Waldheim und die Folgen

Waldheim und die Folgen

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783593398525
Untertitel:
Der parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Cornelius Lehnguth
Herausgeber:
Campus Verlag
Auflage:
1. Aufl. 05.2013
Anzahl Seiten:
529
Erscheinungsdatum:
16.05.2013
ISBN:
978-3-593-39852-5

Österreichs Umgang mit der NS-Vergangenheit seit 1986

1986 wurde Österreich vom Skandal um die Verstrickungen des damals neu gewählten Bundespräsidenten Kurt Waldheim in den Nationalsozialismus erschüttert. Bis dahin hatten die führenden Politiker der Zweiten Republik eine Mitverantwortung für Holocaust und Kriegsgräuel zurückgewiesen und damit seit den 1950er-Jahren weitergehende Entschädigungsansprüche der Opfer zurückgewiesen. Infolge internationaler Kritik und inländischer Proteste begann jedoch durch die »Waldheim-Affäre« eine bis heute andauernde Auseinandersetzung um die Neubewertung der NS-Vergangenheit Österreichs. Cornelius Lehnguth untersucht in dieser ersten Gesamtdarstellung der politischen Kontroversen der »Waldheim-Debatte« die konkurrierenden, oftmals generationsbedingten Erzähl- und Handlungsmuster der im Nationalrat vertretenenen Parteien; zugleich analysiert er die Vergangenheitspolitik der beteiligten Akteure, die er in zahlreichen Interviews für seine Studie befragt hat.

"Das Buch des Frankfurter Politikwissenschaftlers beeindruckt durch seinen Faktenreichtum und die Fülle an Material, die der emsig recherchierende Autor da in jahrelanger Forschungsarbeit zusammengetragen hat. Wer Österreich und seine zuweilen doch recht bizarre Politiklandschaft verstehen will, findet in Lehnguths Buch eine Vielzahl an interessanten Erklärungsansätzen." , Deutschlandfunk - Andruck, 10.06.2013 »Lehnguts umfangreiches Werk ist eine Tour de force durch ein wichtiges Kapitel jüngster österreichischer Politik. [...] Dass es keine "gesichtslose" Geschichte erzählt, ist einer der weiteren erwähnenswerten Vorzüge des Werks.« Peter Stachel, H-Soz-Kult, 07.09.2015 "Die jüngst erschienene, hervorragende Studie 'Waldheim und die Folgen' von Cornelius Lehnguth nimmt den Fall Waldheim zum Anlass, um das vergangenheitspolitische Narrativ Österreichs und seinen, wie der Untertitel verspricht, 'parteipolitischen Umgang mit dem Nationalsozialismus' gründlich zu analysieren. Dies ist vortrefflich gelungen." Nicolas Stockhammer, Der Tagesspiegel, 13.09.2013

Vorwort
Österreichs Umgang mit der NS-Vergangenheit seit 1986

Autorentext
Cornelius Lehnguth, Dr. rer. pol., studierte in Leipzig Politik- und Kulturwissenschaften und verbrachte für seine Promotion in den Jahren 2007/2008 zwei längere Studienaufenthalte in Wien. Er ist derzeit als Hochschulreferent an der Universität Frankfurt tätig.

Klappentext
1986 wurde Österreich vom Skandal um die Verstrickungen des Bundespräsidenten Kurt Waldheim in den Nationalsozialismus erschüttert. Bis dahin hatte die Zweite Republik eine Mitverantwortung für Holocaust und Kriegsgräuel zurückgewiesen und damit jeden Anspruch der Opfer erfolgreich abgewehrt. Infolge internationaler Kritik und inländischer Proteste begann eine bis heute andauernde Auseinandersetzung um die Neubewertung der NS-Vergangenheit. Dabei wurde darum gestritten, wie weit die Mitverantwortung reiche und welche Formen des Gedenkens, aber auch der Entschädigung gegenüber den Opfern angemessen wären. Erstmals untersucht Cornelius Lehnguth die Kontroversen zwischen den im Nationalrat vertretenen Parteien, deren gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Dabei zeigt er, dass es auch um Generationenkonflikte ging, denn es spielte eine große Rolle, wie Parteienvertreter den Nationalsozialismus und eventuelle eigene Verstrickungen wahrnahmen und bewerteten. Lehnguths Fazit bleibt ambivalent: In der Frage, wie weit die österreichische Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus geht, herrscht bis heute keine Einigkeit.

Leseprobe
1. Forschungsinteresse Die parteipolitische Auseinandersetzung um die österreichische NS-Vergangenheit nach 1986 begann mit der "Waldheim-Affäre". Diese Affäre um die NS- und Kriegsvergangenheit des damaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim trug eruptionsartig dazu bei, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen, mitunter konkurrierenden Narrativen über die NS-Vergangenheit zum Vorschein kam, die bis dahin von der "Opferthese" als hegemonialem Meisternarrativ weitgehend verdeckt worden waren. Die Zweite Republik hatte sich nämlich seit ihrer Gründung 1945 erfolgreich auf den Standpunkt zurückgezogen, dass es sich 1938 bei dem von vielen Österreichern begeistert begrüßten "Anschluss" ausschließlich um eine von außen erzwungene Okkupation gehandelt und deshalb Österreich weder eine moralische noch eine materielle Mitverantwortung für Nationalsozialismus und Holocaust zu tragen habe. Dieser Interpretation lag die Moskauer Deklaration der Alliierten aus dem Jahr 1943 als "Magna Charta" zugrunde, die Österreich als das "erste Opfer der Hitlerschen Aggression" bezeichnet hatte. Diese Sichtweise blieb zunächst auf die Außenpolitik - zur Abwehr finanzieller Verpflichtungen - beschränkt, erfuhr aber aufgrund ihres Entlastungscharakters schon bald eine "innenpolitische Verselbständigung". Die vielfach kodifizierte Verwendung des Opferbegriffs führte zu einer gesamtgesellschaftlichen Übernahme des Opferstatus, wodurch tatsächliche NS-Opfer sukzessive in den Hintergrund gedrängt wurden. Dadurch konnten sowohl auf der politischen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene Voraussetzungen, Verlauf und Konsequenzen des Nationalsozialismus externalisiert werden, gehörten sie doch angeblich nur in die Geschichte Deutschlands, nicht auch in diejenige Österreichs. Die Waldheim-Affäre beendete nun die mit der Opferthese einhergehende Amnesie. Der "Eiszeit der Erinnerung" folgte eine geschichtspolitische Neuorientierung, die auf eine differenziertere Bewertung der österreichischen NS-Vergangenheit abzielte. Vergangenheitspolitische Maßnahmen, die die Defizite auf dem Entschädigungs- und Restitutionssektor beheben sollten, setzten ein. Dieser Vorgang verlief jedoch weder konsensual noch linear, sondern führte zu zahlreichen heftigen Kontroversen und gegenläufigen Entwicklungen. Entscheidend an diesem Prozess beteiligt waren die im Nationalrat vertretenen Parteien, weshalb sie der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind. Vor dem Hintergrund der Waldheim-Debatte und des geschichtspolitischen Neuorientierungsprozesses werden die konkurrierenden Erzähl- und Handlungsmuster der Parteien im Geflecht der modifizierten Geschichts- und Vergangenheitspolitik herausgearbeitet und analysiert. Damit verbunden wird die Analyse generationsspezifischer Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Handlungsmuster der (in der Regel männlichen) politischen Akteure. Die Beschreibung und Analyse der wichtigsten geschichts- und vergangenheitspolitischen Debatten und Handlungsfelder, zu denen neben Entschädigung, Restitution und Rehabilitierung von NS-Opfern auch die staatliche Inszenierung von Gedenkjahren sowie die geschichtspolitisch relevanten Denkmals-, Museums- und Ausstellungsdebatten gehören, zielt auf eine rekonstruktive Interpretation von Prozessen des (Um-)Schreibens von Geschichte. Dieser Beitrag zur Gedächtnisgeschichte Österreichs in der Post-Waldheim-Ära soll durch die Zusammenführung von alten und neuen Quellen sowie durch einen neuen methodischen Blickwinkel die jeweiligen politischen und historiografischen Konstruktionsprozesse erhellen helfen.

Inhalt
Inhalt Einleitung 11 1. Forschungsinteresse 11 2. Nationalsozialismus und Gedächtnis als Forschungsgegenstand 13 3. Theoretische und methodische Zugänge: Gedächtnis und Generation 19 3.1. Gedächtnis, Narrativ und Geschichtspolitik 19 3.2. Generation und Situationsdeutung 23 3.3. Politische Generationen in Österreich 27 4. Fragestellungen und Hypothesen 53 5. Methodik, Quellen und Aufbau der Arbeit 55 Österreichische Gedächtnisgeschichte und Vergangenheitspolitik 1945-1986 58 1. Nationalsozialismus und Gedächtnisgeschichte 58 1.1. Die "Moskauer Deklar…


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