Béla Bartóks Handlungsballette in ihrer musikalischen Gattungstradition

Béla Bartóks Handlungsballette in ihrer musikalischen Gattungstradition

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783895748103
Untertitel:
Schriftenreihe Musikwissenschaft 2
Genre:
Musikgeschichte
Autor:
Daniel-Frédéric Lebon
Herausgeber:
Köster, Berlin
Auflage:
1. Aufl.
Anzahl Seiten:
396
Erscheinungsdatum:
30.09.2012
ISBN:
978-3-89574-810-3

Obwohl viele Werke des 20. Jahrhunderts der Definition nach Handlungsballette sind, wird dieser Begriff sowohl in der tanz- als auch in der musikwissenschaftlichen Sekundärliteratur nahezu ausschließlich auf das Tanztheater des 19. Jahrhunderts bezogen, etwa auf die Ballette von Adolphe Adam, Léo Delibes oder Pëtr Il'ic Cajkovskij. Das hängt damit zusammen, dass sich das Konzept dieser Gattung um die Jahrhundertwende grundlegend veränderte, doch ist diese Veränderung bisher nicht systematisch aufgearbeitet worden. Die populären Ballette des frühen 20. Jahrhunderts von Igor' Fëdorovic Stravinskij, Claude Debussy oder Maurice Ravel sind tanzbetonte Handlungsballette. Eine andere ästhetische Ausprägung ist jedoch unbeachtet geblieben, nämlich das pantomimenbetonte Handlungsballett, eine Gattung, der die zwei Ballette von Béla Bartók zuzuordnen sind. Innerhalb dieser pantomimenbetonten Ästhetik hat Bartók zwei unterschiedliche Konzepte zur Verschmelzung der beiden Gestaltungstypen des auf Jean Georges Noverre zurückgehenden Handlungsballetts, Pantomime und Tanz, geschaffen. Wahrscheinlich fungierte die unbekannte Pantomime Der Schleier der Pierrette von Erno Dohnányi nach einem Szenario von Arthur Schnitzler dabei als Schlüsselwerk für den Komponisten. Am Beispiel von Béla Bartóks "Der holzgeschnitzte Prinz" nach einem Szenario von Béla Balázs und "Der wunderbare Mandarin" nach Menyhért Lengyel wird demonstriert, wie Figuren charakterisiert und komplexe Handlungen musikalisch dargestellt werden können, und zwar anhand gattungstypischer Techniken, die sich aus der musikalischen Tradition des Handlungsballetts entwickelt haben, und die von Bartók aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Jede Technik wird in der vorliegenden Dissertation in einem eigenen Kapitel behandelt: Instrumente, Themen und Motive, Intervalle, Skalen und Harmonik, Rhythmik, Dynamik und Tempo sowie musikalische Charaktere. Zudem werden auch balletttypische Techniken, wie die musique parlante' oder das air parlant' besprochen. In Bartóks Balletten zeigen sich alle handlungsanalogisierenden Techniken, die sich seit der Entstehung der Gattung in der Mitte des 18. Jahrhundert entwickelt haben. Zudem gibt es bei Bartók aber auch genuin neue Techniken. Sie sind insbesondere auf der Ebene der Intervalle, der Harmonien und der Skalen zu finden. Die wesentlichen Neuerungen, die bei den untersuchten Balletten im Gegensatz zu vorherigen festzustellen sind, betreffen dabei vor allem die musikalische Darstellung der Figuren. Besonders erwähnenswert ist schließlich auch Bartóks realistische Tonmalerei des Pariser Großstadtlärms in der Einleitung zu "Der wunderbare Mandarin".

Autorentext
Dr. Daniel-Frédéric Lebon wurde 1982 in Hamburg geboren und wuchs zweisprachig (deutsch und französisch) auf. Von 1987 bis 2001 besuchte er die deutsch-französische Schule, das Lycée Français de Hambourg Antoine de Saint-Exupéry. Nach seinem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz absolvierte er eine Berufsausbildung zum Verlagskaufmann. Anschließend studierte er Historische Musikwissenschaft sowie Deutsche Sprache und Literatur. Gefördert durch ein Promotionsstipendium promovierte er im Juli 2012 mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Hamburg.


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