Untertitel:
100 Jahre Chemie
Genre:
Regional- und Ländergeschichte
Herausgeber:
Stekovics, Janos
Erscheinungsdatum:
03.05.2016
Vor 100 Jahren begann der Bau der Leuna-Werke. Wie an kaum einem anderen Chemiestandort widerspiegeln sich in Leuna die Höhen und Tiefen der deutschen Industrie- und Zeitgeschichte. Chemiker und Ingenieure aus aller Welt priesen Leuna als eine Hochburg der Technik. Doch der technische Fortschritt diente vor allem militärischen Zwecken. In beiden Weltkriegen spielte das Werk eine Schlüsselrolle für die Kriegswirtschaft. Infolge der Kriegszerstörungen und sowjetischen Demontagen verlor Leuna bis Ende 1946 drei Viertel seiner Kapazitäten. Viele hoch qualifizierter Mitarbeiter wanderten ab. Dass unter diesen Umständen der Wiederaufbau gelang, grenzte an ein Wunder. Erdöl aus der UdSSR und westliche Technik für den Bau von Leuna II veränderten den Standort. Devisen mussten erwirtschaftet werden, um jeden Preis. Im Jahr 1990 war die Ausgangssituation für den Kaltstart in die Marktwirtschaft schlecht. Wieder drohte dem Werk die Stilllegung. Das Kanzlerversprechen zum Erhalt des Chemiedreiecks vom Mai 1991 wirkte dem entgegen. Nach dramatischen Verhandlungen erhielt ein Konsortium unter Führung des französischen Konzerns Elf Aquitaine (heute: Total) den Zuschlag für den Neubau einer Raffinerie. Das war die Initialzündung. Internationale Konzerne und mittelständische Unternehmen schufen mit staatlichen Beihilfen moderne Arbeitsplätze. Die in Leuna tätigen Unternehmen sind in globale Netzwerke eingebunden. Neue Wege wurden bei der Restrukturierung der Infrastruktur und dem Aufbau eines geschlossenen Chemieparks durch die 1995 gegründete InfraLeuna GmbH beschritten, die nach einem genossenschaftlichen Modell arbeitet. Ein Standort, der es immer wieder geschafft hat, sich neu zu erfinden, kann sich auch künftigen Herausforderungen selbstbewusst stellen.
Autorentext
Janos Stekovics, geboren 1959 in West-Ungarn, Studium der Chemie in Veszprem, dann bis 1983 Betriebswirtschaft in Merseburg/DDR. 1984 in Ungarn Wirtschaftsredakteur, ab 1985 Fotoreporter der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Lebt seit 1989 in Passau sowie München; 1992 Gründung eines eigenen Verlages. Rainer Karlsch, Jg. 1957, Studium der Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, dort 1982-91 Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte, 1986 Promotion. 1992-94 Mitarbeiter der Historischen Kommission zu Berlin, 1995-98 Mitarbeiter eines DFG-Schwerpunktprogramms. Seit 1999 Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der FU Berlin.
Inhalt
Zum Geleit Ein Chemiegigant entsteht 19161924 Der Aufstieg der BASF Die Ammoniaksynthese Das Salpeterversprechen Großprojekt Leuna Das Baugeschehen Revolution Die Ammoniakwerke Merseburg GmbH Märzkämpfe 1921 Die synthetische Herstellung von Harnstoff und Methanol Hochburg der Technik und Kriegswirtschaft 19251945 Ausbau unter dem Dach der I.G. Farben Benzin aus Kohle Das Leuna-Werk unterm Hakenkreuz Autarkie- und Rüstungsinvestitionen Auf dem Weg zum komplexen Chemiestandort Kriegswirtschaft Fremd- und Zwangsarbeitereinsatz Luftangriffe auf das Leuna-Werk Unterm roten Stern 19451953 Besetzung und erste Schritte zum Wiederaufbau Demontage und intellektuelle Reparationen Leuna als SAG-Betrieb Wiederaufbau und Anfänge der Erdölverarbeitung Der 17. Juni 1953 Rückgabe in deutsches Eigentum Rekonstruktion und Übergang zur Petrochemie 19541970 Intelligenzfürsorge und Innovationsbarrieren Die Kampagne gegen die I.G.-Ideologie Das Chemieprogramm vom November 1958 Der Aufbau von Leuna II Anlaufprobleme Rekonstruktion und neue Produktionen im Werksteil I Die Kombinatsbildung Teilmodernisierung und Problemstau 19711989 Erfolge und Rückschläge Erdgas für die Ammoniakproduktion? Sauerstofffabrik und Industriekraftwerk Nord Ausbau der betrieblichen Sozialleistungen Polymir 60 Die Erdölpreis- und Zahlungsbilanzkrisen Schritte zur heizölfreien Raffinerie Kaltstart in die deutsche Einheit 19891992 Die friedliche Revolution im Herbst 1989 Reduzierung der Umweltbelastungen Vom Kombinat zur Kapitalgesellschaft Sanierungskonzepte Die Privatisierung des Bereichs Technische Gase an die Linde AG Das Kanzlerversprechen vom Mai 1991 Der Leuna-Minol-Vertrag Teilprivatisierung des Energiebereichs Privatisierungen nach dem TED-Vertrag 19921994 Das neue Konzept von THA und LEUNA-WERKE AG Verkauf von Betriebsteilen Die Chemieprivatisierungen Privatisierung der Instandhaltung und der kaufmännischen Dienste Auf der Kippe? Die Nachverhandlungen des Raffinerievertrages Von der AG zur GmbH Tauziehen um den Cracker Fortsetzung der Privatisierung 19941996 Die neue Raffinerie Weitere Privatisierungen Die letzten Privatisierungen Das Chemieparkkonzept Von der LWS zur InfraLeuna Restrukturierung und Neuansiedlungen 19962015 Aufgaben von InfraLeuna Die Entscheidung der EU-Kommission vom November 1998 Dauerthema wettbewerbsfähige Energieversorgung Beseitigung von Altlasten Neuansiedlungen: Produzenten, Dienstleister, Forschung Krisenfest? Stresstest für den Standort Forschungsschwerpunkt Biotechnologie Der Chemiestandort Leuna und die Region Jüngste Entwicklungen LEUNA eine Momentaufnahme 2015/2016 Bildnachweis Impressum
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