»Worte haben keine Macht mehr«

»Worte haben keine Macht mehr«

Einband:
Fester Einband
EAN:
9783854495321
Untertitel:
Essays zu Politik und Zeitgeschehen 19161941
Genre:
Essays & Literaturkritiken
Autor:
Stefan Zweig
Herausgeber:
Sonderzahl Verlagsges.
Anzahl Seiten:
240
Erscheinungsdatum:
14.01.2020
ISBN:
978-3-85449-532-1

Stefan Zweig gilt der Rezeption als ein weithin unpolitischer, über den Dingen stehender Erfolgsautor, als ein Eskapist, der bis zum Ende im Denken des Fin de Siècle verharrte. Solche Urteile der Literaturkritik über den einstmals meistübersetzten Schriftsteller der Welt prägen bis heute den Diskurs über seine Texte. Dabei war der österreichische Schriftsteller nicht nur ein hellwacher Beobachter des europäischen und später internationalen Kulturbetriebes er schrieb über Literatur, Musik und bildende Kunst sondern interessierte sich seit Beginn des 1. Weltkriegs auch zunehmend für politische und soziale Veränderungen. Neben dem erzählerischen Werk existiert folglich ein wenig bekanntes essayistisches, das zahlreiche scharfsinnige Einschätzungen der gesellschaftspolitischen Entwicklung in Europa und anderswo seit Zweigs Politisierung durch den Ersten Weltkrieg offenbart. Viele dieser Texte sind der Forschung bisher unbekannt, andere werden erstmals seit ihrer Erstveröffentlichung in den 1920er- oder 1930er-Jahren wieder zugänglich gemacht. Enthalten sind Texte aus dem Zeitraum von 19161941, die ein neues Licht auf den »unpolitischen« Autor Zweig werfen. Der vorliegende Band erweitert den Kanon jener Texte, die es der Forschung ermöglichen, neue Erkenntnisse über Zweigs Verhältnis von Kunst und Politik zu gewinnen und gleichzeitig auch das erzählerische Werk neu zu betrachten. Ursprünglich fremdsprachig publizierte Essays werden zweisprachig jeweils auch in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht, ausführliche Stellenkommentare liefern Hintergrundinformationen und ein kommentierender Essay reflektiert sowohl die Entstehungsbedingungen der einzelnen Texte wie auch den bestehenden Forschungsstand. Damit macht die vorliegende Edition Zweigs politische Texte wieder für LeserInnen zugänglich und bildet einen kenntnisreichen Ausgangspunkt für eine nähere Beschäftigung mit seinen politischen Überlegungen.

Autorentext
Resch, StephanStephan Resch, geboren 1977 in Wiesbaden, ist Senior Lecturer in German an der University of Auckland, Neuseeland. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen und österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts, besonders zu Stefan Zweig.

Leseprobe
»Unser Platz ist immer am Anfang jeder Revolution, wo es nur den reinen Willen und die reine Idee gibt, um ihr zu helfen; und am Ende jeder Revolution, wo sie in Übertreibungen, Brutalität, Diktatur und Unterdrückung degeneriert, um diese zu bekämpfen die schwierigste Position, ich weiß es, das Schicksal der Girondins, das offenbar immer zu Hass und Zerstörung führt, niemals zu Triumph. In der Politik haben wir jedoch keinen Erfolg: Die Welt des Geistes ist immer im Jenseits. Das Prinzip, für das wir kämpfen, findet in der sichtbaren Welt keine Verwirklichung. Und doch ist es in seiner Ungreifbarkeit die einzige Stabilität, die allen Kriegen und allen Völkern unabhängig von den Eventualitäten folgte, denn es ist die Freiheit selbst, die in jedem Menschen als wesentliches inneres Lebensprinzip wiederaufersteht und folglich niemals vergeht, wie Lehren, Gesetze und sogar Religionen. Indem wir ihr dienen, dienen wir nicht nur einer Partei, sondern allen Mitgliedern aller Parteien der gesamten Menschheit.«
Stefan Zweig, 1922

»Es gibt zwei Arten, Politik zu machen. Es gibt die alltägliche Berufspolitik, die viel Geschick erfordert zu viel Geschick; es ist die Politik der Diplomaten, der Staatsmänner und der Parlamentarier. Sie ist für den Künstler praktisch unmöglich, denn sie erfordert den ganzen Einsatz eines Menschen. Aber diese Unfähigkeit zur Parteipolitik schließt nicht die moralische Teilnahme des Intellektuellen an der echten Politik aus: Die Klarheit seiner Ideen, die Richtigkeit seiner Sichtweisen, die Rechtschaffenheit seiner Vision ermöglichen es ihm, von Nutzen zu sein. Als Mann der Tat könnte er unterlegen sein, als Mann des Denkens wird er immer und überall seine Position behalten.«
Stefan Zweig, 1932


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