Definitionsmacht und Grenzen angewandter Sozialwissenschaft

Definitionsmacht und Grenzen angewandter Sozialwissenschaft

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783531119045
Untertitel:
Eine Untersuchung am Beispiel der Bildungs- und Arbeitsmarktforschung
Genre:
Sozialwissenschaften allgemein
Autor:
Christoph Lau
Herausgeber:
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Auflage:
1989
Anzahl Seiten:
330
Erscheinungsdatum:
1989
ISBN:
978-3-531-11904-5

1m Mittelpunkt der folgenden Untersuchung steht die Frage nach den Bedingungen, Moglichkeiten und Auswirkungen der Verwissen schaftlichung politischer Entscheidungen: In welchem AusmaB, unter welchen Voraussetzungen und mit welchem Effekt kann so zialwissenschaftliches Wissen zu einer Rationalisierung ge sellschaftlich-politischer Praxis beitragen? Mit welchen Konse quenzen ist zu rechnen, wenn die nicht-wissenschaftlichen Wissens grundlagen politisch-administrativer Praktiker durch sozial wisenschaftliches Wissen beeinfluBt oder gar ersetzt werden? Inwiefern ist der Rationalitatsanspruch sozialwissenscha- licher Expertise berechtigt, oder wieweit handelt es sich dabei lediglich urn die Erzeugung eines auBeren Scheins technischer Entscheidungsrationalitat? Welche Schwierigkeiten, aber auch welche strategischen Moglichkeiten ergeben sich bei der "Uber setzung" sozialwissenschaftlicher Aussagen in praktische Empfeh lungen? Und schlieBlich: Enthalt das Wissensangebot der Soziologie Aussagen, die sich, ahnlich wie die der Ingenieurwissenschaften, technisch umsetzen lassen? Die Beantwortung dieser Fragen ist nicht nur innerhalb der Sozialwissenschaften, sondern auch in der Offentlichkeit um stritten. Sie enthalt dann besondere Bedeutung, wenn man sich das tatsachliche AusmaB der Verwissenschaftlichung vor Augen flihrt. Noch 1968 konnte Jlirgen Habermas in seinem Aufsatz "Verwissenschaftlichte Politik und offentliche Meinung" von einer bloBen Tendenz zur Verwissenschaftlichung der Politik 1 sprechen ). Inzwischen ist diese Tendenz in einem AusmaB Realitat geworden, das haufig noch nicht klar erkannt wird. Die Sozialwissenschaften haben sich in vie len Bereichen zu einem institutionell abgesicherten Anbieter von Problemdeu tungen und Handlungsbegrlindungen entwickelt. 1) Habermas, J. , Technik und Wissenschaft als 'Ideologie', Frankfurt 1968, S.

Autorentext
Christoph Lau, geboren 1973 in Berlin, arbeitet als Diplom-Sozialpädagoge. Im Frühjahr 2005 schloss er sein Studium zum Master of Social Work mit einer Untersuchung über die Lebensgestaltung von Lottomillionären ab. Ulrich Beck wurde 1944 in Stolp in Hinterpommern geboren. Nach seinem Studium der Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft in München promovierte er dort im Jahr 1972. Sieben Jahre später wurde er im Fach Soziologie habilitiert. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt dem Grundlagenwandel moderner Gesellschaften, insbesondere im Zeichen der Globalisierung. Er beschäftigte sich mit den daraus erwachsenden theoretischen, empirischen und methodologischen Fragen sowie den Konsequenzen und Risiken, die dieser Wandel für Wirtschaft, Politik, Kultur und Massenmedien nach sich zieht.
Seit 1980 war Ulrich Beck Herausgeber der Zeitschrift "Soziale Welt". Ihm wurden mehrere Ehrendoktorwürden europäischer Universitäten und zahlreiche Preise verliehen. Ulrich Beck verstarb im Januar 2015.

Inhalt
1. Einleitung: Soziologie im verwaltungsinternen und öffentlichen Diskurs.- 1.1 Der Ausgangspunkt: Wissen und Macht, Wissen als Macht.- 1.2 Definitionsmacht und Gestaltungsmacht.- 1.3 Die Frage nach der Eigendynamik der Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens.- 1.4 Vom Umgang mit einer Legitimationsressource: Typen verwissenschaftlichter Begründungsprozesse.- 2. Die Karriere eines Problems: Die demographische Ausbildungskrise.- 2.1 Bildungspolitischer Kontext und Problemlage.- 2.2 Die KMT-Studie.- 2.3 Die Rolle des Arera-Arbeitskreises.- 2.4 Die Einschaltung der Öffentlichkeit.- 2.5 Die Programmdiskussion.- 2.6 Der weitere Verlauf des politischen Entschei-dungsprozesses.- 3. Der öffentliche Argumentationsprozeß und seine kognitive Strukturierung.- 3.1 Politische Interessen und öffentliche Diskurse.- 3.2 Die Definition des Problems Ausbildungskrise und die Strukturierung des Lösungsspielraums.- 3.3 Methodischer Exkurs: Alltagstheorien und cognitive maps.- 3.4 Das Beispiel einer einfachen individuellen Argumentationsstruktur: Numerus Clausus und Inflexibilität.- 3.5 Das Verhältnis von individuellen und kollektiven Argumentationsstrukturen.- 4. Die Struktur handlungsorientierender Alltagstheorien als Rationalisierungsgrenze öffentlicher Diskurse.- 4.1 Der dualistische Charakter von Problemschematisierungen.- 4.2 Die Linearität alltagstheoretischer Kausalmodelle.- 4.3 Die kontrafaktische Geltung von Alltagstheorien.- 4.4 Die semantische Unscharfe und das strategische Potential von Schlüsselbegriffen: Berufliche Flexibilität.- 4.5 Die Versozialwissenschaftlichung von Alltagstheorien.- 4.6 Zusammenfassung: Zweckrationalität und alltagstheoretische Problemschematisierung.- 5. Soziale und institutionelle Grenzensozialwissenschaftlicher Rationalisierung.- 5.1 Argumentationsregeln als formale Rationalisierungsbedingungen.- 5.2 Bedingungen der öffentlich-diskursiven Verwendung sozialwissenschaftlicher Ergebnisse.- 5.3 Ein kontrastierendes Beispiel: Ingenieurmangel und Technikfeindschaft der Jugend.- 5.4 Politisierung und Eigeninteresse angewandter Sozialforschung.- 5.5 Das strategische Potential sozialwissenschaftlicher Expertise.- 6. Kontextspezifische Verwendungsprozesse.- 6.1 Administrationsinterne Verwendung.- 6.2 Politisch-parlamentarische Verwendung.- 7. Schlußfolgerungen und Ausblick: Das Dilemma sozialwissenschaftlicher Praxisrationalisierung.- 7.1 Modernisierung und instrumentelle Verwissenschaftlichung.- 7.2 Soziologische Aufklärung zwischen formaler Rationalisierung und Vernunftkritik.


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