Die Schöne des Herrn

Die Schöne des Herrn

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783608939392
Untertitel:
Roman
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Albert Cohen
Herausgeber:
Klett-Cotta Verlag
Auflage:
10. Druckaufl., 2024
Anzahl Seiten:
896
Erscheinungsdatum:
23.05.2012
ISBN:
978-3-608-93939-2

»Wenn ich jetzt sagen müsste, welches das schönste Buch ist, was ich in meinem Leben gelesen habe, wäre es dieses.«
Elke Heidenreich, SF Literaturclub, 16.10.2012

»Ein verstörender Roman von großer erotischer Kraft ... etwas Kitsch wetterleuchtet darüber hin, was den Genuss keinesfalls beeinträchtigt, ihn sogar erhöht. Im Kern ungeheuerlich: der Untergang des europäischen Judentums gespiegelt in einer verzweifelten Affäre.« Sibylle Lewitscharoff


»Es gibt wohl keinen ehrlicheren Blick in die Psyche zweier Verlorener.« Jeanne Wellnitz, Büchermagazin, Juli 2016 »Mit Albert Cohens "Die Schöne des Herrn" ist einer der großartigsten Romane des 20. Jahrhunderts zu entdecken ... Seine Sprachpalette ist unerschöpflich: höchstes Pathos und schwärzeste Komik, mit Salomons Hohelied konkurrierender lyrischer Überschwang und derbste Alltagssprache, Elegie und Kracher, Erhabenheit und Zynismus - all das fließt ineinander, übereinander, beißt sich, harmoniert, steigert sich - ich kenne keinen größeren Sprachzauberer als ihn.« Michael Kleeberg, Literarische Welt, 11.8.2012 »Wenn ich jetzt sagen müsste, welches das schönste Buch ist, was ich in meinem Leben gelesen habe, wäre es dieses.« Elke Heidenreich, SF Literaturclub, 16.10.2012 » Ein Meister der Sprache, ein wirklicher Zauberer ... Er kann poetisch sein und zynisch, er kann raffiniert sein und intellektuell, er kann ganz simpel sein ... Er hat einen Sprachreichtum, eine Sprachgewalt ... Ich war in diesem Zauber vollkommen versunken ... besser als Joyce ... Ich war höchlichst unterhalten, persönlich berührt und literarisch entzückt von diesem Buch.« Elke Heidenreich, SF Literaturclub, 16.10.2012 »Als im Mai 68 in Paris der Roman Die Schöne des Herrn erschien, fand das Staunen kein Ende. Wie aus dem Nichts war da dieser zweiundsiebzigjährige Albert Cohen aufgetaucht. Und mit ihm dieser so eigenartige Tausend-Seiten-Roman. ... man darf gelassen aussprechen: Hier wartet einer der großen (und vergnüglichsten) Romane des 20. Jahrhunderts.« Andreas Isenschmid, Die Zeit, 08.05.2013 »Es ist eines vom Schönsten, was ich je gelesen habe ... Wie ein absoluter Liebesakt ... Grandios ... Dieses Buch muss einfach jeder einmal in seinem Leben gelesen haben. Am Besten zweimal - einmal auf französisch und einmal auf deutsch.« Stefan Zweifel, SF Literaturclub, 16.10.2012 »Ich habe selten so ein grandioses Buch gelesen ... Wunderbar erzählt, brillant.« Rainer Moritz, SF Literaturclub, 16.10.2012 »Ein leidenschaftliches Buch voller Erotik, Eleganz, Ernst und Witz!« Harald Loch, Nürnberger Nachrichten, 12.07.2012

Vorwort
Einer der wichtigsten französischen Romane des 20. Jahrhunderts - neu aufgelegt mit überarbeiteter Übersetzung

Autorentext
Albert Cohen, geboren 1895 auf Korfu, starb 1981 in Genf. Er gilt als einer der wichtigsten französischsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk ist die Romantetralogie »Solal«. Den größten Erfolg feierte er mit dessen dritten Teil »Die Schöne des Herrn«, der 1968 in Frankreich und 1987 zum ersten Mal bei Klett-Cotta erschien.

Leseprobe
I

Er stieg vom Pferd und ging vorbei an den Haselnusssträuchern und Heckenrosen, gefolgt von den beiden Pferden, die der Stallbursche an den Zügeln führte, ging in der raschelnden Stille, mit nacktem Oberkörper in der Mittagssonne, ging und lächelte, seltsam, königlich und siegesbewusst. Zweimal, gestern und vorgestern, war er feige gewesen und hatte es nicht gewagt. Heute, an diesem ersten Maitag, würde er es wagen, und sie würde ihn lieben.

In dem Wald, in dem die Sonne ihre Lichtflecken verstreute, dem reglosen, urzeitliche Schrecken bergenden Wald, ging er vorbei am Geflecht des Geästs, schön und nicht weniger edel als sein Vorfahr Aaron, Bruder des Moses, ging, plötzlich auflachend und wie der närrischste Menschensohn sich gebärdend, lachend vor strahlender Jugend und Verliebtheit, plötzlich eine Blume pflückend und hineinbeißend, plötzlich tanzend, ein hoher Herr in hohen Stiefeln, tanzend und lachend in der gleißenden Sonne, die durch die Zweige brach, anmutig tanzend, gefolgt von den beiden artigen Tieren, tanzend im Liebes- und Siegesrausch, während seine Untertanen und Geschöpfe des Waldes ihren sorglosen Beschäftigungen nachgingen, entzückende Eidechsen, die ihr Leben unter den geblätterten Sonnenschirmen der großen Pilze lebten, goldschimmernde Fliegen, die geometrische Figuren in die Luft zeichneten, Spinnen, die aus den rosa Heidebüschen auftauchten und Rüsselkäfer mit ihren vorsintflutlichen Rüsseln beobachteten, Ameisen, die einander betasteten, Losungen austauschten und dann wieder zu ihren einsamen Beschäftigungen zurückkehrten, Spechte, welche die Bäume abklopften, vereinsamte Kröten, die ihre Sehnsucht quakten, Grillen, die schüchtern zirpten, Käuze, die, unverhofft erwacht, schrien.

Er blieb stehen, und nachdem er dem Stallburschen liebevoll die Schulter geküsst hatte, nahm er ihm den Koffer für sein Vorhaben ab und befahl ihm, die Zügel an einen Ast zu binden und auf ihn zu warten, so lange auf ihn zu warten, wie es nötig sein würde, bis zum Abend oder noch länger, auf ihn zu warten bis zum Pfiff. »Und sobald du den Pfiff hörst, bringst du mir die Pferde, und dann, bei meiner Ehre, wirst du so viel Geld haben, wie du nur willst! Denn was ich jetzt wagen werde, hat kein Mann je gewagt, merke es dir, kein Mann, seit die Welt besteht! Ja, Bruder, alles Geld, das du willst!« So sprach er, und vor Freude geißelte er seinen Stiefel mit der Reitpeitsche, und dann ging er seinem Schicksal entgegen, näherte sich dem Haus, in dem diese Frau lebte.

Vor der protzigen Villa im Stil eines Schweizer Chalets, deren Außenwände so blankgeputzt waren, dass sie wie Mahagoni glänzten, betrachtete er die Schalen des Windmessers, die sich langsam auf dem Schieferdach drehten, und dann war sein Entschluss gefasst. Den Koffer in der Hand, stieß er vorsichtig die Gartenpforte auf und trat ein. In der Birke, die ihre flammende Krone zur Seite neigte, lärmten die Vögel, offenbar zum Lobe dieser schönen Welt. Um den knirschenden Kies zu vermeiden, wagte er einen Sprung in die mit Muschelwerk eingefassten Hortensienbeete. Vor der großen Veranda angelangt, warf er, im Efeu verborgen, einen Blick durch das Fenster. In dem Salon, dessen Wände mit rotem Samt ausgeschlagen und mit vergoldetem Holz getäfelt waren, saß sie am Klavier und spielte. »Spiel nur, meine Schöne, du weißt nicht, was dich erwartet«, murmelte er.

Er kletterte auf den Pflaumenbaum, zog sich zu dem Balkon im ersten Stock empor, setzte den Fuß auf die Kette der Balustrade, legte die Hand auf einen hölzernen Vorsprung, richtete sich auf, erreichte den Sims des Fensters im zweiten Stock, öffnete die halbgeschlossenen Fensterläden, dann die Vorhänge und gelangte mit einem Sprung in das Zimmer. Jetzt war er wieder bei ihr, wie gestern und vorgestern, aber heute würde er sich ihr zeigen, und er würde es wagen. Schnell, die Vorbereitungen.

Mit nacktem Oberkörper über den offenen Koffer gebeugt, entnahm er ihm einen alten abgetragenen Mantel und eine mottenzerfressene Pelzmütze und blickte überrascht auf die Krawatte der Ehrenlegion, die seine Finger zufällig berührt hatten. Da sie nun schon einmal da war, rot und schön noch dazu, konnte er sie auch gleich umlegen. Nachdem er sie um seinen Hals geschlungen hatte, stellte er sich vor dem großen Ankleidespiegel in Positur. Ja, fast zum Erbrechen schön. Strenges, von wirrem dunklem Haar gekröntes Antlitz. Schmale Hüften, flacher Bauch, breite Brust und unter der sonnengebräunten Haut die wie geschmeidige Schlangen ineinander verschlungenen Muskeln. All diese Schönheit kommt später einmal auf den Friedhof, hier ein wenig grün, dort ein wenig gelb, ganz allein in einer von der Feuchtigkeit zerfressenen Holzkiste. Schön überrascht würden sie sein, seine Anbeterinn…


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