Genre:
Historische Romane & Erzählungen
Herausgeber:
Rotpunktverlag
Erscheinungsdatum:
14.03.2023
»Was für winzige Füße, sagte er, weiß wie Dampfnudeln.«
Eigentlich müsste Peter ein unglücklicher Mensch sein, aber der Zufall, oder eine gütige Vorsehung, haben dafür gesorgt, dass ihm ein »Empfindungschromosom« fehlt. Schon seine Eltern kamen ihm vor wie fremde Wesen, und seine Frau, vermutet er, wird er bis an sein Lebensende nicht verstehen. Ihr erstes gemeinsames Kind ist bei der Geburt gestorben, und eines unscheinbaren Tages betritt eine Polizistin Peters Verwaltungsbüro, um ihm zu sagen, dass sein zweiter Sohn von einem Lastwagen überrollt wurde. Sein Leben geht weiter, man schickt ihn nach Nancy, um eine belanglose Grußbotschaft zu überbringen. Als auf der Rückreise eine unvorhergesehene Fahrplanänderung angekündigt wird, vertraut eine verzweifelte Mutter Peter ihren Sohn an. Zéphyr, so heißt der Junge mit der orangefarbenen Schwimmweste, werde in Basel von seinem Onkel abgeholt. Auf der Fahrt versucht Peter dem fremden Jungen ein fürsorglicher Begleiter zu sein. Spontan steigen die beiden in Mulhouse aus, um Zéphyrs Tante (und ihre Carrerabahn) zu besuchen. Stattdessen landen sie in einem winterlich kalten Bach, einem 5-D-Film, der Zéphyr den Magen umdreht, einer Umkleidekabine und für die Nacht in einem Hotelzimmer. Von Unwägbarkeit zu Unwägbarkeit wird Peters Hilflosigkeit Zéphyr gegenüber zarter, ja zärtlicher. Eine schwer fassbare, in Momenten irritierende Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden, bis sie doch noch in Basel ankommen und die Reise ein abruptes Ende nimmt.
»Zschokkes Literatur ist ein Monolith in der immer seichter werdenden Masse.« Gallus Frei-Tomic »Seine eigensinnigen und gelassenen Geschichten verleihen gerade dem Nichtstun und dem Unzulänglichen zutiefst humane Würde und Bedeutung.« Hans Ulrich Probst »Ein Buch für Wagemutige! [] 'Der graue Peter' ist ein kurioses Leseerlebnis, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.« 24symbols
Autorentext
Matthias Zschokke, geboren 1954 in Bern, ist Schriftsteller und Filmemacher und lebt seit 1979 in Berlin. Für seinen Debütroman "Max" erhielt er 1982 den Robert-Walser-Preis. Später wurde er u.a. mit dem Solothurner Literaturpreis, dem Grossen Berner Literaturpreis, dem Eidgenössischen Literaturpreis, dem Gerhart-Hauptmann- und dem Schillerpreis geehrt und, als bislang einziger deutschsprachiger Autor, mit dem französischen Prix Femina étranger für "Maurice mit Huhn".
Klappentext
»Seine Frau schaute ihn an. Nach einer Pause öffnete sie den Mund und holte ein wenig Luft, um etwas zu sagen. Dann schloss sie den Mund wieder. Es fiel ihr keine Antwort ein. Sein Versuch, das Schicksal zu erklären, überzeugte sie nicht.« Eigentlich müsste Peter ein unglücklicher Mensch sein, aber der Zufall, oder eine gütige Vorsehung, hat dafür gesorgt, dass dem höflichen Beamten ein »Empfindungschromosom« fehlt. Es scheint alles an ihm abzuperlen wie an einer Regenhaut. Doch als er zufällig zum Reisebegleiter eines fremden Jungen wird, entspinnt sich eine zarte, beinahe zärtliche Beziehung zwischen dem grauen Peter und Zéphyr, dem Jungen mit der orangefarbenen Schwimmweste. »Zschokke ist ein Meister der Gestaltung der Ereignislosigkeit, des Understatements, der Sensationen des Gewöhnlichen in scheinbar purer Poesie; seine Texte pendeln dabei stetig zwischen unverhohlener Melancholie und betörender Beschwörung kleinster Glücksmomente.« Hans Ulrich Probst
Leseprobe
Er schaut sein Eclair und seine heiße Schokolade an und schluckt leer. Peter fragt, ob er vor dem Essen beten wolle. Zéphyr sagt: »Maman hat mir verboten, Süßigkeiten von einem fremden Mann anzunehmen.« Peter sagt: »Sehr gut. Das darfst du auch wirklich nicht. Doch meinte sie Süßigkeiten, die ein fremder Mann dir auf der Straße anbietet. Die könnten vergiftet sein oder mit Schlafmitteln versetzt, sodass du davon ohnmächtig wirst und entführt und umgebracht werden kannst. Das Eclair hast du aber da vorne in der Vitrine gesehen. Das ist unverdächtig. Das kannst du bedenkenlos essen. Du musst bloß sehr genau auf meine Hände achten, damit ich nicht in letzter Sekunde noch ein Pulver drüberstreuen oder irgendwelche Betäubungstropfen draufkippen kann. Ich lege meine Hände sichtbar auf die Tischplatte und lasse sie so lange ausgestreckt mit den Handflächen nach oben liegen, bis du dein Mörderding aufgegessen hast.« Das leuchtet Zéphyr ein. Er nimmt seine Gabel und sticht in sein Eclair.
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