Untertitel:
Aufzeichnungen, Zitate, Übungen
Genre:
Musik, Film & Theater
Herausgeber:
Theater der Zeit
Erscheinungsdatum:
01.10.2011
Gyula Molnàr ist als Schauspieler, Autor und Regisseur in ganz Europa tätig und hat die Entwicklung des Objekttheaters entscheidend beeinflusst. Seine Arbeiten sind schöpferische Expeditionen in die Welt der Objekte, eine Erkundung ihres poetischen und sinnstiftenden Potentials. Molnàrs Inszenierung Drei kleine Selbstmorde" gehört zu den Klassikern des Genres. Auf arte hieß es dazu: Es ist ein Stück der Erinnerungen an den eigenen Spieltrieb, geprägt von der komödiantischen Kunst und dem hintergründigen Humor eines hervorragenden Schauspielers." Das vorliegende Buch gibt dem Leser das gesammelte Wissen aus Gyula Molnàrs langjähriger Arbeit als Leiter von Workshops zum Objekttheater weiter. Seine Aufzeichnungen, Zitate und Übungen bieten einen ebenso fundierten wie spielerischen Einblick in sein Laboratorium, in dem er die Interaktion zwischen Schauspieler und Objekt erforscht.
Klappentext
Gyula Molnàr ist als Schauspieler, Autor und Regisseur in ganz Europa tätig und hat die Entwicklung des Objekttheaters entscheidend beeinflusst. Seine Arbeiten sind schöpferische Expeditionen in die Welt der Objekte, eine Erkundung ihres poetischen und sinnstiftenden Potentials. Molnàrs Inszenierung "Drei kleine Selbstmorde" gehört zu den Klassikern des Genres. Auf arte hieß es dazu: "Es ist ein Stück der Erinnerungen an den eigenen Spieltrieb, geprägt von der komödiantischen Kunst und dem hintergründigen Humor eines hervorragenden Schauspielers." Das vorliegende Buch gibt dem Leser das gesammelte Wissen aus Gyula Molnàrs langjähriger Arbeit als Leiter von Workshops zum Objekttheater weiter. Seine Aufzeichnungen, Zitate und Übungen bieten einen ebenso fundierten wie spielerischen Einblick in sein Laboratorium, in dem er die Interaktion zwischen Schauspieler und Objekt erforscht.
Zusammenfassung
"Da stimmt alles zusammen, in einer bescheidenen, ja betörenden Art, Theater zu machen, mit fast gar nichts" Der Tagesspiegel über die Regiearbeit von Gyula Molnàr"Gyula Molnàrs Buch macht Mut, sich beseelen zu lassen von dem, was einem im täglichen Leben begegnet, und in dem, was uns umgibt, eine ständige Inspirationsquelle zu sehen." Die italienische Theaterzeitschrift Eolo über die Originalausgabe "Teatro d'Oggetti"
Leseprobe
Vorwort Mit Gyula Molnàrs Buch bin ich nicht einverstanden. Denn wie er in seinem ganz hinten versteckten Vorwort" gesteht, verdankt es sich dem Entschluss, sich als Workshop-Leiter zu verabschieden. Und dem möchte ich entschieden widersprechen! Sein Kurs, den ich vor Jahren besuchte, bescherte mir fünf unvergessliche Tage selbstvergessenen Spielens in einer Atmosphäre voll magischer Leichtigkeit. Und diese Erfahrung wäre allen Theatermachern zu gönnen, die bereit sind, kindlich staunend wie Winnie-the-Pooh und seine Freunde in einen Zauberwald einzutauchen, an dessen Existenz man längst zu glauben verlernt hatte. Was ist das Geheimnis von Molnàrs Zauberwald? Wir werden es nicht wortwörtlich erfahren, denn einem guten Erzähler gelingt es, zu den Geheimnissen seiner Zuhörer vorzudringen, ohne seine eigenen zu enthüllen" (S. 105). Und so blieben auch seine Workshops frei von Analysen, Auswertungen und didaktischen Merksätzen. Manche Teilnehmer mag das irritiert haben, aber die Glühwürmchen der Poesie" lassen sich nicht einfangen, sie entstehen in der Freiheit, ganz durch Zufall, mit schmerzlicher Unvorhersehbarkeit". Allenfalls kann man sich darin üben, die Umstände ihrer Geburt hervorzurufen". Dabei hilft uns nun das vorliegende Büchlein, das in seiner rätselhaften Mischung aus sich gegenseitig spiegelnden Geschichten, Zitaten, Übungen und Notizen wie eine verschmitzte Aufforderung anmutet, die eigene Wachheit und Kombinationsgabe zu schulen. Viel Glück! Tristan Vogt DIE WIRKLICHKEIT ZUM STOLPERN BRINGEN Gyula Molnàr, Objekttheaterkünstler, ungarischer Migrant, nach Zwischenaufenthalt in Deutschland in Italien lebend, mit französischen und deutschen Kollegen kooperierend, gastiert mit seinen Inszenierungen auf allen wichtigen europäischen Festivals, führt Regie in Italien, Deutschland, Frankreich, begeistert Workshop-Teilnehmer und Studenten jeglicher Provenienz, spielt seine Stücke in italienischer, deutscher und französischer Fassung - kurz, er ist ein wirklicher Europäer. Er war es schon, als innerhalb Europas noch überall Grenzposten nach den Ausweisen fragten und Ungarn zum Ostblock" gehörte. Ein Grenzwanderer - nicht nur geographisch auf Reisen. Maler, Tischler, Puppenspieler, Schauspieler, Autor, Regisseur, zeitweise auch Bühnenbildner und Theaterlehrer, befindet er sich dauernd in der forschenden Auseinandersetzung mit den Dingen, den Objekten, mit ihrer Lebensanmutung auf der Bühne und ihrem eingeschriebenen Bezug zum Tod. Die legendäre Inszenierung Piccoli Suicidi", die Molnàr seit Ende der achtziger Jahre auch in der deutschen Fassung Drei kleine Selbstmorde" spielt, ist inzwischen ein Klassiker des Objekttheaters und nicht wegzudenken aus der Entwicklung des Genres. Für mich selbst war die Begegnung mit dieser Inszenierung und ihrem Schöpfer, 1988 in einem Zimmertheaterchen der ufaFabrik in Berlin, ein Schlüsselerlebnis. Wie dieser etwas verschroben auftretende Mann mit sparsamsten Mitteln - einer Hand voll Bonbons, einer Tablette, einer Kaffeebohne, einem Streichholz, einer Bürolampe und einem Tisch - zwei tragikomische Geschichten buchstäblich aus dem Handgelenk schüttelte, das ließ uns damals den Mund offenstehen. Einzigartig diese Durchdringung von lapidarem Alltagsgestus und hintersinniger Metaphorik, die sich da auf kleinstem Raum scheinbar spontan und mühelos vollzog, tief berührte und doch vieles offenließ - nicht nur unsere Münder. Die anschließende Betrachtung über die Vergänglichkeit der Zeit" spielte sich weiter in den surrealen Raum hinein, mittels Rasierschaum und Erdnüssen, die mir und den anderen Zuschauern dank Gyula Molnàr auf immer assoziativ mit der Zeit und vor allem mit der Lust an poetisch-philosophischem Chaotisieren verbunden sein werden. Bereits in diesem Solo zeigte sich ein sehr spezielles Verhältnis zur Wirklichkeit, die in Molnàrs Inszenierungen immer wieder jenen überraschenden Schubs erhält, der sie zum Stolpern bringt, sie in die Arme der Täuschung stürzen und mit dieser so lange tanzen lässt, bis niemand mehr die beiden auseinanderhalten kann oder will. Diese Grundhaltung der Ambivalenz, des Schaffens von Leerstellen, von Mehrdeutigkeit im ebenso genauen wie gelassenen und freien Umgang mit den (wenigen) Dingen auf der Bühne, prägen nicht nur Molnàrs Soloinszenierungen und seine Zusammenarbeit mit der Autorin und Regisseurin Francesca Bettini, sondern auch seine Kooperationen und Regiearbeiten. Wie zum Beispiel das wunderbar klug erdachte und mit Witz gespielte atheistische Mysterienspiel Passion der Schafe", das Bettini (Regie) und Molnàr gemeinsam mit dem Ensemble Materialtheater und internationalen Gästen entwickelten und das nach der Premiere bei der FIDENA in Bochum auf vielen Genre-Festivals in Europa gastierte. Inszenierungen wie diese oder auch das von Molnàr mit Thalias Kompagnons inszenierte Handpuppenspiel Macbeth für Anfänger", in dem ein Kasperensemble die Shakespeare-Tragödie entert, gehören zu den Juwelen der deutschen Figuren- und Objekttheaterszene. Von derselben produktiven Freiheit des Denkens und Handelns bestimmt wie seine Inszenierungen sind auch die Objekttheater-Seminare, in denen es Gyula Molnàr immer wieder gelingt, die TeilnehmerInnen in Erstaunen zu versetzen - über das, was sie selbst geschaffen haben! Beinahe unmerklich geschaffen haben, ohne Druck und ambitioniertes Antreiben, sondern in anteilnehmender und freundlicher Begleitung eines Meisters im Entstehen-Lassen. Und so, denke ich, staunt auch nun dieses Buch über sich selbst, über seine feinen philosophisc…
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