Eros, Wollust, Sünde

Eros, Wollust, Sünde

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783593509549
Untertitel:
Sexualität in Europa von der Antike bis in die Frühe Neuzeit
Genre:
Kulturgeschichte
Autor:
Franz X. Eder
Herausgeber:
Campus Verlag GmbH
Anzahl Seiten:
536
Erscheinungsdatum:
01.09.2018
ISBN:
978-3-593-50954-9

Regiert "König Sex" die Welt? Und war das schon immer so? Wie gestalteten sich vor dem 18. Jahrhundert sexuelle Beziehungen vor, in und außerhalb der Ehe? Welche Probleme warfen Verhütung und Geschlechtskrankheiten auf? Wie ging man mit Prostitution und Pornografie um? Welche Möglichkeiten gleichgeschlechtlichen und queeren Begehrens und Handelns gab es in der Vormoderne?
Dieses Buch gibt erstmals einen weitgespannten Überblick über die Geschichte der europäischen Sexualkulturen von der Antike bis zur Frühen Neuzeit. Anhand zahlreicher Beispiele und Quellen zeigt Franz X. Eder, dass das Sexualleben in früheren Jahrhunderten einen elementaren Stellenwert für das Zusammenleben von Paaren und Gemeinschaften, für die Selbst- und Fremdsicht der Individuen und für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Ordnung hatte. Er spannt dabei den Bogen von der Politisierung und Sozialisierung des Eros in der griechisch- römischen Antike über den skeptischen Umgang mit dem Sexuellen im frühen Christentum und die ambivalente Sexualwelt des Mittelalters bis zu deren Regulierung und Disziplinierung während und nach der Reformation.

»Franz X. Eder hat ein beeindruckendes Werk über gesellschaftliche Ideale und Tabus und ihren historischen Wandel hinsichtlich der Sexualität vorgelegt. Nach dieser Lektüre wird niemand mehr Zweifel hegen, dass Menschen abgründige Wesen sind: Weder das platonische Ideal noch die Ansprüche christlicher Moraltheologie wurden offenbar jemals in der Praxis auch nur annähernd eingelöst. Eine packende, oft verblüffende und zuweilen auch verstörende Lektüre.« Reinhard Lassek, Spektrum der Wissenschaft, 14.12.2018 »In der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft steht Franz X. Eders Buch einzigartig da. Es ist das Standardwerk. Im Ausblick teilt der Autor mit, dass das besprochene Werk nur der erste Band einer zweibändigen Darstellung ist, die bis in die Gegenwart führen soll. Leserinnen und Leser dieses beachtenswerten Werkes dürfen gespannt sein.« Wolfgang Burgdorf, Sehepunkte, 15.04.2019 »Das Buch bietet einen guten Überblick und verführt zugleich interessierte Leser zu eigenen Studien.« Florian G. Mildenberger, Sexuologie, 2019

Autorentext
Franz X. Eder ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien. Er forscht zur Geschichte der Familie, der Arbeitsorganisation und des Konsumierens, des Körpers und der Sexualität.

Klappentext
Regiert »König Sex« die Welt? Und war das schon immer so? Wie gestalteten sich vor dem 18. Jahrhundert sexuelle Beziehungen vor, in und außerhalb der Ehe? Welche Probleme warfen Verhütung und Geschlechtskrankheiten auf? Wie ging man mit Prostitution und Pornografie um? Welche Möglichkeiten gleichgeschlechtlichen und queeren Begehrens und Handelns gab es in der Vormoderne? Dieses Buch gibt erstmals einen weitgespannten Überblick über die Geschichte der europäischen Sexualkulturen von der Antike bis zur Frühen Neuzeit. Anhand zahlreicher Beispiele und Quellen zeigt Franz X. Eder, dass das Sexualleben in früheren Jahrhunderten einen elementaren Stellenwert für das Zusammenleben von Paaren und Gemeinschaften, für die Selbst- und Fremdsicht der Individuen und für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Ordnung hatte. Er spannt dabei den Bogen von der Politisierung und Sozialisierung des Eros in der griechisch- römischen Antike über den skeptischen Umgang mit dem Sexuellen im frühen Christentum und die ambivalente Sexualwelt des Mittelalters bis zu deren Regulierung und Disziplinierung während und nach der Reformation.

Leseprobe
1. Einleitung: Sexualität historisch erforschen "Jeder von uns ist demnach nur eine Halbmarke von einem Menschen, weil wir zerschnitten, wie die Schollen, zwei aus einem geworden sind. Daher sucht denn jeder beständig seine andere Hälfte. Soviele nun unter den Männern ein Schnittstück von jener gemischten Gattung sind, welche damals mannweiblich hieß, die richten ihre Liebe auf die Weiber, und die meisten Ehebrecher sind von dieser Art, und ebenso wiederum die Weiber, welche mannsüchtig und zum Ehebruch geneigt sind. Soviele aber von den Weibern ein Schnittstück von einem Weibe sind, die richten ihren Sinn nur wenig auf die Männer, sondern wenden sich weit mehr den Frauen zu, und die mit Weibern buhlenden Weiber stammen von dieser Art. Die Männer endlich, welche ein Stück von einem Mann sind, die gehen dem Männlichen nach. [] Auf Ehe und Kindererzeugung dagegen ist ihr Sinn von Natur nicht gerichtet." (Platon 2016: 25f.) "O, nenn' es Liebe nicht! die Lieb' entfloh Zum Himmel ja, seit Wollust Liebe heißt, Als Liebe frische Schönheit kostet - roh Beschimpfend noch, wo gierig sie zerreißt; Stets nur bedenkend, wie sie schänd' und raube - Der Raupe gleich, die schwelgt im ersten Laube. Die Lieb' erquickt, wie Sonnenstrahl nach Wettern; Die Wollust wirkt wie Sturm nach Sonnenschein; Der Liebe Lenz prangt stets in frischen Blättern, Der Wollust Winter bricht vor Herbst herein. Die Lieb' hält Maß, die Lust hat nie genug; Die Lieb' ist Wahrheit ganz, die Lust ganz Lug." (Shakespeare 1849: 151) Platon und Shakespeare brachten poetisch zum Ausdruck - der eine im Symposion (380 v. Chr.), der andere in Venus und Adonis (1593) -, was Menschen früherer Epochen an der Sexualität gleichzeitig faszinierte und erschreckte. Wie Platon empfanden sie das Sexuelle als eine Kraft, die den Menschen dazu brachte, sich mit dem anderen "Schnittstück" zu vereinen und mit dem bzw. der Begehrten auf Dauer zusammen zu sein und Kinder in die Welt zu setzen. Damit erfüllten sie auch den gesellschaftlichen Anspruch an die Ehe und stabilisierten das soziale Gefüge. Für andere ging es primär um die körperliche Realisierung des Begehrens und die Lust an der Vereinigung - beides in wechselnden Konstellationen. Nach Platon strebte Eros noch ein weiteres, höheres Ziel an - eine ästhetische und ethische Lebensführung (Soble 2009: 107ff.). Shakespeare vertauschte die traditionellen Geschlechterrollen und ließ Venus als begehrende Liebhaberin und Adonis als verweigernden Geliebten auftreten. Durch den Tod des jungen Mannes fand die Göttin - und damit auch der Leser und die Leserin - allerdings zu keiner Erfüllung des Begehrens (Trapp 2003: 54ff.). Der englische Dramatiker machte auch deutlich, dass es bei sexuellen Kontakten häufig um Macht und Ohnmacht zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen sozialen Gruppen oder wie hier zwischen Menschen und Göttern ging. Mit der Gegenüberstellung von Liebe und Wollust - die eine zu Mäßigung und Wahrheit neigend, die andere zu Unersättlichkeit und Lüge führend - wies er zudem auf die dunklen Seiten des Sexuellen hin. Ohne den Einfluss von Gesetz, Norm und Disziplin käme es zur Zerstörung von Ehe und Familie und zur Untergrabung der gesellschaftlichen und politischen Ordnung. Mehr noch als bei anderen Emotionen verspürten auch die Menschen früherer Jahrhunderte, dass sie angesichts der sexuellen Begierde nicht immer "Herr im eigenen Haus" (Freud 1940-1955: 11) waren - sei es, weil sich die Wollust gegenüber dem rationalen Denken und freien Willen durchsetzte, sexuelle Seitensprünge das Gemeinwesen zerrütteten oder der unbezwingbare Geschlechtsdrang sogar die Gottesbeziehung bedrohte. Wenn Dichter, Theologen und Philosophen über die menschliche Sexualität nachdachten, stießen sie auf existentielle Fragen des Lebens und der Überwindung des Todes durch Fortpflanzung, der Überschreitung der eigenen Körperlichkeit, der Differenz von Eigenem und Fremdem/Anderem, der unmöglichen Verschmelzung zweier Menschen, der Differenz von Liebe und Sexualität und anderes mehr. Sie mussten sich mit Aggression und Gewalt, mit Schmerz und Leid ebenso wie mit Abhängigkeit und Unterwerfung beschäftigen, die mit manchen Sexualformen und -beziehungen einhergingen. Irritationen riefen auch die von der Moral abweichenden Erscheinungen…


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