Über den Mißbrauch von Mitwirkungsrechten und die Mitwirkungspflichten des Verteidigers im Strafprozeß.

Über den Mißbrauch von Mitwirkungsrechten und die Mitwirkungspflichten des Verteidigers im Strafprozeß.

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783428101115
Untertitel:
Schriften zum Prozessrecht 157
Genre:
Öffentliches Recht
Autor:
Gerhard Grüner
Herausgeber:
Duncker & Humblot
Anzahl Seiten:
278
Erscheinungsdatum:
30.06.2000
ISBN:
978-3-428-10111-5

"Es ist eine heilige Forderung der Gerechtigkeit, daß der dem juristisch durchgebildeten Anklagebeamten gegenüber fast wehrlose Angeklagte in allen Nicht-Bagatell-Fällen der Verteidigung nicht ermangele." Dieses Binding-Zitat hat Dahs seinem Verteidigerhandbuch vorangestellt. Die Wirklichkeit sieht vergleichsweise düster aus. Engagierte Strafverteidigung wird in Deutschland leicht der Komplizenschaft gleichgestellt. In der Vergangenheit schlug sich das in erster Linie in der Diskussion um den Mißbrauch von Verteidigerrechten nieder. Neuerdings wird in der Rechtsprechung zusätzlich das Bestreben deutlich, Mitwirkungspflichten des Verteidigers im Bereich tradiert richterlicher Verantwortung zu knüpfen. Marksteine dieser Entwicklung sind zwei höchstrichterliche Entscheidungen: zum einen die Ernennung des Verteidigers zum Beweisantragspfleger des Beschuldigten in BGHSt 38, 111 ff.; zum anderen die bekannte Widerspruchslösung in BGHSt 38, 214 ff. Grüner stellt der Behandlung dieser Problemstellungen zunächst grundsätzliche Überlegungen über die Rolle des Verteidigers im Strafprozeß voran. Dessen Parteistellung als Prozeßsubjektsgehilfe des Beschuldigten schließt die Wahrnehmung anderer öffentlicher Interessen aus. Gleichermaßen wendet sich Grüner dagegen, den Verteidiger aus seiner Stellung als standesrechtlich gebundenes Organ der Rechtspflege zu lösen. Bei der Aufarbeitung und Analyse der Mißbrauchsproblematik zeigt sich allerdings, daß die rechtsanwaltliche Organstellung und die darauf bezogenen Vorschriften des anwaltlichen Standesrechts zur Konturierung des verbotenen Verteidigerhandelns nicht bestimmt genug sind. Weil der reformierte Straßprozeß auch als Kampf ums Recht strukturiert ist, dienen weiterhin die prozeßrechtlichen Vorschriften nur vereinzelt der Mißbrauchsabwehr. Das wirkt sich sogar auf die Anwendung typischer "Verteidigerdelikte" wie der Strafvereitelung aus. Letztlich wird der Bereich verbotenen Verteidigerhandelns nur von den allgemeinen Strafgesetzen bestimmt. Erst recht finden Mitwirkungspflichten des Verteidigers für ein funktionstüchtiges bzw. justizförmiges Verfahren außerhalb seiner Parteistellung im geltenden Recht keinen Anhalt.

Inhalt
Inhaltsübersicht: Einleitung - 1. Teil: Die rechtliche Doppelstellung des Verteidigers als Prozeßsubjektsgehilfe und Organ der Rechtspflege: Der Verteidiger als Prozeßsubjektsgehilfe des Beschuldigten - Der Verteidiger als Organ der Rechtspflege - Die Doppelstellung des Verteidigers als Grundsatzproblem - Zusammenfassung Erster Teil - 2. Teil: Die Mißbrauchsproblematik. Der Verteidiger als Spießgeselle des Beschuldigten oder als Gehilfe des Gerichts: Die Mißbrauchsproblematik als Zentralbegriff in Rechtsprechung und Rechtspolitik - Prozessuale Gegenmacht: Soziale Gegenmacht als kritische Masse der Mißbrauchsproblematik - Versuch einer systematischen Lösung - Zusammenfassung Zweiter Teil - 3. Teil: Die Mitwirkungspflichten des Verteidigers. Der Bundesgerichtshof auf dem Weg zum unparteilichen Parteiprozeß: Der Verteidiger als Garant einer funktionsfähigen Hauptverhandlung - Der Verteidiger als Garant eines justizförmigen Verfahrens - Zusammenfassung Dritter Teil - Literaturverzeichnis - Sachwortverzeichnis


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