Bin ich nun ein Trümmerkind ...

Bin ich nun ein Trümmerkind ...

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783935421836
Untertitel:
Miniaturen aus einer Nachkriegskindheit
Genre:
Historische Romane & Erzählungen
Autor:
Jörg Aufenanger
Herausgeber:
Nordpark Verlag
Anzahl Seiten:
116
Erscheinungsdatum:
28.03.2012
ISBN:
978-3-935421-83-6

In 'Bin ich nun ein Trümmerkind.' erzählt Jörg Aufenanger in dreiundsechzig Miniaturen von seiner Nachkriegskindheit im bergischen Wuppertal, manchmal melancholisch in der Suche nach einer verlorenen Zeit, oft aber auch heiter dank des Glücks der Kinderjahre. Eine Lebensfrühzeit geprägt von Freundschaften mit einem Elephanten, einem Puma und einigen Mädchen. Als es noch keine Kinderspielplätze gab, waren die Trümmergrundstücke Schauplatz kindlicher Spiele und erster erotischer Wirren. 'Bin ich nun ein Trümmerkind, da ich zwischen Trümmern erstmals ein Mädchen geküsst habe?', so beginnt das Buch der Erinnerung und endet mit dem Satz: 'Ich schaukle sanft weiter wie die Schwebebahn, zwischen Gestern und Heute.'

Autorentext
Jörg Aufenanger 1945 in Wuppertal geboren, Studium in Berlin und Paris, arbeitete als Theaterregisseur in Paris, Rom und in Deutschland. Er lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Veröffentlichungen u.a.: 'Vierzig Tage im Leben des Heinrich von Kleist', 'Schiller - eine Biographie', 'Heinrich Heine in Paris', 'Das Lachen der Verzweiflung - Christian Grabbe', 'Hier war Goethe nicht'.

Klappentext
In »Bin ich nun ein Trümmerkind ...« erzählt Jörg Aufenanger in dreiundsechzig Miniaturen von seiner Nachkriegskindheit im bergischen Wuppertal, manchmal melancholisch in der Suche nach einer verlorenen Zeit, oft aber auch heiter dank des Glücks der Kinderjahre. Eine Lebensfrühzeit geprägt von Freundschaften mit einem Elephanten, einem Puma und einigen Mädchen. Als es noch keine Kinderspielplätze gab, waren die Trümmergrundstücke Schauplatz kindlicher Spiele und erster erotischer Wirren. »Bin ich nun ein Trümmerkind, da ich zwischen Trümmern erstmals ein Mädchen geküsst habe?«, so beginnt das Buch der Erinnerung und endet mit dem Satz: »Ich schaukle sanft weiter wie die Schwebebahn, zwischen Gestern und Heute.«

Leseprobe
1 Bin ich nun ein Trümmerkind, da ich zwischen Trümmern erstmals ein Mädchen geküsst und zudem meinen ersten Orgasmus erlebt habe? Kaum hatte ich meine Geburtsstadt verlassen, da wurden die Trümmer abgerissen, das Grundstück planiert, ein Parkplatz angelegt und eine Polizeistation errichtet. So berichtete man mir ins ferne Dortmund. Bevor ich Wuppertal den Rücken kehren musste, hatte ich mich noch einem Elefanten, Targa hieß er, vermutlich eine Sie, anvertraut und sie sich mir. Nahm meine Kindheit schon ein frühes Ende, als ich im Alter von knapp zehn Jahren dem Ort meiner Kinderspiele Adieu sagen musste? Wann und wie hatte sie begonnen? Meine erste Erinnerung ist ein schwarzer Schal. Da war ich drei. Er hing an der Türklinke zu unserer Wohnung. Meine Großmutter war gestorben, da waren wir in der Drei-Zimmerwohnung im Elberfelder Zooviertel nur noch zu viert. Meine Mutter, mein Onkel Gustav, meine Tante Hedwig und ich. Einen Vater gab es nicht, aber den vermisste ich auch damals nicht, es gab ja den Onkel im Haus. An meine Oma habe ich keine Erinnerung, nur das Bild einer mal strengen, mal auch gütig dreinblickenden Frau bleibt mir, wobei ich nicht weiß, ob ich das nicht nur erinnere, da ich einige Photos von ihr besitze. Die zweite Erinnerung war ein Gang mit meiner Mutter nach Sonnborn, nein, stimmt nicht, ich erinnere mich nicht mehr an den Gang, sondern nur an einen englischen Soldaten in irgendeiner Dienststelle der Tommys, der mir etwas in die Hand drückte, was ich nicht kannte, eine Birne. Es war die erste mich rührende Geste eines Mannes. Beiß hinein, sagte meine Mutter und der Saft der Birne lief mir aus den Mundwinkeln. Seitdem mochte ich unsere Besatzer, die Tommys. Die dritte Erinnerung, und ich war immer noch drei Jahre alt: Draußen auf der Kaiser-Wilhelm-Allee, wohin sich so gut wie nie ein Auto verirrte, hupte es. Meine Tante und ich eilten zum Fenster. Auf der Straße stand Onkel Gustav und winkte. Er stand vor einem Auto. Wir liefen die Treppen hinab, die Tür schlug hinter uns zu, wir stoppten vor dem Auto. Onkel Gustav stand stolz neben dem DKW, der, wenn ich mich recht erinnere, nicht aus Blech, sondern großteils aus Holz war. Steigt ein, rief er. Meine dicke Tante quetschte sich auf den Rücksitz, stöhnte dabei, ich durfte neben dem Onkel sitzen und der fuhr an, das Auto rollte die Allee hinunter. Es ruckelte und knatterte bedenklich, am Trümmergrundstück linkerhand, meinem Spielplatz, ging es vorüber, und erst als wir um die Kurve gefahren waren und den Berg hoch, am 'Kuhstall' vorbei zum Zoo, lief der DKW besser. Kerzengerade saß der Onkel am Steuer, blickte starr auf die Straße vor ihm, doch kein Auto kam ihm entgegen, wir ließen den Eingang zum Zoo rechterhand liegen, bogen nach links ab und dann wieder links am Haus der Buths vorüber, und schon war die erste Autofahrt meines Lebens zu Ende. An eine weitere Fahrt mit diesem Gefährt kann ich mich nicht erinnern. Mein Onkel Gustav ist wohl kurz danach verschwunden, wohin weiß ich, und tauchte nur noch sporadisch in meinem Trümmerkindleben wieder auf.


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