Herausgeber:
Springer Berlin Heidelberg
Erscheinungsdatum:
01.01.1965
In dieser Einftihrung soll der offene Raum vergegenwartigt werden, in dem die psychopathologische Erkenntnis sich bewegt. Es wird hier nicht der feste Grund gelegt, auf dem das Gebaude zu errichten ware; denn der jeweils eigentiimliche Grund wird in jedem Kapitel gelegt. Es werden auch noch nicht Erfahrungen berichtet, sondern Erorterungen tiber die Weisen der Erfahrungen und tiber den Sinn der allgemeinen Psychopathologie versucht.
1. Abgrenzong der allgemeinen Psychopathologie. a) Psyehiatrie als praktischer Beruf ond Psyehopathologie als Wissen sehaft. 1m praktischen psychiatrischen Berufe handelt es sich immer um den einzelnen ganzen Menschen; sei es, daB dieser dem Psychiater zur Obhut, zur Pflege oder zur Heilung anvertraui ist, sei es, daB er vor Gericht, vor anderen Behorden, vor der Geschichtswissenschaft iiber eine Personlicbkeit ein Gutachten abgibt, sei es, daB fun der Kranke in der Sprechstunde um Rat fragt. Wahrend seine Arbeit es hier ganz mit einem individuellen Fall zu tun hat, sucht der Psychiater, um den in solchen Einzelfallen an ibn herantretenden Forderungen gewachsen zu sein, als Psychopathologe nach aligemeinen Begriffen und Regeln. 1st der Psychiater im praktischen Berufe eine lebendige, erfassende und wirkende Personlich keit, der die Wissenschaft nur eines ihrer Hilfsmittel ist, so ist dagegen dem Psychopathologen diese Wissenschaft selbst Zweck. Er will nur kennen und erkennen, charakterisieren und analysieren, aber nicht einzelne Menschen, sondern das Allgemeine.
Autorentext
Karl Jaspers, am 23. Februar 1883 in Oldenburg geboren und am 26. Februar 1969 in Basel gestorben, studierte Jura, Medizin und Psychologie. Ab 1916 Professor für Psychologie, ab 1921 für Philosophie an der Universität Heidelberg. 1937 wurde er - bis zu seiner Wiedereinsetzung 1945 - seines Amtes enthoben und war von 1948 bis 1961 Professor für Philosophie in Basel. 1958 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Inhalt
Einführung.- § 1. Abgrenzung der allgemeinen Psychopathologie.- § 2. Einige Grundbegriffc.- §3. Vorurteile und Voraussetzungen.- § 4. Methoden.- § 5. Die Aufgabe einer allgemeinen Psychopathologie und Ubersicht dieses Buches...- Die Einzeltatbestände des Seelenlebens.- Die subjektiven Erscheinungen deskranken Seelenlebens (Phänomenologie).- Die objektiven Leistungen des Seelenlebens (Leistungspsychologie).- Die Symptome des Seelenlebens in körperlichen Begleit- und Folgeerscheinungen (Somatopsychologie).- Die sinnhaften objektiven Tatbestände.- Die verständlichen Zusammenhänge des Seelenlebens (verstehende Psyehologie)..- Verständliche Zusammenhänge.- Verständliche Zusammenhänge bei spezifischen Mechanismen.- Stellunrgnahme des Kranken zur Krankheit.- Das Ganze der verständlichen Zusammenhänge (Charakterologie).- Die kausalen Zusammenhänge des Seelenlebens (erklärende Psychologie).- Wirkungen der Umwelt und des Leibes auf das Seelenleben.- Vererbung.- Über Sinn und Wert der Theorien.-Die Auffassnng der Gesamtheit des Seelenlebens.- Die Synthese der Krankheitsbilder (Nosologie).- Die generische Artung des Menschen (Eidologie).- Der Lebenslauf (Biographik).- Die abnorme Seele in Gesellsehaft and Geschichte (Soziologie and Historie der Psyehosen and Psychopathien).- Das Ganze des Mensehseins.- § 1. Von der Untersuchung der Kranken.- a) Allgemeines 687. b) Die Untersuchungsmethoden 688. c) Die Untersuchungsziele 689. d) Gesichtspunkte für die Beurteilung der Untersuchungsresultate 689..- § 2. Von den therapeutischen Aufgaben.- a) Therapie und Eugenik 693. b) Somatische Behandlung 693. c) Psychotherapie 695. Suggestionsmethoden 695. Kathartische Methoden 696. Übungsmethoden 696. Erziehungsmethoden 697. Methoden mit Anspruch an die Personlichkeit selbst 697. d) Internierung und Anstaltsbehandlung 699..- § 3. Die Prognose.- a) Lebensgefahr 702. b) Heilbar oder unheilbar 702..- § 4. Historisches uber Psychopathologie als Wissenschaft.- a) Praxis undErkenntnis 704. Anstaltspsychiatrie und Universitätspsychiatrie 705. Psychotherapie 707. b) Von Esquirol bis Kraepelin (das 19. Jahrhundert) 707. Esquirol 708. Schilderer und Analytiker 708. Somatiker und Psychiker 709. Wernicke und Kraepelin 710. Unabhängige Einzelgestalten 711. Deutsche und französische Psychiatrie 711. c) Moderne Psychiatrie 712. d) Antriebe und Formen des Erkenntnisfortschritts 714. Antriebe und Ziele 714. Der Ursprung wissenschaftlicher Bewegungen 715. Wissenschaftliche Zeitströmungen 715. Medizin und Philosophic 716..- Namenverzeichnis.
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