Die Bibel als politisches Argument

Die Bibel als politisches Argument

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783486644432
Untertitel:
Voraussetzungen und Folgen biblizistischer Herrschaftslegitimation in der Vormoderne
Genre:
Religions-Lexika
Herausgeber:
De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten:
394
Erscheinungsdatum:
22.10.2007
ISBN:
978-3-486-64443-2

Die Beihefte der Historische Zeitschrift werden in Neuer Folge von Andreas Fahrmeir und Hartmut Leppin herausgegeben. Die Beihefte enthalten Essays und Monographien zu Themen der deutschen und europäischen Geschichte sowie Sammelbände zu herausragenden Themenbereichen. In ihnen äußern sich die ausgewiesenen Sachkenner ihres Fachgebiets.

Autorentext
Andreas Pecar, geboren 1972, ist Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Halle-Wittenberg. Kai Trampedach, geboren 1962, lehrt am Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik der Universität Heidelberg.

Zusammenfassung
"ausnahmslos sachkundig und ergiebig" Rudolf Smend in der Historischen Zeitschrift 288 (2009)

Leseprobe
Politische Argumentationen in der alttestamentlichen Prophetie (S. 19)

Von Markus Saur

I. Politik und Prophetie

Wenn unter Politik sowohl die Praxis als auch die Theorie des Handelns zu verstehen ist, die sich auf ein Gemeinwesen beziehen, und Politik damit grundsätzlich eine öffentliche Dimension hat, so liegt es nahe, die alttestamentliche Prophetie als ein politisches Phänomen zu beschreiben. Denn die Propheten des antiken Israel können zwar nicht als politische Theoretiker verstanden werden, sie sind aber in hohem Maße politische Praktiker, die sich mit ihrer öffentlichen Botschaft auf das Gemeinwesen beziehen, in dem Religion und Politik so miteinander verbunden sind, daß sich beide nicht voneinander trennen lassen.

Da der soziale Hintergrund, die Sprache und die historischen Konstellationen, in denen die verschiedenen Propheten auftreten, sich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden, muß man sich allerdings im Blick auf die alttestamentliche Prophetie vor Verallgemeinerungen hüten. Von den Überlieferungen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., die sich aus den erst später zusammengestellten Prophetenbüchern rekonstruieren lassen, bis zur Prophetie der hellenistischen Zeit im Übergang zur apokalyptischen Literatur der Zeitenwende ist es ein langer Weg, und die politischen Anliegen der Propheten der vorexilischen Königszeit dürfen nicht mit den Absichten der Verfasser der späteren Prophetenbücher verwechselt werden.

Die Prophetenbücher sind erst die letzte Stufe eines längeren Überlieferungsprozesses, dessen Ausgangspunkt das Auftreten der historischen Prophetengestalten sich in der Regel nur schwer bestimmen läßt. Dennoch kann man natürlich nicht davon absehen, sich diesem Ausgangspunkt möglichst weit anzunähern, um die Gestalten in den Blick zu bekommen, deren Wirken den Anstoß des folgenden Verschriftlichungsprozesses gegeben hat.

Dabei geht es in keiner Weise darum, die späteren Träger der prophetischen Überlieferung und ihre literarischen Zusätze und Fortschreibungen der prophetischen Botschaft hinsichtlich der Qualität in Frage zu stellen, es geht lediglich darum, auf der Grundlage der Rekonstruktion der historischen Prophetengestalt zu einem besseren Verständnis dessen zu gelangen, was die Schüler der Propheten und die Träger- gruppen der prophetischen Überlieferung dazu brachte, die ursprüngliche Botschaft der Propheten immer wieder zu aktualisieren und in komplexen Textsammlungen zusammenzustellen.

Denn auch wenn es richtig ist, daß erst die literarische Überlieferung in der Form von Prophetenbüchern die alttestamentliche Prophetie von den prophetischen Zeugnissen aus der Umwelt des antiken Israel unterscheidet, so bleibt doch die Frage nach dem Ausgangspunkt dieser literarischen Überlieferung ein offenes Problem. Es ist für die Rekonstruktion des Verhältnisses von Prophetie und Politik unerläßlich, zu Beginn auf die Schwierigkeit hinzuweisen, die sich dadurch ergibt, daß man die Berichte der Prophetenbücher nicht ohne weiteres mit den historischen Ereignissen gleichsetzen kann.

Doch auch wenn man es in den Texten mit theologisch angereicherter Traditionsliteratur und nicht mit historischen Berichten zu tun hat: Die Prophetenbücher sind und bleiben die einzige Quelle für die Rekonstruktion des Auftretens und der Botschaft der historischen Propheten des antiken Israel. Auf dieser Grundlage ist die Frage zu erörtern, inwiefern die prophetischen Interventionen als politisches Auftreten und die prophetische Botschaft als politisches Argument interpretiert werden können.

Was ist nun eine politische Botschaft oder ein politisches Argument? Die klassische politische Rede richtet sich an ein Publikum, das mit Hilfe überzeugender Gründe für eine bestimmte Sicht der Dinge gewonnen werden soll. Neben der präzisen Darstellung der eigenen Position kommt der Art und Weise der Argumentation dabei eine

Inhalt
Andreas Pecar / Kai Trampedach: Der "Biblizismus" - eine politische Sprache der Vormoderne? Markus Saur: Politische Argumentationen in der alttestamentlichen Prophetie Kai Trampedach: Die Hasmonäer und das Problem der Theokratie Steffen Diefenbach: "Biblizismus" in der frühchristlichen Apologetik? Bibel und politische Autorität in vorkonstantinischer Zeit Bernd Isele: Moses oder Pharao? Die ersten christlichen Kaiser und das Argument der Bibel Hartmut Leppin: Das Alte Testament und der Erfahrungsraum der Christen. Davids Buße in den Apologien des Ambrosius Mischa Meier: Die Demut des Kaisers. Aspekte der religiösen Selbstinszenierung bei Theodosius II. (408-450 n. Chr.) Walter Pohl: Alienigena coniugia. Bestrebungen zu einem Verbot auswärtiger Heiraten in der Karolingerzeit Karl Ubl: Der Mehrwert der päpstlichen Schlüsselgewalt und die Tradition des heiligen Clemens Thomas Prügl: Das Schriftargument zwischen Papstmonarchie und konziliarer Idee. Biblische Argumentationsmodelle im Basler Konziliarismus Marcus Sandl: Politik im Angesicht des Weltendes. Die Verzeitlichung des Politischen im Horizont des lutherischen Schriftprinzips Nicole Reinhardt: Juan de Mariana: Bibelexegese und Tyrannenmord Andreas Pecar: Auf der Suche nach den Ursprüngen des Divine Right of Kings. Herrschaftskritik und Herrschaftslegitimation in Schottland unter Jakob VI. Ronald G. Asch: The Revelation of the Revelation. Die Bedeutung der Offenbarung des Johannes für das politische Denken in England im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert Andreas Pietsch: Zwischen Gottesebenbildlichkeit und Höllensturz. Das Bild des französischen Königs in Zeiten der Fronde Lothar Schilling: Bossuet, die Bibel und der Absolutismus' Hans-Dieter Metzger: Bibelkritik im Schatten des Leviathan


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