Cool. Jazz als Gegenkultur im westlichen Nachkriegsdeutschland

Cool. Jazz als Gegenkultur im westlichen Nachkriegsdeutschland

Einband:
E-Book (pdf)
EAN:
9783967079166
Genre:
20. und 21. Jahrhundert
Autor:
Stephan Braese
Herausgeber:
edition text + kritik
Anzahl Seiten:
442
Erscheinungsdatum:
05.03.2024

Jazz übte eine eminente kulturelle Wirkung auf zahlreiche Sphären der neuen Öffentlichkeit Deutschlands nach der Befreiung 1945 aus und wurde zum Ausdruck eines komplexen Zeit- und Lebensgefühls, das weit über Liebhaberkreise hinaus Einfluss auch auf Literatur und Film, Debatten und Diskurse genommen hat. Das Buch zeigt in konzisen Lektüren der unterschiedlichsten Zeugnisse von Fan-Zines und Leserbriefen über Essays und Sachliteratur, Romane, Hörspiele und Filme bis zu Zeitschriften wie "twen" oder mündlichen Überlieferungen aus der "Exi"-Jugendszene , in welchem Maß Jazz durch seine enge Verknüpfung mit der radikal kritischen, dabei zugleich 'zurückgenommenen' Haltung des amerikanischen Cool gegenkulturelle Virulenz zum restaurativen Geist der Adenauer-Ära entfaltet hat. Zugleich wird deutlich, dass diese Virulenz durch die besonderen Bedingungen im Westdeutschland der Nachkriegsjahre spezifisch aufgerufen wurde. Zu diesen gerade an diesem Ort relevanten, letztlich unvermeidlichen Bedeutungsfeldern gerieten vor allem die Frage nach dem Rassismus, die Frage nach der nationalen 'Identität' und schließlich die Revision des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik durch eine radikale Ausdruckskultur. Jazz wird erkennbar als genuiner Ausdruck eines zutiefst skeptischen Lebensgefühls bis die charakteristische Haltung des Cool durch die des lautstarken und aktivistischen Protestes einschließlich der sie begleitenden neuen musikalischen Soundtracks abgelöst wurde.

Autorentext
Stephan Braese ist Ludwig-Strauß-Professor für Europäisch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte an der RWTH Aachen. Veröffentlichungen u.a. über Jazz im Nationalsozialismus, Theodor W. Adornos und Alfred Lions Begegnung mit dem Jazz im Exil und zur Stellung des Jazz im Werk Alfred Anderschs.

Inhalt
ein vordem nie gekanntes Hochgefühl. Einführung Im Frühjahr 1945 Cool Gegenkultur Zeitfenster 19451969 I. Kampf um Selbstbestimmung 19451950 - Warum hüllt ihr euch sonst in Schweigen? Die Hot Clubs nach der Befreiung (19451947) Jazz während des NS-Regimes Frankfurter Anfänge Hypotheken des NS-Rassismus Exklusivität und politische Abstinenz Olaf Hudtwalckers Intervention - Das deutsche Ohr verlangt die Melodie. Die "Hör zu!"-Kampagne von 1947/48 Der Auftakt Steigerung und erste Verteidigungsrede Eine Gegenpolemik und weitere Reaktionen Das Einlenken der Sendeanstalt Die Bilanz - klarinettenhart. Wolfgang Borcherts "Das ist unser Manifest" (1947) Borchert im Nachkrieg Funktion der Härte bleibt aber hochanständig. Rudolf Jugerts Musikfilm "Hallo, Fräulein -!" (1949) Der Film Marketing, Publikumsaufnahme, Pressestimmen Eine besondere Wortmeldung - Je ordnungsloser die Zeit, desto notwendiger der Rhythmus. Joachim-Ernst Berendts "Der Jazz Eine zeitkritische Studie" (1950) Ideologischer Wiederaufbau in den Westzonen Berendts Epochendiagnose Kulturkonservative Ausrichtung mit gegenläufigen Einschlüssen Zeitgenössisches Echo und jüngere Lektüren II. Durchbruch in die Diskurse 19511954 - another people's struggle for freedom. Sidney Finkelsteins "Jazz" (1951) Eine marxistische Jazz-Geschichte Kampf gegen den Rassismus Im westdeutschen Kulturbetrieb - Solidarität der weißen Rasse. Wolfgang Koeppens "Tauben im Gras" (1951) Ein Tag in Deutschland/ Germany Jazz in "Tauben im Gras" Körperlichkeit und 'Rasse' Aufnahme in Westdeutschland - falsche Liquidation der Kunst. Adorno im "Merkur" (1953) Die Initiative Hans Paeschkes Adornos Auseinandersetzung mit dem Jazz 19331936 Adornos "Merkur"-Beitrag Ware contra Widerständigkeit Berendts Antwort Adornos Erwiderung Was 'blieb' - Für alle. Joachim Ernst Berendts "das jazzbuch" (1953) Angriff auf das Bildungsprivileg Erfahrung des 'Echten', ihre Gefahren und Rezepte zu ihrer Einhegung Deutsche Reaktionen und internationales Echo - sehen, was wirklich geschieht, wenn Jazz geschieht. Joachim Ernst Berendts "Jazz optisch" (1954) Die Entwicklung der Jazzfotografie bis Anfang der 1950er Jahre Der "ideale Helfer": Berendts Einsetzung der Jazzfotografie in Westdeutschland Bürgerliche Respektabilität und Durchscheinen der Gefährdung Reaktionen und Wirkungen III. Höhenkamm und Underground 19581959 - meilenweit von allem Menschlichen entfernt. Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott" (1958) Die Pariser Konstellation Der Film Französische Stimmen, Aufnahme in Deutschland - um beginnender Schamlosigkeit zu begegnen. Günter Grass' "Die Blechtrommel" (1959) Günter Grass in der Düsseldorfer Jazz-Szene Oskar der Jazzmusiker Weltruhm und deutsche Diskussion - brennen, brennen, brennen. Jack Kerouacs "Unterwegs" (1959) Das Gerücht von der "Beat Generation" Bebop in "Unterwegs" Die Aufspaltung der Rezeption IV. Zwischen Zeitgeist und Mode 19581960 - einfach rauh. Alfred Anderschs Funk-Collage "Der Tod des James Dean" (1959) Zeitzeichen, eingesprengt Kenny Clarke und Charles de Gaulle "Vorm Einsatz des Sprechers Musik kurz wegnehmen" - Das war praktisch der erste Ausweg. Die Exis Jugend 1958 "Paris" in der Kleinen Bockenheimer und anderswo Einhegungsversuche und Resistenz Ende und Erbe - Bitte geben Sie nicht zu viel Geld aus. Die Zeitschrift "twen" (1959) Die Wende zum Kommerz "TWEN Hamburg Bummel": Was man in Jazzkellern trägt V. Aus- und Nachklänge - Private Befindlichkeit. Fritz Rudolf Fries' "Der Weg nach Oobliadooh" (1966) "Are you listenin'?" Leipziger Cool 1957 Die konservative Kritik; zwischen Reaktion und Kaltem Krieg Die neue Kritik von links - bestand aber plötzlich / auf Albert Ayler. Friedrich Christian Delius' "Die Zukunft der Schönheit" (1966/2018) Eine Nacht in der Lower East Side - die in Wahrheit progressive Klasse. Deutsche Reaktionen auf LeRoi Jones' "Blues People" (1969) Ein amerikanischer Klassiker Die deutsche Rezeption Literaturverzeichnis Bildnachweis Dank Register


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