Klasse 12B3 der Schillerschule in Weimar

Klasse 12B3 der Schillerschule in Weimar

Einband:
Kartonierter Einband
EAN:
9783966985918
Untertitel:
22 Lebensgeschichten der DDR-Nachkriegsgeneration 60 JAHRE 1959-2019
Genre:
Romanhafte Biografien
Autor:
Jürgen Piquardt, Elisabeth Bolten-Hundt, Christa Büse, Günther Drommer, Jürgen Fritzlar, Karin Häckel, Rainer Herrmann, Hannelore Hrdina, Ursula Korn, Heidrun Kramer, Irmelin Küttner, Dieter Liske, Ludwig Malsch, Monika Mörtel, Johann-Adolf Müller, Klaus Nührich, Heinrich Olschowsky, Elke Riedel, Elvira Rudolph, Günther Sinke, Rosemarie Spandl, Peter Trappe, Manfred Werner
Herausgeber:
Nova MD
Auflage:
Erstauflage
Anzahl Seiten:
218
Erscheinungsdatum:
2020
ISBN:
978-3-96698-591-8

50 Jahre nach dem Abitur und 10 Jahre nach der Wiedervereinigung schreiben 22 KlassenkameradInnen der Weimarer Schilleroberschule noch einmal einen Klassenaufsatz: Mein Leben. Vor und nach der »Wende«. Aufsätze nicht für den Deutschlehrer zum Benoten, sondern um den MitschülerInnen der Klasse 12B3 Wichtiges aus ihrem Leben mitzuteilen. Der Entschluss, diese Aufsätze im Jahre 2019, zum 60-jährigen Abiturjubiläum »öffentlich zu machen«, ist der nicht zu erdichtenden Vielfalt der Aufsätze zuzuschreiben: Das Leben der DDR- Nachkriegsgeneration mit all ihren Träumen, Chancen, Nöten wird nachvollziehbar. Die friedliche Revolution, die zur »Vereinigung« führte, haben »die im Osten« Gebliebenen der 12B3, die Mehrzahl, und die Ausgewanderten, Flüchtigen unterschiedlich erlebt, mitgestaltet und im Hernach bewertet. Übereinstimmend ist das Gefühl, dass die angestammten Bundesrepublikdeutschen, die Gewinner des »Kalten Kriegs« nicht verständnis- oder gar liebevoll-»brüderlich« mit ihnen umgegangen sind. Viel Seelenleid hätte verhindert werden können. Aber zum Trost, und das belegen die Aufsätze: ein gutes Leben, ein erfülltes Leben ist, mit Hilfe der Götter, der kosmischen Energie, des Glücks überall möglich gewesen, egal ob im »Osten« oder im »Westen«, egal ob »Oben« oder »Unten«. Doch immer: »Jenseits von Gut und Böse«.

Klappentext
Oh, da heißt es tief Luft holen: Russich hat unsere »Junge Welt« intensiv belebt, auf verschiedenste, auch oft heitere Art: Der Lehrer war meistens nur eine Lektion voraus. Wo sollten denn die vielen RussischlehrerInnen 1949 auch herkommen? Was haben wir SchülerInnen da nicht alles erspüren können, von den Zwängen der Älteren. Im Hernach: Im glücklichsten Fall haben wir Puschkin in seiner Sprache erahnt und geliebt, im normaleren Leben sind wir Professor in Moskau, Deutschlehrer in Bulgarien geworden. Ganz sicher hat »Russisch« unsere Jugend mehr bestimmt als Englisch. Elvis Presley und Bluejeans waren unsere äußersten Erlebnisse in Richtung »große, weite englische Welt« und leider, leider oft nicht tolerierbare Herausforderungen für das so starre »Ost-System«. Wie schön und zukunftsweisend für viele Völker hätte sich der Sozialismus ausweiten können, ohne die russischen Überspringungen von gesellschaftlichen Entwicklungsstufen, vom Feudalismus direkt zum globalen Kommunismus, wären die sowjetisch geschulten deutschen Macher selbstbewusster, weniger doktrinär und stattdessen ehrlicher und heiterer gewesen. Die Stimme und die Reden des völlig fehlplatzierten Staatsratsvorsitzenden Ulbricht für das Schaffen einer heileren Welt ähnelt ja sehr der Stimme und leider auch, in Ansätzen, der Methode eines anderen missratenen Verführers. Und gleichermaßen: Die selbstgefällige, unbedachte Mentalität von Siegern, gewachsene Strukturen zu missachten, Städte aufzuteilen, Du bekommst das Schloss, ich den KU-Damm, hat das Neben- oder gar Miteinander zweier Systeme, ohne Grenzen, unmöglich werden lassen. Hätten die Befreier nicht behutsamer, einfühlsamer mit den Befreiten umgehen können, nicht zerstückelte Großstadt, sondern Thüringen auch »amerikanisch«?

Leseprobe
Als ich in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Schiller-Oberschule in Weimar besuchte, erzählte ich irgendwann einem Freund auf dem gemeinsamen täglichen Schulweg, man könne in einer alten weimarischen Urkunde nachlesen, dass es im ehemaligen Residenzstädtchen einstmals verboten gewesen sei, einen unverhüllten Spiegel durch die Gassen zu tragen, weil sonst die dort frei umherlaufenden Schweine den Kampf mit ihrem eigenen Bild aufnehmen könnten. Aber das ist ein Geschichtchen aus der Jugendzeit des um Ironie bemühten Oberschülers, der diese historische Quelle weder gesucht noch gefunden hat. Tatsache ist hingegen, dass sich das abseits jeder bedeutenden Handelsstraße liegende Weimar im Chor der kleinformatigen thüringischen Landesherrschaften anfangs weder durch herausragende Pracht noch durch besonderen Reichtum hervortat. Die Heidecksburg in Rudolstadt, Schloss Friedenstein in Gotha, das Obere Schloss in Greiz und all die anderen hielten im Kampf um den eindrucksvollsten Herrschaftssitz durchaus mit. Aber dann kam die Zeit der Klassiker, und Goethe, Schiller, Herder und Wieland in Weimar wurden vielleicht doch zu den bedeutendsten Neubürgern in Thüringen. Des Dichters Worte hallten für den, der sie hören konnte und wollte, wie Donnerschläge durch die deutschen Lande: Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst und übe, dem Knaben gleich, der Disteln köpft, an Eichen dich und Bergeshöhn; musst mir meine Erde doch lassen stehn und meine Hütte, die du nicht gebaut und meinen Herd, um dessen Glut du mich beneidest.


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