Genre:
Deutsche Sprach- & Literaturwissenschaft
Herausgeber:
Schillergesellschaft
Im Juni 1957 erreicht Paul Celan in Wien eine Karte des Verlegers Günther Neske, die eine Abbildung des Sprechgitters im ehemaligen Pfullinger Kloster trägt. Aufgrund ihres Schweigegelübdes war den Nonnen Kommunikation nur an diesem Gitter möglich. Noch am Tag der Ankunft der Karte schreibt Celan sein Gedicht Sprachgitter, in dem sich Erinnerungen an seinen ersten Wienaufenthalt verdichten: 1948, nach seiner Flucht aus Rumänien, stellte sich für Celan das Problem neu, Gedichte für Leser zu schreiben, die auf der Seite der Täter gestanden hatten. Dieser Konflikt nahm in der Liebesbeziehung zu Ingeborg Bachmann exemplarisch Gestalt an, in der der staatenlose Jude deutscher Sprache aus Czernowitz, der beide Eltern in einem deutschen Konzentrationslager verloren und selbst ein rumänisches Arbeitslager überlebt hatte, auf die Tochter eines frühen Mitglieds der österreichischen NSDAP traf.
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