Die Etrusker

Die Etrusker

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783737411387
Untertitel:
Ursprünge Geschichte Zivilisation
Genre:
Vor- und Frühgeschichte
Autor:
Dirk Steuernagel
Herausgeber:
Marix Verlag
Auflage:
1. Auflage
Anzahl Seiten:
256
Erscheinungsdatum:
27.08.2020
ISBN:
978-3-7374-1138-7

Der Band liefert einen Überblick zur Geschichte und Kultur der Etrusker über die Spanne eines Jahrtausends, von den vorgeschichtlichen Anfängen bis zum Aufgehen in der römischen Gesellschaft der Kaiserzeit. Die ungeklärten Ursprünge werden ebenso diskutiert wie zivilisatorische Leistungen und die ausgefeilten religiösen Praktiken, mit denen die Etrusker Zeitgenossen wie Nachwelt beeindruckten. Zugleich werden die wesentlichen Erkenntnisse über gesellschaftliche Strukturen, Handelskontakte sowie die künstlerischen Ausdrucksformen auf dem neuesten Stand der Forschung vermittelt. So treten die Konturen einer Kultur hervor, die schon antike Beobachter und mehr sogar Reisende, Forscher und Künstler der Neuzeit in ihren Bann gezogen hat. Doch auch in den Alltag und die Konflikte einer zu Unrecht vielfach noch als rätselhaft geltenden antiken Kultur gewährt das Buch neue und spannende Einblicke.

"Das Vermächtnis der Etrusker ist lebendig im römischen Kulturerbe der westlichen Welt." Harald Haarmann Dirk Steuernagel hat ein gediegenes, weitgehend am letzten Stand der Forschung orientiertes Bild der Etrusker geliefert ... Historische Zeitschrift Heft 314/3

Autorentext
Dirk Steuernagel, geboren 1964 in Offenbach a. M., Studium der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte, Lateinischen Philologie und der Hilfswissenschaften der Altertumskunde in Frankfurt und Hamburg. Seit 2010 Professor für Klassische Archäologie an der Universität Regensburg, Forschungsschwerpunkte: vorrömisches Italien, antike Religion, antiker Städtebau.

Leseprobe
»Die Etrusker waren, wie jedermann weiß, das Volk, das in den frühen Tagen Roms die Mitte Italiens besaß und das die Römer, in ihrer üblichen nachbarschaftlichen Art, vollständig auslöschten, um Platz zu schaffen für Rom Rom mit einem großen R. Sie hätten sie nicht alle auslöschen können, es gab zu viele von ihnen. Aber sie löschten die etruskische Existenz als Nation und Volk aus. Das scheint indessen das unausweichliche Ergebnis einer Expansion Expansion mit einem großen E , die die einzige raison d'être für Leute wie die Römer ist.« Mit diesen Worten beginnt D. H. Lawrence, der vielen heute vor allem als Autor von Lady Chatterley's Lover bekannt sein dürfte, einen Essay über seinen Besuch der etruskischen Gräber von Cerveteri im Jahr 1927. Lawrence, abgestoßen vom im damaligen Italien gepflegten, faschistischen Kult des Römertums, macht sich hier zum Anwalt der verdrängten und scheinbar vergessenen Etrusker. Tatsächlich waren diese mit Ausgang der Antike aus dem historischen Bewusstsein Europas fast völlig verschwunden. Zwar hatten sich griechische und römische Autoren bisweilen mit spezifischen etruskischen Gebräuchen und Institutionen befasst, wie Aristoteles und Theopompos, oder die Geschichte Etruriens ausführlich dargestellt, wie der römische Kaiser Claudius. Aber von diesen Büchern waren nur die Titel und wenige, kurze Zitate überliefert. Erst das Spätmittelalter und die Renaissance entdeckten die Etrusker neu. Man sah sie, zumal in den aufstrebenden Kommunen Mittelitaliens, als Bürgen für eine historische Bedeutung, in der man hinter Kaiserherrschaft und Papsttum nicht nachzustehen meinte. Unter den ersten Entdeckern waren Giovanni Villani und Leonardo Bruni. Beide verfassten, entgegen der gelehrten Tradition des Mittelalters, nicht in Latein, sondern in der Volkssprache Abhandlungen zur Geschichte von Florenz (1350 bzw. 1410). Darin stellten sie fest, dass die Etrusker vor dem Aufstieg Roms weite Teile Italiens dominiert hätten. Konnten sie sich für diese Behauptung auf Aussagen des römischen Historiographen Livius (Ab urbe condita 1, 2, 5) und des spätantiken Vergilkommentators Servius (Comentarii in Vergilii Aeneidos 11, 567) stützen, so spitzten sie ihre Darstellung doch in einer Weise zu, die nicht mehr von den antiken Quellen gedeckt war. Bruni etwa sah die Ursache des Niedergangs Roms in der Abkehr von dem Modell freier Stadtstaaten, das sich ursprünglich im etruskischen Zwölfstädtebund manifestiert habe. Villani hingegen verstieg sich zu der Behauptung, die etruskische Stadt Fiesole, oberhalb von Florenz gelegen, sei die älteste Stadt nicht nur Italiens, sondern ganz Europas, gegründet von einem direkten Nachfahren Noahs (Nuova Cronica 1, 7), der zugleich Vater des Gründers von Troja und somit Urahn der Römer gewesen sein soll. Als Beleg führte Villani die bis heute streckenweise noch gut erhaltenen, aus riesigen Quadern gefügten etruskischen Stadtmauern von Fiesole an. Auch andernorts berief man sich auf etruskische Ruinen als Zeugnisse einstiger Größe. Einen Schritt weiter ging bei der Verfertigung solcher Abstammungslinien und Geschichtsbilder der aus Viterbo stammende Dominikanermönch Giovanni Nanni. Unter dem Namen Annius veröffentlichte er 1498 eine Sammlung von angeblich antiken Texten (Opera diversorum auctorum de antiquitatibus loquentium bzw. Antiquitates variae), die eine von der griechisch-römischen Historiographie abweichende, enger an die biblische Tradition anschließende Sicht der Weltgeschichte eröffnen sollte. Annius schrieb die tatsächlich von ihm selbst verfassten Texte solchen Autoren zu, die zwar hier und dort in überlieferten Schriften zitiert, deren Werke aber meist vollständig verloren waren. So behauptete er, unter Berufung insbesondere auf den babylonischen Gelehrten Berosus, nicht das »lügnerische Griechenland«, sondern Etrurien sei die Wiege der europäischen Zivilisation, genauer: Viterbo, wo Noah sich unter dem Namen Janus nach der Sintflut niedergelassen und als Herrscher ebenso wie als Priester gewirkt habe. Als Rom die Rolle des caput mundi usurpiert und die griechische Philosophie an die Stelle der ursprünglichen Lehre des Noah-Janus gesetzt habe, sei die wahre Geschichte vergessen und der Schein griechischer Überlegenheit produziert worden. Obwohl diese Texte schon bald als Fälschungen entlarvt wurden und trotz ihrer Frontstellung gegen die humanistische Wiederentdeckung der griechischen Philosophie, wirkten Annius' Phantastereien lange nach. Sie bedienten den Wunsch nach Versöhnung von antikem und christlichem Erbe, der sich unabhängig von Annius schon beim Architekten Leon Battista Alberti finden lässt. Dieser behauptete, in dem erst postum 1485 veröffentlichten Traktat Über die Baukunst (De re aedificatoria 6, 3), es habe »eine wahre und geheiligte, schriftliche Tradition für den Tempelbau« bei den Etruskern gegeben und diese sei unmittelbar auf zeitgenössische Sakral-, also christliche Kirchenbauten anwendbar. Als auf heiligen Schriften basierend, damit dem Christentum verwandt, ist auch in der Sichtweise von Guillaume Postel die etruskische Religion. Schon der Titel seines 1551 in Florenz erschienenen Buches, De Etruriae regionis, quae prima in orbe Europaeo habitata est, originibus, institutis, religione et moribus (»Über die Ursprünge, Einrichtungen, Religion und Sitten der Länder Etruriens, das als erstes auf dem europäischen Kontinent bewohnt wurde«), lässt erkennen, dass Postel zudem von Annius das Postulat eines zivilisatorischen Primats der Etrusker übernahm. Etwa zur gleichen Zeit führten andere Gelehrte wie Pier Francesco Giambullari die toskanische Volkssprache auf das Etruskische und dieses wiederum auf das Aramäische als biblische Ursprache zurück (Il Gello, 1544, Neuauflage 1549 unter dem Titel Origini della lingua fiorentina).

Inhalt
1. Die Wiederentdeckung der Etrusker 2. Ursprünge der Etrusker und der etruskischen Gesellschaft 2.1 Die etruskische Sicht 2.2 Die Sicht der Griechen und Römer 2.3 Die Problematik der etruskischen Sprache 2.4 Die prähistorischen Anfänge der etruskischen Kultur 2.5 Der Beitrag der Humangenetik 2.6 Das Problem des Ethnos und der Ethnogenese 3. Der geographische und historische Rahmen 3.1 Das Kernland und die weiteren Siedlungsgebiete der Etrusker 3.2 Die Etrusker und ihre Nachbarn 3.3 Die Unterwerfung durch Rom und das etruskische Erbe 4. Städte, Siedlungsstruktu…


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