Herausgeber:
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Erscheinungsdatum:
08.10.2007
In jeder bekannten Gesellschaft gibt es ein gewisses Ausmaß an sozialer Ungleichheit der Lebensverhältnisse. Solche Disparitäten werden in der Bevölkerung, aber auch in Politik und Wissenschaft als unvermeidlich und legitim hingenommen, weil sie zu einem Teil das Ergebnis von persönlichen Leistungen und natürlichen menschlichen Merkmalen sind. Eine akzeptabel empfundene Ungleichheit wird aber dann als nicht mehr akzeptabel und ille- tim empfunden, wenn sie ein bestimmtes Ausmaß überschritten hat. Wird die Kluft z- schen den sozioökonomisch Privilegierten und den Benachteiligten zu groß, kommt es über kurz und lang zu Konflikten und Spannungen und der soziale Zusammenhalt einer Gese- schaft ist gefährdet. Die sozial Benachteiligten sind nur so lange bereit, sich mit den für sie ungünstigen Besitz- und Machtstrukturen der Gesellschaft zu arrangieren, wenn sie den Eindruck haben, durch sie nicht dauerhaft in der Entfaltung ihrer Möglichkeiten behindert zu werden und die Chance zu haben, das moralische Grundprinzip der Gleichwertigkeit von Personen und der Fairness und Solidarität bei der Verteilung von Ressourcen als gültig und in Kraft befindlich zu erleben. Die soziale Ungleichheit, gemessen an den zur Verfügung stehenden finanziellen R- sourcen, Anerkennungsmöglichkeiten und Bildungschancen, vergrößert sich in allen hoch entwickelten Gesellschaften. Die Schere im Lebensstandard zwischen den gut und den schlecht situierten Bevölkerungsgruppen hat sich auch in Deutschland als einem Land mit vergleichsweise stark ausgebautem sozialen Transfersystem seit 50 Jahren immer weiter vergrößert. Durch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990 hat sich dieser Prozess der wachsenden Disparitäten deutlich beschleunigt.
Das Grundlagenbuch zur Medizin- und Gesundheitssoziologie
Autorentext
Dr. Matthias Richter ist Vertretungsprofessor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.
Dr. Klaus Hurrelmann ist Professor an der Hertie School of Governance in Berlin.
Klappentext
Der Band gibt einen Überblick über die zentralen Theorien und Konzepte zur Soziologie gesundheitlicher Ungleichheit. Zudem werden die wichtigsten Methoden vorgestellt und die praktischen Herausforderungen erläutert.
Inhalt
Gesundheitliche Ungleichheit: Ausgangsfragen und Herausforderungen.- Was prägt das Krankheitsrisiko: Schicht, Lage,Lebensstil?.- Meso-soziologische Ansätze und die Bedeutung gesundheitlicher Unterschiede für die allgemeine Soziologie sozialer Ungleichheit.- Erklärungsansätze sozial differenzierter Gesundheits- chancen.- Soziale Ungleichheit bei umweltbezogener Gesundheit: Erklärungsansätze aus umweltepidemiologischer Perspektive.- Psychosoziale Belastungen im Erwachsenenalter: Ein Ansatz zur Erklärung sozialer Ungleichverteilung von Gesundheit?.- Die Bedeutung verhaltensbezogener Faktoren im Kontext der sozialen Ungleichheit der Gesundheit.- Der Einfluss von sozialer Ungleichheit auf die medizinische und gesundheitsbezogene Versorgung in Deutschland.- Soziales Kapital soziale Ungleichheit und Gesundheit.- Die Lebenslaufperspektive gesundheitlicher Ungleichheit: Konzepte und Forschungsergebnisse.- Kulturelles Kapital, kollektive Lebensstile und die soziale Reproduktion gesundheitlicher Ungleichheit.- Gesundheitliche Ungleichheit bei Kindern und Jugendlichen.- Ungleiche Gesundheitschancen bei Erwachsenen: Zusammenhänge und mögliche Erklärungsansätze.- Gesundheitliche Ungleichheit im höheren Lebensalter.- Migration, Mortalitat und der Healthy-migrant-Effekt.- Die Kategorie Geschlecht: Implikationen fürden Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit.- Vulnerable Gruppen: Verwundbarkeit als politik- sensibilisierende Metapher in der Beschreibung gesundheitlicher Ungleichheit.- Messung des sozioökonomischen Status in sozialepidemiologischen Studien.- Die Messung der subjektiven Gesundheit: Stand der Forschung und Herausforderungen.- Strukturelle und verhaltensbezogene Faktoren gesundheitlicher Ungleichheit: Methodische Überlegungen zurErmittlung der Erklärungsanteile.- Herausforderungen bei der Beschreibung gesundheitlicher Ungleichheit in Europa: Ein Überblick aktueller Studien.- Primärprävention als Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen.- Gesundheitsförderung: Eine Strategie für mehr gesundheitliche Chancengleichheit jenseits von kassenfinanzierten Wellnessangeboten und wirkungslosen Kampagnen.- Strategien der Schule zur Kompensation importierter und Reduktion intern erzeugter gesundheitlicher Unterschiede bei Kindern und Jugendlichen.- Kooperationsverbund zur Realisierung der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten in Deutschland.- Quantitative Zielvorgaben zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit: Lernen von anderen westeuropäischen Staaten.
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