Heilige Kriege

Heilige Kriege

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486588484
Untertitel:
Religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich
Genre:
Geschichts-Lexika
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
273
Erscheinungsdatum:
03.11.2008
ISBN:
978-3-486-58848-4

Kriege, denen Heiligkeit zugeschrieben wurde, haben eine endlose Geschichte. Bis zur Gegenwart dauert sie an. Islamische Fundamentalisten sind noch immer davon überzeugt, ihr menschenverachtender Terrorismus sei "Heiliger Krieg" (Dschihad) im Namen Allahs.

Um über Wechselwirkungen zwischen Religion und Politik aufzuklären, thematisiert das Buch religiös imprägnierte Kriegsauffassungen Israels und Roms, der Christen und Muslime. Es unterrichtet über Gewalttheoreme und Gewaltgeschichten der monotheistischen Weltreligionen, deren Glaubens- und Politikbegriffe bewirkten, dass auf der Weltbühne von heute Religionen widersprüchliche Funktionen erfüllen. Religionen versöhnen, um ihrer friedenstiftenden Heilsbotschaft gerecht zu werden, ihre Instrumentalisierung für politische und militärische Zwecke macht sie zu einem Nährboden für Terror und Gewalt. Der zeitliche Rahmen der behandelten Themen reicht von den "Heiligen Kriegen" des antiken Judentums bis zum Weltanschauungskrieg Hitlers, den dieser im Namen der "Vorsehung" und des "Allmächtigen" führen wollte. Bemerkenswert bleibt, dass auch der moderne, um das Seelenheil seiner Untertanen entlastete Staat, wenn es um Krieg und Frieden ging, auf die sinn- und legitimationsstiftende Macht religiöser Deutungen nicht verzichten wollte.


Autorentext
Klaus Schreiner, geboren 1931, ist emeritierter ordentlicher Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Bielefeld.

Zusammenfassung
"Der ruhig argumentierende Band leistet wertvolle Hilfestellung für aktuelle Debatten." Sven Felix Kellerhoff, Die Welt 17.1.2009 "Dieser informative Band leuchtet die gesamte Bandbreite religiöser Begründungen militärischer Gewaltanwendung umfassend aus; er informiert über Gewalttheoreme und Gewaltgeschichten der monotheistischen Weltreligionen." Jens Walter, lehrerbibliothek.de 9.2.2009 "Der außerordentlich anregende Band stellt einen wichtigen Beitrag zur Debatte um Ursachen, Formen und Wirkungen des "Heiligen Krieges" in Christentum, Judentum und Islam dar und wird die historische Forschung in der weit darüber hinausgehenden Frage nach dem Verhältnis von Religion, Staat und Gesellschaft insgesamt bereichern." Stefan Tebruck, sehepunkte

Leseprobe
Aharon Oppenheimer

Heilige Kriege im antiken Judentum Monotheismus als Anlaß zum Krieg? (S. 31-32)

Eine der markantesten Erscheinungsformen von Israels Gott in der Bibel ist die als kämpferischer Gott, als Kriegsheld, der mit seinem Volk in die Schlacht zieht und ihm im Kampf beisteht. So heißt es zum Beispiel im Schilfmeer-Lied: Jahwe ist ein Kriegsmann, Jahwe sein Name , oder in den Psalmen: Jahwe ein gewaltiger Held, Jahwe ein Kriegsheld . Eine solche Gottesauffassung war nicht auf Israel beschränkt, sie findet sich auch in verschiedenen anderen Religionen des Altertums,

die israelitische Besonderheit besteht darin, daß sich die Kriege von Israels Gott nicht im mythischen Raum abspielen und nicht als Kämpfe zwischen Göttern aufgefaßt werden. Vielmehr sind Israels Kriege im historischen Bereich fixiert, wo die Vorstellung herrscht, daß Israels Gott mit Israels Truppen in den Kampf zieht, um dem Volk den Sieg über seine Feinde zu verleihen. Daraus resultiert eine der Bedeutungen des Beinamens Jahwe der Heerscharen , oder Jahwe, Gott der Heerscharen , d. h. Gott führt die Truppen seines Volkes in den Krieg. Als ein weiterer Beleg für diese Auffassung wäre Ex 7,4 anzuführen, wo Gott verheißt, er werde meine Heere, mein Volk, die Israeliten aus Ägypten herausführen. Gottes Beteiligung an den Kriegen seines Volkes ist nicht auf die Vergangenheit beschränkt, sondern gilt auch für die Zukunft, z. B. kündigt Israels Gott an: Wenn du zum Krieg gegen deine Feinde ausziehst fürchtet euch nicht denn es ist Jahwe euer Gott, der mit euch geht, für euch mit euren Feinden zu kämpfen, euch zu erretten. (Dtn 20,1 4) Komprimiert erscheint diese Vorstellung in der Bezeichnung Jahwe der Heerscharen, Israels Schlachten-Gott , mit der die Israeliten in den Kampf zogen. Nach Gerhard von Rad hat sich die Bedeutung des Terminus Jahwes Kriege dahingehend erweitert, daß der Begriff auch rituelle Handlungen umfaßte, die vor dem Auszug in die Schlacht vollzogen worden waren, allerdings nicht von Kriegern, sondern von Priestern und Leviten. In Num 21,14 hat sich der Titel eines nicht überlieferten Werks erhalten, das Buch der Kriege Jahwes , Auszüge aus diesem Buch, die man in Num 21,14 und an anderen Stellen ausfindig gemacht hat, lassen vermuten, daß es sich um ein Loblied auf die Heldentaten und Wunder handelt, die Israels Gott bei Kriegshandlungen seines Volkes bewirkte, wobei Elemente von Beschwörung und Magie mit hineinspielen.

In Bezug auf den Krieg gibt es in der Bibel diverse Vorschriften, auch sind etliche Verhaltensregeln festgelegt, in denen sich die Überzeugung der Kämpfer äußert, daß Gott mit den Truppen in den Kampf zieht. Der deutlichste Indikator für diesen Glauben ist der Brauch, die Bundeslade mit aufs Schlachtfeld zu tragen. Eine ähnliche Funktion hat das Blasen der Trompeten, um Gott den Kämpfern in Erinnerung zu rufen. Diese Vorschriften und Bräuche finden sich in den Schriften vom Toten Meer und in der talmudischen Literatur weiter ausgeführt. Die Anwesenheit Gottes unter den Kriegern erfordert die Heilighaltung des Lagers, d. h. es muß vor Schmutz und vor kultischer Unreinheit geschützt werden. Mit kultisch unrein sind nicht die Aussätzigen gemeint, die ohnehin aus dem Lager entfernt werden müssen, sondern gemeint ist der ,Samenflüssige , der das Lager für einen Tag verlassen muß. Daraus kann man schließen, daß den Kriegern im Lager der sexuelle Kontakt verboten war, denn es ist das Sperma, das die kultische Unreinheit bewirkt. So ist die biblische Vorschrift denn auch in der Qumran-Rolle vom ,Krieg der Söhne des Lichts mit den Söhnen der Finsternis dahingehend auszulegen, daß nicht nur kultisch unreinen Männern, sondern Frauen und Kindern generell der Aufenthalt im Lager untersagt ist.

Inhalt
Beiträge von Friedrich Wilhelm Graf, Aharon Oppenheimer, Tilman Nagel, Hans Maier, Werner Eck, Ludwig Schmugge, Jürgen Miethke, Heinz Schilling, Klaus Schreiner, Hans-Christof Kraus, Rudolf Schieffer, Hans Günter Hockerts, Dietmar Willoweit


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