Quellen- und Literatur;356


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