Der Geist der Demokratie

Der Geist der Demokratie

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486585803
Untertitel:
Intellektuelle Orientierungsversuche im Feuilleton der frühen Bundesrepublik: Karl Korn und Peter de Mendelssohn
Genre:
Zeitgeschichte (1946 bis 1989)
Autor:
Marcus M. Payk
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
415
Erscheinungsdatum:
14.01.2008
ISBN:
978-3-486-58580-3

Die Begründung und schrittweise Durchsetzung einer liberalen Demokratie in Westdeutschland war ein Vorgang, welcher auch und gerade von den älteren Kultureliten beträchtliche Wandlungsprozesse und Anpassungsleistungen verlangte. Anhand der Lebenswege der beiden Publizisten Karl Korn (1908-1991) und Peter de Mendelssohn (1908-1982) werden diese Orientierungsversuche auf biographischer Ebene exemplarisch erschlossen und in die politisch-kulturellen Kommunikationsformen des Feuilletonjournalismus nach 1945 eingeordnet. Die Studie rekonstruiert die intellektuelle Selbstverständigung der frühen Bundesrepublik und zeigt die Überlagerung von deutschen Geistestraditionen und westlichen Einflüssen auf.


Autorentext
Marcus M. Payk, geboren 1973, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam.

Zusammenfassung
"eine aufschlußreiche Arbeit" Konrad Fuchs, Das Historisch-Politische Buch 56 (2008), Heft 4 "Hier liegt eine in ihren Details wie ausgezogenen Linien für die kulturelle Physiognomie und kommunikationsgeschichtliche Situierung der Budnesrepublik von 1945 bis 1960 unverzichtbare Studie vor." Erhard Schütz, Jahrbuch für Kommunikation 10/2008 "Marcus Payk zeigt aber exemplarisch mit seiner quellengesättigten, gut geschriebenen und klar argumentierten Studie, wie fruchtbar es ist, erstens die Wandlungen und Beharrungskräfte intellektueller Positionen über die Systemwechsel der deutschen Zeitgeschichte hinweg zu untersuchen, und zweitens der intellektuellen Entwicklung innerhalb einer Generation statt nur schablonenhaft den wechselnden Einstellungen ganzer Generationen seine Aufmerksamkeit zu schenken." Alexander Gallus, H-Soz-u-Kult vom 6.8.2008

Leseprobe
" IV. Westdeutsche Modernität: Kulturkritik und West&shy,orientierung bis in die frühen 1960er Jahre (S. 219-220)

Zur Mitte der 1950er Jahre war die Bundesrepublik Deutschland ein konsoli&shy,dierter Staat. Neben der begrenzten, in mehreren Etappen verlaufenden Demokratisierung der staatlichen Institutionen und der forcierten außenpolitischen Westbindung was jeweils von der semiautoritären Regentschaft Konrad Adenauers maßgeblich befördert wurde trug dazu auch ein beispielsloser Wirt&shy,schaftsaufschwung bei.

Dieser setzte breitenwirksame Integrationstendenzen in der westdeutschen Gesellschaft frei und konnte die Heftigkeit der sozialen Verwerfungen infolge des Krieges und der unterschiedlichen Wanderungsbewegungen großer Bevölkerungsteile zunehmend eindämmen. Indes war es auf der anderen Seite gerade die Dynamik dieser sozioökonomischen Veränderungsschübe, welche unter westdeutschen Intellektuellen zu beträchtlichen Irritationen führte.

Analog zur wirtschaftlichen Aufwärtsent&shy,wicklung wurde eine einseitigeMaterialismusund Konsumorientierung breitester Bevölkerungsschichten diagnostiziert, was sich nicht nur als Verfestigung der Restauration"" und damit als endgültige Blockade jeglicher geistigmoralischer Erneuerungshoffnungen verstehen ließ, sondern ebenso tiefgelagert Vorbehalte gegenüber einer als oberflächlich, permissiv und kommerziell st &shy,reotypisierten Zivilisation westlicher Provenienz reaktivieren konnte, zumal sich bald Modernität"" als einflußreiche Bezugsgröße für die Selbstwahrneh&shy,mung der Bundesrepublik etablierte.

1 ) Diese Ressentiments standen in einer komplexen Wechselwirkung zu jener Orientierung auf ein eher pluralistisches Kommunikationsund Öffentlichkeitsmodell, welches worauf die im vor&shy,hergehenden Kapitel erarbeiteten Linien hindeuten von Teilen der intellektuellen Eliten als Leitbild zögerlich akzeptiert wurde. Angesichts der sprunghaften Zunahme von populärkulturellen, Konsumund Freizeitangeboten und der entsprechenden Nachfrage in der Bevölkerung wurde der Stellenwert der eigenen Tätigkeit unversehens zweifelhaft, die Inszenierung einer Polarität von Geist"" und Macht"" wurde bald von dem Eindruck begleitet, daß jegliche öf&shy,fentliche Kritik in der intellektuellen Dürftigkeit einer materialistischen Konkurrenzwirtschaft vergeblich zu werden drohte.

Daß die Demokratisierung der Bundesrepublik Deutschlands dadurch eigen&shy,tümliche Rückkopplungseffekte erhielt, wird im folgenden anhand der beträcht&shy,lichen Konjunktur kulturkritischer und zivilisationspessimistischer Gedankenfiguren in den westdeutschen Feuilletons diskutiert. Drei zentrale Ebenen werden dabei aus einer vielschichtigen Diskussionslage herausgegriffen, wel che sich zwar gegenseitig überlagerten und durchdrangen, deren getrennte Bearbeitung aber doch tiefere Einsichten erlaubt. So wird in einem ersten Schritt die intellektuelle Unzufriedenheit von Karl Korn mit der wirtschaftlichenAufwärtsentwicklung der Bundesrepublik bzw. der Frankfurter Allgemeinen ver&shy,knüpft und auf eine Interdependenz von individueller Streßerfahrung und gei&shy,stigem Sendungsbewußtsein hin analysiert.

Steht bei Karl Korn überdies eine instrumentelle Aneignung liberalpluralistischer Deutungsmuster im Mittel&shy,punkt, so richtet sich der Blick bei Peter de Mendelssohn eher auf eine ver&shy,ständnislose Außenwahrnehmung der kulturkritischen Ressentiments und da&shy,mit auf eine ansteigende Distanzierung von den intellektuellen Strömungen Westdeutschlands. Hieran schließt sich eine Betrachtung des unterschiedlichen Umgangs und der unterschiedlichen Beschreibung der Vereinigten Staaten von Amerika durch beide Publizisten an. Vor dem Hintergrund einer drastisch veränderten Weltlage figurierten die USA in der Bundesrepublik der 1950er Jahre sowohl wie vor&shy,rangig das Beispiel von Peter de Mendelssohn zeigt als geographischideeller Nukleus einer

Inhalt
1;Inhalt;6
2;Einleitung;10
3;I. Intellektuelle Annäherung: Feuilletonjournalismus in Deutschland bis zur NS-Diktatur;26
3.1;1. Kulturpublizistische Öffentlichkeit seit dem 19. Jahrhundert;26
3.2;2. Karl Korn: Lehrjahre im Nationalsozialismus;35
3.3;3. Peter de Mendelssohn: Das zweite Leben der Emigration;57
4;II. Berliner Nachkrieg: Westalliierte Pressepolitik und deutsche Publizistik in den späten 1940er Jahren;78
4.1;1. Das Erlebnis von Kriegsende, Okkupation und Heimkehr;79
4.2;2. Öffentlichkeit in der Viermächtestadt;91
4.3;3. Wege in den Weststaat;116
5;III. Geistige Autorität: Konformität und Kritik in der intellektuellen Öffentlichkeit zu Beginn der 1950er Jahre;140
5.1;1. Kalter Kulturkrieg ;142
5.2;2. Journalismus in der Kanzlerdemokratie;161
5.3;3. Das Feuilleton als Spannungsfeld von Geist und Demokratie;195
6;IV. Westdeutsche Modernität: Kulturkritik und Westorientierung bis in die frühen 1960er Jahre;220
6.1;1. Freiheit zwischen Konjunktur und Kulturfabrik ;222
6.2;2. Transatlantische Passagen;251
6.3;3. Versachlichung, Orientierungssicherheit, Geschichtlichkeit;272
7;V. Historische Fluchtlinien: Vergangenheitskonflikt und egenerationelleUmbrüchebisindie1970erJahre;306
7.1;1. Zeitungsgeschichte als Zeitgeschichte;307
7.2;2. Peter de Mendelssohn: Den ganzen Weg zurück ;329
7.3;3. Karl Korn: Die resignierte konservative Revolution ;342
8;Schluß: Intellektuelle Orientierungsversuche nach 1945;358
9;Dank;376
10;Abkürzungsverzeichnis;378
11;Quellen- und Literaturverzeichnis;380
11.1;A. Quellen;380
11.2;I. Ungedruckte Quellen;380
11.3;II. Gedruckte Quellen;381
11.4;B. Literatur;384
12;Personenregister;412


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