Der radikale Poet Werner Schwab

Der radikale Poet Werner Schwab

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783854496090
Untertitel:
Theaterstar, Enfant terrible, Anti-Populist
Genre:
Musik, Film & Theater
Autor:
Helmut Grugger
Herausgeber:
Sonderzahl Verlagsges.
Anzahl Seiten:
280
Erscheinungsdatum:
31.01.2023
ISBN:
978-3-85449-609-0

Für die deutschsprachigen Medien der frühen 1990er Jahre war Werner Schwab der unumstrittene Shootingstar der Theaterszene. Sein Werk wurde bisher dennoch keiner genaueren, zusammenhängenden Betrachtung gewürdigt, die dieses im Kontext seiner Poetik und der öffentlichen Figur des Autors darstellt. Wer sich für Schwab interessiert, findet sich vor einem Kaleidoskop einer medial geschaffenen Persona wieder: So gibt es Biographeme zu entdecken, Feuilletonistisches über sein Schaffen, reichlich Porträts und Rezensionen in der Presse, Analysen einzelner Texte und seiner idiomatischen Sprache sowie teils punktuelle, teils generalisierende, stets aber aus Einzelstücken gewonnene Überlegungen zu seiner Poetik. Erstmalig unternimmt Helmut Gruggers Studie, all jene Aspekte vor dem Hintergrund der verbindenden Poetik des Gesamtwerkes herauszuarbeiten und darzulegen.Eine traditionelle Biografie wäre der Autorfigur Werner Schwabs dabei kaum angemessen, zu sehr greifen die öffentliche Wahrnehmung, (Selbst-)Inszenierung und Legendenbildung ineinander. Die oftmals bemühte biografische Trias von Leben, Werk und Wirkung wird daher in der vorliegenden Monografie adaptiert und in die Punkte öffentliche Figur (im zeitgeschichtlichen Kontext), Werk und Poetik umgewandelt.Indem das Schaffen eines höchst produktiven Autors vor dem Hintergrund des Gesamtwerkes und im Kontext seiner Zeit rekonstruiert wird, soll ein Zugang zu einem doch schwierig zu verstehenden uvre eröffnet werden, dessen künstlerische Bedeutung über die kurze Zeit des medialen Ruhms seines Urhebers weit hinausreicht. Sein Werk gewinnt diese Bedeutung, indem es in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur darstellt, was besonders im Hinblick auf die Subjektthematik ins Auge sticht. Während andere noch vom Ich-Werden träumen, zersetzt er mit seinen Dramen gezielt die großen Erzählungen von Aufklärung, Subjekt und Ästhetik auf eine einzigartige, künstlerisch ambitionierte und zugleich die Umbrüche der 1990er Jahre illustrierende Art und Weise.

Autorentext
Helmut Grugger ist nach dem Studium in Innsbruck, der Arbeit in der Erwachsenenbildung und im Journalismus sowie der langjährigen Lehre an tschechischen und österreichischen Universitäten seit 2012 als Dozent für Germanistik an den Universitäten Limerick und Koblenz/Landau tätig. Neben dem hier vorgelegten Band zu Werner Schwab ist er Autor folgender Bücher: Dramaturgie des Subjekts bei Heinrich von Kleist (2010), Trauma - Literatur - Moderne (2018) sowie Der Generationenroman (2 Bände, 2021).

Leseprobe
Die Fremd- und Selbstvermarktung des Autors Schwab ist auch deshalb von besonderem Interesse, weil in fast einzigartiger Weise ein zwar kurzlebiger, aber umso intensiverer Hype um seine Person entsteht, der nur relativ lose mit seinem Schaffen verbunden ist. Im Brennpunkt steht in den beginnenden 1990er Jahren die öffentlich erzeugte Figur eines plötzlich vom Erfolg verwöhnten Schriftstellers des, so wird man medial nicht müde zu betonen, zeitgenössisch meistdiskutierten und meistgespielten deutschsprachigen Dramatikers , von dem man zu wissen glaubt, dass er ein irgendwie besonders schockartiges Werk zu verantworten habe. Schwab ist einer der Letzten, dem es gelingt, in der Nachfolge Charles Baudelaires als Bürgerschreck aufzutreten und als solcher die Augen aller auf sich zu richten. Die bekannteste Fotografie des Autors stammt von Joseph Gallus Rittenberg (1992) und zeigt ihn mit brennendem Mantel unter der Inschrift »WIENS HEISSESTES PFLASTER«. Zweifelhafte Zuschreibungen wie diejenige, seine Stücke gehörten zum Härtesten, was das Theater derzeit zu bieten habe, erregen Aufmerksamkeit. Interviewer nennen den kometenhaften Erfolg, schildern das schillernde Aussehen, das besondere Auftreten und die bizarren Getränkebestellungen: Mischungen aus Kaffee und Alkohol. Geschrieben wird, wie für Theaterrezensionen nicht unüblich, eine Melange zur Figur des Autors, gesehener Aufführung und selten gelesenem Stück. Wer eingehender zu Werner Schwab recherchiert, lernt zunächst einmal vor allem etwas über die Medienwelt und den Literaturbetrieb. Dass Schwab selbst Literaturkritik als »Vehikel zur Selbstdarstellung« der Kritiker verstand, verwundert kaum, denn auf eine anspruchsvollere inhaltliche Auseinandersetzung mit seinen Stücken wartete er im Großen und Ganzen vergeblich.


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