Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens

Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783887472795
Untertitel:
Roman
Genre:
Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Autor:
Anila Wilms
Herausgeber:
Transit Buchverlag GmbH
Auflage:
1. Aufl. 22.08.2012
Anzahl Seiten:
176
Erscheinungsdatum:
31.08.2012
ISBN:
978-3-88747-279-5

Ein temperamentvoller, burlesker Roman aus einem uns weitgehend unbekannten Land voller eigenwilliger Figuren

Zwei junge Amerikaner werden in den frühen zwanziger Jahren auf einer Brücke in den nördlichen, schwer zugänglichen albanischen Bergen ermordet. Drei Hirten beobachten die Tat, ein deutscher Ingenieur transportiert die beiden Toten und ihren schwerverletzten albanischen Fahrer auf seinem Lastwagen nach Tirana. Dort bricht hektische Aktivität aus: In den Cafés diskutieren die Journalisten über das Motiv des Mords, der US-Botschafter vermutet einen Anschlag konkurrierender Geheimdienste aus England oder Italien auf amerikanische Öl-Interessen und lässt ein Kriegsschiff kommen, im albanischen Parlament werden innenpolitische Fehden über die Ursachen und Folgen des Anschlags mit Waffen ausgetragen, der Polizeichef lässt die drei Hirten als angebliche Täter erschießen und ihre Leichen auf dem Markt in Tirana ausstellen, und während des Trauergottesdienstes für die toten Amerikaner kommt es in Tirana zum show down zwischen dem albanischen Kriegsminister und dem Bischof. Am Ende klärt sich der Mord auf: Es war eine Verwechslung, allerdings mit geheimnisvollen Umständen garniert. Und das albanische Öl? Eine verrückte Geschichte, die tatsächlich passiert ist und weltpolitische Folgen hatte.

Autorentext
Anila Wilms, wurde 1971 in Tirana geboren und wuchs in der geschichtsträch­tigen albanischen Hafenstadt Durrës auf. Mütterlicherseits stammt sie aus einer Familie von reichen und politisch einflussreichen Beys (um die es auch zum Teil in ihrem Roman geht), die nach 1945 als die »natürlichen« Feinde des kommunistischen Regimes enteignet und entmachtet wurden. Von 1989 bis 1993 studierte sie Geschichte und Philologie in Tirana. Als DAAD-Stipendiatin kam sie 1994 nach Berlin und lebt dort seither als Autorin und Publizistin. Sie schrieb diesen Roman auf Albanisch und auf Deutsch.

Klappentext
Zwei junge Amerikaner werden in den frühen zwanziger Jahren auf einer Brücke in den nördlichen, schwer zugänglichen albanischen Bergen ermordet. Drei Hirten beobachten die Tat, ein deutscher Ingenieur transportiert die beiden Toten und ihren schwerverletzten albanischen Fahrer auf seinem Lastwagen nach Tirana. Dort bricht hektische Aktivität aus: In den Cafés diskutieren die Journalisten über das Motiv des Mords, der US-Botschafter vermutet einen Anschlag konkurrierender Geheimdienste aus England oder Italien auf amerikanische Öl-Interessen und lässt ein Kriegsschiff kommen, im albanischen Parlament werden innenpolitische Fehden über die Ursachen und Folgen des Anschlags mit Waffen ausgetragen, der Polizeichef lässt die drei Hirten als angebliche Täter erschießen und ihre Leichen auf dem Markt in Tirana ausstellen, und während des Trauergottesdienstes für die toten Amerikaner kommt es in Tirana zum show down zwischen dem albanischen Kriegsminister und dem Bischof. Am Ende klärt sich der Mord auf: Es war eine Verwechslung, allerdings mit geheimnisvollen Umständen garniert. Und das albanische Öl? Eine verrückte Geschichte, die tatsächlich passiert ist und weltpolitische Folgen hatte.

Leseprobe
1 Die Straße des NordensÜber das nördliche Bergland wurden schon immer sonderbare Geschichten erzählt; passend zum recht eigentümlichen und widerspenstigen Charakter seiner Bewohner, wie man im Rest Albaniens fand. So wie jener Streit, der zu Beginn des Großen Krieges, als die österreichische Armee den Norden des Landes besetzt hatte, zwischen den Österreichern und den Bergländern ausbrach. Die Ersteren wollten die alte Karawanenstraße, die durch die Berge führte, zu einer Autostraße ausbauen, während Letztere sich dagegen sträubten. Im Kanun, dem alten Gesetz der Berge, hieß es: Die Landstraße hat ihr festes Maß: eineinhalb Fahnenstangen. Sie muss so breit sein, dass das vollbepackte Pferd oder der Ochsenkarren sie passieren können. Und jetzt wollte jemand die Straße drei Mal so breit bauen! Wozu braucht ihr fünf Fahnenstangen?, wollten die Stammesältesten wissen, jene, die über den Heiligen Kanun wachten. Die österreichische Delegation, damit betraut, das Bergvolk in dieser Sache umzustimmen, erklärte, dass die Autostraße für die Kriegsfahrzeuge benötigt würde. Aber wenn unser Krieg vorbei ist und wir den Feind besiegt haben, wird euch die Straße mehr von allem bringen, ein besseres Leben. Wir wollen nicht mehr von allem, und auch kein besseres Leben. Wir begnügen uns mit dem, was Gott uns gegeben hat, hatten die Greise unbeeindruckt erwidert. Der Kanun sei in diesem Punkt unmissverständlich: Die Straße hat ihr festes Maß. Kein Gefährt, das größer und schneller war als ein Ochsenkarren, sollte über die Landstraße fahren dürfen. Denn wenn man den Weg öffnete, würde die Welt das Bergland überrollen wie eine Steinlawine im Frühjahr das Tal, und da es in der Welt mehr Böses als Gutes gäbe, wäre das sein Verderben. Und so schickten sie die Boten mit leeren Händen zurück. Aber die Österreicher, sonst bemüht, als Befreier und nicht als Besatzer aufzutreten, setzten sich diesmal darüber hinweg. Sie fragten nicht weiter, sondern machten sich einfach ans Werk. Alsbald kamen die Ingenieure mit ihren Baggern, Steinbrechern, Schrotern, Dampfwalzen und Teerfässern. Zwei Jahre lang dröhnten die Berge von den Sprengungen, die die Felsen zertrümmerten. Staub- und Dampfwolken trieben durch die Täler. Die so erweiterte Trasse wurde mit Kies und Teer bedeckt. Gegen Ende des Krieges erst war die Straße fertiggestellt und unter dem Namen Straße des Nordens in Betrieb genommen worden. Da brummte es in den Bergen vom schweren Kriegsgerät, das zur Front in den Süden rollte. Binnen kurzem, aber, änderte sich die Richtung. Die vom Kriegsgott im Stich gelassenen Österreicher, nun von den siegreichen Franzosen und Italienern verfolgt, flohen Hals über Kopf in Richtung Norden. Auf dem Rückzug sprengten sie alle Brücken hinter sich. Und ganz zum Schluss gab es noch einen letzten Kampf und viele, viele Tote. So war auch dieser brüllende, blutige Krieg, mit dem verdienten Namen Der Große, zu Ende gegangen. Die fremden Armeen zogen ab, Getümmel und Getöse legten sich, und die ewige Stille kehrte in die Berge zurück.Aber dies sollte nicht das Ende der Geschichte sein, sondern nur der Beginn einer langen Kette dramatischer Geschehnisse, die das Land für viele Jahre erschüttern würden. Denn nach dem Krieg hatte sich die Welt von Grund auf verändert. Nicht mehr Istanbul, wie in den letzten fünfhundert Jahren, sondern Tirana, der bescheidene Marktflecken, wo man früher Honig und Ziegenkäse verkaufte, war jetzt die Hauptstadt. Eines Tages waren die Gendarmen aus Tirana in den Bergen erschienen; sie hatten die Leute gezwungen, die beschädigten Brücken wiederaufzubauen. Noch nicht einmal die Österreicher hatten den Menschen hier Frondienste abverlangt, sondern sie mit vier Kronen am Tag entlohnt. Die neuen Behörden wollten nun eine Volkszählung, wollten die jungen Männer ohne Sold zur neuen Armee einziehen, sie erhoben hohe Steuern, sogar die säumigen aus der Kriegszeit, und sie versuchten, dem Bergland ihre Gerichtsbarkeit aufzudrängen. Sie hatten es auf den Heiligen Kanun abgesehen, sie benahmen sich genauso wie die fremden Besatzer von früher!Von denen hatte man hier über die Jahrhunderte schon genug gesehen. Aus allen möglichen Himmelsrichtungen waren sie eingedrungen, mit allen möglichen Sprachen, Gebärden, Sitten und Gewändern. Ob sie von Ost nach West zogen, oder umgekehrt, ob sie unter dem Kreuz oder dem Halbmond kämpften oder gar mongolische Steppengötter verehrten, das Bergland hatte sich immer mit der Waffe in der Hand gegen Eindringlinge gewehrt. Wenn sie dennoch sesshaft wurden, siedelten die Fremden immer nur in den Tälern. Das Herz des Berglandes berührten sie nie. Es gab Orte, da hatte noch nie ein fremder Sol…


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