"Die Erfahrungen, die wir machen, sprechen gegen die Erfahrungen, die wir haben".

"Die Erfahrungen, die wir machen, sprechen gegen die Erfahrungen, die wir haben".

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783428100965
Untertitel:
Über Formen der Erfahrung in den Wissenschaften.
Genre:
Sonstige Philosophie-Bücher
Herausgeber:
Duncker & Humblot
Anzahl Seiten:
272
Erscheinungsdatum:
31.12.2000
ISBN:
978-3-428-10096-5

Wissenschaftliche Erfahrung ist einem verbreiteten Mythos zufolge ganz anders als Alltags- und Lebenserfahrung. Ihrem Inhalt nach widerspricht sie vermeintlicher Weise der Alltagserfahrung; etwa wenn diese uns zeigt, dass die Sonne aufgeht, die wissenschaftliche Erfahrung jedoch belegt, dass der Horizont sich senkt. Ihrer Form nach soll der kreative und aktive Charakter von Lebenserfahrung, dieser angeblichen Quelle von Vorurteilen und Irrtümern, der wissenschaftliche Erfahrung ganz abgehen. Dieses traditionelle Bild von der wissenschaftlichen Erfahrung ist in der Wissenschaftsphilosophie längst obsolet geworden. Bei wissenschaftlichen Erfahrungen, in denen wirklich neue Erkenntnisse gewonnen werden, handelt es sich offenbar um alles andere als klare, deutliche und wiederholbare Beobachtungen von eindeutigen Tatsachen. Diese Vorstellung geht auf eine nachträgliche Idealisierung der Entwicklungsprozesse wissenschaftlicher Erkenntnis zurück. Im Verlauf der Wissenschaftsgeschichte, in der spezifische Problemlösungsstrategien und Untersuchungsmethoden entstanden, haben die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen nicht nur unterschiedliche Erfahrungsbegriffebegriffe entwickelt, sondern auch unterschiedliche Erfahrungsformen, die als Techniken des Erfahrens von denen erlernt werden müssen, die Wissenschaft betreiben wollen. Mit dem idealisierten Bild »der« wissenschaftlichen Erfahrung fällt auch ihre scharfe Abgrenzung zur Alltags- und Lebenserfahrung, zur »ästhetischen« und »religiösen« Erfahrung weg, die im Vergleich einerseits ebenfalls »enthomogenisiert« werden, andererseits Parallelen zu wissenschaftlichen Erfahrungsformen ausweisen Die Beiträge dieses Bandes dokumentieren anhand verschiedener Wissenschaften, aber auch am Beispiel ästhetischer und religiöser Erfahrung nicht nur die Vielfalt wissenschaftlicher Erfahrung, sondern auch ihre Bezüge zu anderen nicht wissenschaftlichen Erfahrungskontexten.

Autorentext
Michael Hampe, 1961 in Hannover geboren, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychologie und Biologie in Heidelberg und Cambridge. Nach Professuren in Dublin, Kassel und Bamberg ist er seit 2003 Professor für Philosophie an der ETH Zürich

Inhalt
Inhalt: M. Hampe / M.-S. Lotter, Einleitung: Enttäuschende Erfahrungen - M. Hampe, Pluralismus der Erfahrung und Einheit der Vernunft - O. R. Scholz, »... die Erfahrungen anderer ... adoptiren ...«. Zum erkenntnistheoretischen Status des Zeugnisses anderer - S. Hübsch, »Eine Empirie zweiten Grades«. Zum Verhältnis von ästhetischer Erfahrung und Kunstgeschichte - C. Gremmels, Religion, Theologie und Erfahrung - D. Krochmalnik, Das Mirakel von Giwon. Wissenschaft und Wunder im jüdischen Denken von Maimonides bis Spinoza - W. Grasnick, Methodenlehre als Erfahrungswissenschaft - M. Leuzinger-Bohleber, Psychoanalyse: Erfahrungswissenschaft des Unbewußten - M.-S. Lotter, Fremderfahrung und Selbsterfahrung in der Ethnologie - M. Stöckler, Am Rande der Sichtbarkeit. Zur Rolle der Erfahrung in der Kosmologie - F. Steinle, Die Vielfalt experimenteller Erfahrung: Neue Perspektiven - H.-J. Rheinberger, Dimensionen der Darstellung in der Praxis des wissenschaftlichen Experimentierens - M. Haase, Erfahrungsbegriffe in der Betriebswirtschaftslehre


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